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Festgefahren
 
Anfang Oktober 2013 beendete ich um die Mittagszeit die Vorbereitung für ein Interview, welches ich Ende Oktober in München führen wollte. Glücklich über die erfolgreiche Arbeit beugte ich mich über die Straßenkarte von Island. Die mir verbleibenden fünf Stunden Tageslicht wollte ich damit füllen, mit meinem kleinen 4x4 Honda CRV einen Weg zu befahren auf dem man mit nur 10 – 40 km/h unterwegs ist. Es war ein Experiment.
 
Aauf dem Weg
 
Das Wetter schien für heute zu halten, was man auf Island zwar nie so genau sagen kann, aber nachdem ich das Wetter seit Wochen studiert hatte, war ich mir dessen sicher.
 
Meine Entscheidung fiel auf eine kleine Straße unweit von meinem Häuschen. Auf die genaue Bezeichnung der Straßen verzichte ich an dieser Stelle, nur soviel sei verraten, es handelte sich um eine "F", also Bergstraße.
 
Auf zum See
 
Geschätzte Streckenlänge: rund 30 Kilometer, geschätzte Reisezeit: 2 Stunden. Schnell füllte ich noch etwas Wasser in meine Trinkflasche, schnappte mir auf dem Weg meine Stirnlampe und kramte im Schrank die drei benötigten Batterien hervor, ein Apfel und Kekse bildeten den Reiseproviant, welchen ich innerhalb einer Stunde verputzt hatte.
 
Gut gelaunt brach ich auf und bog auf die F-Straße. Stolz betrachtete ich das Schild, welches besagte, dass hier nur noch Allradler erlaubt sind. Selbstsicher eroberte ich Meter um Meter dieser Straße, welche keine ist. Jeder Bauer bei uns würde sagen, "ich bin doch nicht wahnsinnig und ruiniere mir meinen Traktor auf dem Weg." Der Weg war steil, mit größeren losen Steinen durchwachsen, tiefe Furchen durchzogen und die meiste Zeit waren 10km/h meine Höchstgeschwindigkeit. Dafür sah ich eine Landschaft, welchen all den Menschen verborgen blieb, die unten auf der Asphaltstraße unterwegs waren. Die Durchquerung eines Creeks gestaltete sich als eine etwas eigenwillige Herausforderung, da ich ums verrecken die Tiefe nicht abschätzen konnte. So watete ich kurzerhand durch das stellenweise gefrorene Wasser. Es klappte und munter setzte ich die verbleibenden 4km bis zur Kreuzung mit der nächsten Bergstraße fort. Angestachelt von all der Schönheit bog ich nach links ab, da es erst 14:30 Uhr war.
 
Die Tachonadel kletterte auf 40 km/h und ich kam mir wie ein Rennfahrer vor. Nach drei Kilometern im flachen Gelände erreicht ich die Serpentinen, welche mich ins Hochland brachten. 8 – 10 enge Kehren erklomm mein CRV und wieder war ich nur mit 20 km/h unterwegs. Aufs höchste konzentriert bewerkstelligte ich die 300 Höhenmeter und atmete befreit durch, als ich oben ankam. Eine gigantische Ebene lag vor mir und in nicht all zu weiter Entfernung speisten zwei Gletscherzungen einen See, …. und genau dahin wollte ich.
 
Der See
 
Ich studierte nochmals meine sehr detaillierte Straßenkarte und erkannte, dass ich an der Zufahrt mit 20 Sachen schon vorbei gesaust war. Also umdrehen und Augen offen halten. Ich fand sie auch, die Abzweigung, aber ohne die zwei Fahrzeugspuren, welche ich mit Adlersaugen entdeckt hatte, wäre ich wieder vorbei gefahren. Der Trampelpfad durch eine Steinwüste faszinierte mich und eine nie zuvor gespürte Abenteuerlust machte sich in mir breit. Stolz wie Oskar quetschten wir (mein Auto und ich) uns eng an Felswänden vorbei, durchquerten schmale Buchten des trockenen Seegrundes, umschifften Felsbrocken welche im Weg lagen, überquerten Querrillen, welche mir eine Delle am letzten Topf des Auspuffes einbrachten und standen nach gut 5 Kilometern vor dem endgültigen Aus. Eine Spalte quer durch den Pfad machte selbst mir deutlich, dass hier das Ende der Fahnenstange war. Also gut, ich zuckte mit den Schultern und ergab mich meinem Schicksal, dass ich nun umdrehen musste. Ich ging wieder zu meinem Honda zurück, als ich mein kommendes Verhängnis entdeckte. Die Fahrzeugspuren, welche mich bislang geleitet hatten, entdeckte ich auf dem wasserlosen Grund des Gletschersees. "Prima! Was die können, kann ich auch!" Selbstsicher stieg ich in meinen kleinen Jeep und suchte die Einfahrstelle in den See. Die war nicht schwer zu entdecken, die lag gerade mal 500 Meter hinter mir und war so flach, das ich mit meinem langen Mercedes hätte reinfahren können. Doch bevor es rein ging, stieg ich nochmals aus und erkundete den Grund zu Fuß. Nach 10 Minuten kehrte ich zurück und war davon überzeugt, dass mich der Grund tragen würde.
 
Die Fußprobe
 
Nie werde ich vergessen, mit welcher Siegerstimmung ich die 5 Meter Ufer überwand und mein Jubelgesang über meine Verwegenheit klingt mir noch heute in den Ohren. Unbesiegbar fühlte ich mich, selbst als ich mir allmählich darüber bewusst wurde, dass mein Auto doch etwas schwerer war als ich und es sehr weich unter mir wurde. "Umdrehen, Barbara, du musst umdrehen!!! Aber denke daran, einen großen Bogen fahren und darauf achten, dass du nicht langsamer wirst!!" Dies sollten meine letzten klaren Gedanken für die nächsten Stunden gewesen sein.
 
In der Sonne
 
Ich drehte um, im großen Bogen und war nur gute 50 Meter vom festen Ufer entfernt, als es zu weich wurde - ich stecken blieb. Instinktiv wusste ich, das ich auch gar nicht mehr weiter Gas geben brauchte, denn ich würde mich nur noch weiter eingraben. Mit einem Schlag war die Unbesiegbarkeit dahin und das Adrenalin floss pur durch meine Adern. Mit zitternden Fingern griff ich zu meinem Handy – kein Empfang – null!!! Schei…. . Kein Mensch auf der ganzen Welt wusste, wo ich war und es gab nur eine Hand voll Menschen, die von meinem Islandaufenthalt wussten und nur einer davon kannte mein Häuschen. "Jetzt Barbara, jetzt musst du zusehen, wie du da wieder raus kommst."
 
stecke fest
 
Der Zufall wollte es, dass mein kleiner Honda mir mit seiner Schnauze die Richtung zu einem Bergsattel wies, auf welchem ich eventuell Empfang haben könnte. Dieser Bergsattel war die einzig begehbare Anhöhe, ansonst ragten links und rechts davon die Felswände senkrecht in die Höhe. Ich wusste zudem, dass auf der anderen Seite der Berge das Tal liegt in welchem ich wohne und wir haben dort unten sehr wohl Empfang.
 
Also gut, immer noch am ganzen Leib zitternd machte ich mich auf den Weg. Mit dem Adrenalin im Blut benötigte ich vielleicht nur 10 Minuten um auf die höchste Stelle des Sattels zu gelangen. Atemlos zog ich mein neues Smartphone aus der Hülle und starrte gebannt auf die Anzeige. Ein kleiner Punkt auf der Empfangsskala! Reicht normalerweise nicht für eine Sprachübertragung aber egal, besser als nichts. Aufgeregt tippte ich 112, es läutete und nach dreimaligem Freizeichen hörte ich erleichtert, dass mein Anruf entgegen genommen wurde. Jetzt mussten sie mich nur noch verstehen. "Hallo! Kannst du mich hören? Ich bin in Not, ich stecke im …See fest!" "Was!? Du steckst im See fest?" "Nein, nicht direkt im See, im trockenen Seeufer!" "Wie bist du denn dort hin gekommen?" "Mit dem Auto, dumme Frage, kannst du mir bitte Hilfe schicken, ich komme alleine nicht mehr raus." "Ja, aber geht es dir gut? Sind Menschen zu schaden gekommen?" "Nein, ich bin alleine und bin unversehrt." "Gut, bleib in der Leitung, ich verbinde dich mit der Polizei." Was für ein Schwachsinn, einem Menschen in der Not erst mit der Polizei zu verbinden, ich wunderte mich darüber, war aber froh mit Menschen sprechen zu können. Nach 10 Sekunden war die Polizei in der Leitung und wieder wurde ich gefragt wo ich war und wie ich dorthin kam. Der gute Mann wollte es noch genauer wissen und fragte mich nach der Automarke. "Ein Honda CRV." "Was, ein CRV, wie bist du mit diesem Auto dort hoch gekommen?" "Das ist doch jetzt egal, können sie mir bitte Hilfe schicken?" "Ja, die habe ich schon aktiviert, doch es wird eine Weile dauern bis die da sind."
 
 
Das Gespräch wurde beendet und mir viel ein großer, ein sehr großer Stein vom Herzen. Ich blickte auf und nahm auf einmal meine Umgebung wahr, sie war atemberaubend schön. Erleichtert suchte ich mir zwischen den kleinen Felsbrocken den Weg zu meinem Auto und spürte, wie die Lebensfreude wieder in mir einzog. Ich rechnete mir aus, dass im schlechtesten Fall der Rettungstrupp in zwei Stunden da sein müsste, das wäre dann 17:00 Uhr.
 
Der liebe Gott meinte es gut mit mir und ließ die Sonne durch die Wolken blinzeln. Was für eine Wohltat, sofort stieg mein Stimmungsbarometer. Ich unternahm einen ausgiebigen Spaziergang im trockenen Seegrund, tat ein wenig Taiji und machte ein paar Fotos. Für die nächsten 60 Minuten war alles in bester Ordnung, noch hatte ich Wasser, doch nur noch ein paar Schluck. Irgendwann begannen meine Gedanken nicht nur durch die letzten Stunden zu wandern, sondern auch durch das letzte Jahr, durch mein Leben. Ich blickte auf die Uhr, ah, 16:30 Uhr. "Schön langsam konnten sie kommen." Ich überlegte mir ob es wirklich so gut gewesen war, dass ich aus meiner Partnerschaft ausgestiegen war. Mit Jörg wäre mir dies nicht passiert, da wären wir diesem Pfad nicht gefolgt. 16:35 Uhr. "Wie das wohl alles ausgehen mag? Bestimmt kommen sie gleich. Ich will es nochmals aus eigener Kraft versuchen." Ich startet den Motor und legte den Gang ein. Leider besaß der Wagen ein Automatikgetriebe, etwas dümmeres als 4-Wheeler gibt es nicht. Da hat man nun wirklich keine Chance raus zu kommen. Ich bräuchte jetzt ein Differenzialgetriebe, wo ich die Räder weg schalten konnte, doch das ging nicht. Ich schaltete wieder aus. 16:45 Uhr. "Also, wenn sie in 15 Minuten nicht da sind, gehe nochmals auf meine Hügel." Meine Nervosität wuchs von Minute zu Minute. Inzwischen half auch kein Taiji mehr, ich musste einfach los marschieren.
 
Abendstimmung
 
Um 17:00 Uhr wählte ich wieder 112. "Gut das du anrufst, der Rettungstrupp findet dich nicht." "Wie, der findet mich nicht?! Die müssen doch nur die F… bis zum Pass und dann links den kleinen Pfad folgen, den habe ja sogar ich gefunden." "Du kommst ganz zerhackt an. Bleibe auf alle Fälle beim oder im Auto, sie sind auf dem Weg. Wenn sie in 45 Minuten nicht da sind, dann ruf nochmals an." Ende – die Verbindung war unterbrochen. Ich stand auf meinem Kommunikationshügel und der Wind zerrte an meiner Kleidung. Das war das erste Mal das ich den Wind wahrnahm. Ich fühlte mich elend, mir war, als würde sich unter mir die Erde auftun. Es ist so schrecklich, wenn man gerade noch mit einem Menschen gesprochen hatte und mit einem Mal ist es wieder Still um einen herum. Mit weichen Knien stieg ich wieder ab und erreichte sicher mein Auto. Ich hatte Durst. Ob ich mir so einen Eiszapfen abbrechen sollte und ihn lutschen? Eine innere Stimme verbat es mir, das gefrorene Wasser könnte mit Bakterien versetzt sein, welche mein Darm nicht verträgt. Durchfall konnte ich nun keinen gebrauchen. "Naja, wenn die bald kommen, dann ist ja alles gleich vorbei." 17:15 Uhr. Mir war langweilig. Ich schleppte ein paar Stein vom Weg heran und versuchte sie unter die Räder zu bugsieren. Ein abgebrochene Latte einer Palette diente mir als Schaufel. Meine lag zu Hause, super, da konnte sie wenigstens nicht verloren gehen. Ich wusste, dass dies reinste Zeitverschwendung war, aber davon hatte ich gerade soviel übrig, also konnte ich sie mit unnützen Unternehmungen vergeuden. 17:25 Uhr. Meine Handy signalisierte mir eine SMS. Häää? Wie konnte das gehen, es gab keinen Empfang. Verzweifelt schüttelte ich das Gerät, so als würde etwas brauchbares dabei raus kommen. Doch die Mailbox wollte mir mitteilen, dass mich jemand versucht hat zu erreichen. Ganz großes Kino! Der Verstand schien mit mir durchzugehen. 17:30 Uhr. Inzwischen war die Sonne hinter den Bergen verschwunden, aber es würde noch gut eine Stunde dauern, bis es wirklich dunkel war. Der Himmel färbte sich leicht rot. Ich atmete tief durch und konnte durchaus die Schönheit für einen Moment genießen. Ich war mir sicher, dass dies der schönste Platz auf der ganzen Erde war um stecken zu bleiben. 17:35 Uhr. Nervös blickte ich in die Richtung, aus die die Rettung kommen soll. In 10 Minuten sollte ich wieder anrufen. "Ob die wirklich nach mir suchen? Das kann doch nicht so schwer sein mich zu finden." Ich holte nochmals die Karte hervor und schrieb mir den Namen des Berges auf, der die Straßenkreuzung markierte, dann startete ich den Motor, damit es warm wurde und meine Scheinwerfer brannten. Es wurde dämmrig. Ich schnappte mir meine Stirnlampe und stampfte los.
 
Dieses Mal war eine Frau am Apparat, aber sie war bestens informiert. Ich buchstabierte ihr den Namen des Berges, ich wagte ihn nicht auszusprechen, obwohl ich da schon einige Übung darin hatte. Sie fragte mich immer wieder ob ich in Ordnung sei, empfahl mir mich warm zu halten und jetzt das Auto auf keinen Fall zu verlassen. Das Auto finden sie immer, aber nicht die dazugehörigen Menschen. Ich versprach es ihr und wir vereinbarten, dass wenn die Rettung in 45 Minuten nicht bei mir ist, ich nochmals anrufe. Wieder war die Stille unerträglich. Ich hypnotisierte das Eck um welches die Rettung kommen musste, ich wünschte sie mir sehnlichst herbei und es ist ganz erstaunlich, was man nicht alles sieht. Doch es waren nur Trugbilder. Was leider kein Trugbild war, war der Ladezustand des Akkus meines Handys. Der grüne Balken war am schwinden.
 
Im Licht meiner Stirnlampe stolperte ich jetzt den Hügel hinunter. Ich hatte Angst einen Stein zu übersehen und hinzufallen. Zum Glück brannten die Scheinwerfer meines Hondas, es war doch schon ziemlich dunkel und irgendwie flößten sie mir Vertrauen und "Heimat" ein. Mir wurde kalt, meine Zunge klebte am Gaumen. Wieder war ich versucht mir einen Eiszapfen abzubrechen und wieder ließ ich es sein. "Sie müssen ja bald kommen, sie suchen mich."
 
Als ich im Auto saß und zu dem Bergsattel blickte, weiteten sich meine Augen vor Schrecken. Wolken! Wolken drängten von der anderen Seite zu mir herüber. "Um Gottes Willen, wenn es jetzt zu regnen beginnt, dann weicht alles auf!!" Meine Angst steigerte sich zur Panik und in meiner Verzweiflung begann ich zu beten. Aber ich kam nicht weit, denn in meine Gedanken drängte sich der Wunsch einfach abzuhauen und mich zur großen Straße durchzuschlagen, obwohl es viel zu weit, viel zu dunkel, viel zu kalt und ohne Wasser einfach nur dämlich war. Ich blieb und begann mit dem "Vater unser" von vorne. Zwischen den einzelnen Zeilen überlegte ich mir, wie eine Nacht hier draußen wohl werden würde. Das ich sie überlebe war klar, aber wie, das galt es abzuwarten.
 
Die Minuten verstrichen und ich wagte es nicht das Display meines Smartphones zu berühren. Ich nahm mir vor, dass wenn ich wieder zuhause bin, mich intensiv mit diesem neuen Ding zu beschäftigen und sofort die App von 112 zu installieren. Mit den GPS Daten hätten sie mich schon längst gefunden, warum sie mich so nicht aufstöberten verstand ich nicht. Derweilen war es so einfach, wenn man wie ein Tourist denkt.
 
Um 18:30 machte ich mich zum vierten Mal auf meinen Weg. Zum Glück blieben die Wolken doch noch auf der anderen Seite des Tales, nur vereinzelte Fetzen schwebten über mich hinweg, die taten jedoch nichts. Als ich oben war und mit der Dame von der Notrufzentrale sprach, brachte ich den schmerzlichsten Satz meines ganzen Urlaubs, ja Leben, über meine Lippen: "Das wird mein letzter Anruf sein, der Akku ist leer." Mir war, als würde mir jemand ein Messer in den Magen rennen. Es ist entsetzlich, es ist grausam und unerbitterlich. Ab jetzt blieb ich wirklich alleine zurück. Ich glaubte nicht mehr an eine Rettung, so dumm kann man sich doch gar nicht anstellen. Ich wusste alle Straßenbezeichnungen, konnte den Berg sagen, den See benennen, dass hätte sogar meine Oma gefunden, würde sie noch leben.
 
Ich war erstaunt darüber, dass ich keine Tränen vergoss, dass ich trotzend wie ein Fels in der Brandung mein Los annahm und …. da war doch was! Ich glaubte Scheinwerferlichter hüpfen zu sehen. Instinktiv schüttelte ich den Kopf, aber doch, da ist …, das kann …, tatsächlich … da waren sie! Langsam krochen sie um die letzte Felsnase und nun gab es keinen Zweifel mehr. Vier große Scheinwerfer kamen auf mich zu!!! Natürlich sahen sie mein Auto, es brannten ja die Lichter, aber ich stand noch auf meinem Hügel. Erleichtert schwang ich wild meine Stirnlampe hin und her. Sie blieben stehen. Die hintere Türe öffnete sich und jemand stieg aus. "Hallo! Ich bin hier oben!" Eine Frau antwortete mir: "Gut, ich sehe sie und jetzt schön langsam! Nicht auf die letzten Meter die Beine brechen!" Sie sprach deutsch, ich traute meinen Ohren nicht, sie sprach tatsächlich deutsch! Die Sache mit dem schön langsam war schwierig und wenn ich bislang meine Auf- und Abstiege unbeschadet überstanden hatte, jetzt stolperte ich und ein großer Stein bohrte sich in meinen Allerwertesten. Lea kam mir entgegen und wenn sie mir auch vier Wochen später unbeschreiblich dunkle Zeiten über mich brachte, an diesem 07. Oktober war ich einfach nur glücklich ihre Hand nehmen zu dürfen. Wahrscheinlich reagiert jeder Mensch anders in solche erlösenden Situationen, ich war einfach nur glücklich und erzählte erleichtert meine Geschichte.
 
Die beiden Männer der Bergrettung fuhren indessen auf den Seegrund und zogen meinen Honda aus dem inzwischen angefrorenen Morast. Obwohl ich normalerweise das Zepter nicht aus der Hand gebe, war ich froh, dass Oskar meinen CRV zurück fuhr und ich im großen Superjeep sitzen durfte. Jetzt, angesichts der großen Scheinwerfer und dem entspannten fahren, erkannte ich was für eine abenteuerliche Strecke ich überwunden hatte. Meine Güte, der Polizist hatte Recht, wie hatte ich es nur geschafft mit diesem kleinen Jeep solch eine Straße zu befahren. Als wir die Passhöhe erreichte, begann es zu schneien. Was für ein Glück ich doch gehabt hatte.
 
Gegen 21 Uhr war ich zuhause. Goss mir einen ordentlichen Schluck Whisky ein, setzte mich draußen in meinen Hot Pot und ließ alles nochmals an mir vorüber ziehen.
 
Am anderen Tag fuhr ich zur Station der Bergrettung und spendete einen Betrag für meine Rettung. Ich unterhielt mich mit Oskar und erzählte mir, warum die Suche sich so in die Länge gezogen hatte. Die Verständigung war viel zu schlecht. Zwar verstand ich die Notrufzentrale sehr gut, doch ich kam nur sehr zerhackt an. Die Bergrettung musste jeden Weg abfahren und letztlich gab es einige, wenn man mit einem Navi unterwegs ist, welches jeden Schaftrampelpfad anzeigt. Egal, ich war wohlbehalten angekommen und zwei Tage später ging ein Abenteuer los – ich lernte den Mann meiner Träume kennen. Ein Isländer!
 
Eiszapfen
 



 

   

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  Barbara Grilz
    Barbara Grilz
  Fachjournalisting in Moosburg an der Isar, arbeitet seit fast 25 Jahren für die Lufthansa Technik in München als Flugzeugtechnikerin und schreibt für ihr Leben gerne. Hier geht es zu ihrer Website: www.barbara-grilz.de
   
  Tipps von
Barbara Grilz:
 

Wer alleine in Island unterwegs ist, kann trotzdem etwas für seine Sicherheit tun. Auf der Seite www.savetravel.is kann jeder, der sich registriert, alle nötigen Angaben machen, die im Ernstfall - der hoffentlich nie eintritt - eine Rettung möglich machen. Dazu werden folgende Angaben benötigt:

  1. Persönliche Daten, wie Name, Adresse und Telefonnummer
  2. Daten von zu kontaktierenden Personen
  3. Alles mögliche über sein Equipment
  4. Die gedachte Route mit Ortsangaben, Uhrzeit und Fahrzeug
  5. Man kann eine Track Verfolgung aktivieren
  6. und aktuelle GPS Daten eingeben.
   
  Nützlich ist auch die
112 Island App.
 

Unter Check in wird eine SMS mit den aktuellen GPS Daten an einen Rechner gesendet. Diese kann man so oft machen wie man will, damit werden lediglich die GPS Daten im Rechner hinterlegt, auf welche im Notfall zurückgegriffen werden können.

Unter Emergency wird man mit gleichzeitiger Übermittlung der aktuellen Position mit der  Notrufzentrale verbunden.

Auf der zweiten Seite hat man die Möglichkeit seinen Namen und Kontaktpersonen zu hinterlassen.  

   
 

Weitere wichtiger Link für jeden Smartphonebesitzer ist das offizielle Wegeamt. Hier werden die aktuellen Straßenzustände zeitnah dargestellt. www.vegagerdin.is

   
  Das Wetter ist in all seinen Varianten sieht man sich am besten unter: www.vedur.is an.
 

Mit dieser Seite sollte man sich am besten zuhause auf dem großen Rechner vertraut machen. Sie gibt allerhand her, wie Wetterbeobachtungen, seismografische Aktivitäten, Lawinengefahr, Luftverschmutzung und, und, und. Für den Normalreisenden sind die Wetterbeobachtungen am nützlichsten.

  Generell ist zu sagen, dass das Wetter auf Island unter keinen Umständen mit anderen Ländern zu vergleichen ist, auch wenn man der Annahme ist, alles schon gesehen zu haben. Auch ist die Gefahr der Dehydrierung und Unterschätzung von Entfernungen nicht außer acht zu lassen. Durch die klare Luft und die extreme Fernsicht schätzt man die Erreichbarkeit des Zieles oft falsch ein. Man kann seinen Gipfel klar vor Augen sehen, obwohl er über 10km entfernt ist. Durch die fehlende Vegetation, durch das oftmals gerade ausgehen wird man

gerne verleitet anzunehmen, da bin ich ja gleich. Wer dann sein Wasser im Auto lässt, weil es ihm zu schwer zu tragen ist, der kann mit einmal an einem Kreislaufkollaps am Boden liegen. Der Wind, die Sonne und die Trockenheit entziehen dem Körper mehr Feuchtigkeit und Wasser, als man ihm zufügt. Man sollte auf alle Fälle immer einen Apfel dabei haben und an dem Butzen immer wieder saugen. Er gibt immer etwas Feuchtigkeit ab und zudem enthält er Fruchtzucker. Bitte erst dann weg werfen, wenn man in Sicherheit ist.

   
   

 

   
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