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Nibelungensteig
Auf Siegfrieds Spuren


renn und trink

Der Nibelungensteig im idyllischen Odenwald ist nicht nur für Wanderer ein Eldorado. Auch ambitionierte Läufer finden dort ein kleines Paradies.

Es ist Ostersamstag und das Wetter nicht wirklich vielversprechend. Wir haben beschlossen, zwei Wochen vor dem Weinstraßenmarathon als lange Trainingseinheit den Lauf über den Nibelungensteig als längere Trainingseinheit zu absolvieren. Ein Grund neben der läuferischen Herausforderung ist auch die guten Verkehrsverbindungen des Steiges über den öffentlichen Nahverkehr. Über Heppenheim ist unser Ausgangspunkt Grasellenbach in einer knappen Stunde per Bus zu erreichen. Als wir in Grasellenbach aus dem Bus steigen winkt uns der Busfahrer schon etwas mitleidig zu. Dunkle Wolkenfetzen ziehen über die Höhen des Odenwaldes, als wir zum Warmlaufen zu unserem Startpunkt laufen.

siegfriedquelle

Die Siegfriedquelle, an der der hinterlistige Hagen den blonden Held mit einem Speer hinterrücks ermordete, ist dann auch der offizielle Beginn unseres Nibelungensteig-Laufes. In der Nibelungensage heißt es dazu: 

„Dann erst beugte er sich selbst über die Quelle, um seinen Durst zu löschen. Da ergriff Hagen den Speer, den Siegfried arglos an die Linde gelehnt hatte, und stieß ihn dem Helden in den Rücken. Mit Bedacht traf er ihn genau an der Stelle, die Kriemhild durch das aufgenähte Kreuz kenntlich gemacht hatte. Das Blut sprang sogleich so heftig aus der Wunde, dass auch Hagen befleckt wurde. Da ließ er den Speer im Rücken Siegfrieds stecken und wandte sich zur Flucht. Als Siegfried die schwere Wunde fühlte, sprang er, rasend vor Wut, auf und stürzte dem Mörder nach. Hagen floh davon, wie er noch vor keinem Manne gelaufen war. Doch Siegfried erreichte ihn, und mit dem Schilde - der Tronjer hatte mit Vorbedacht alle Waffen an der Linde entfernt - schlug Siegfried auf Hagen ein, so dass dieser zu Boden stürzte. Doch dann entwich alle Farbe aus dem Antlitz des todwunden Helden. Seine Kraft verließ ihn, und sterbend sank er ins Gras!“

drachenrundgang

Überall in Grasellenbach begegnen uns die Nibelungen. Ob Nibelungen Hotel oder Siegfriedstraße – ein Hauch von Burgunder und Konsorten weht hier durch jede Ritze.

nibelungensteig

Schön geschwungen mit leichtem Anstieg windet sich der Weg nach dem Ort in die Höhe. Nach einer malerischen Lichtung beginnt ein Traumpfad durch dunklen Wald, der jedoch immer wieder Ausblicke über den westlichen Odenwald frei gibt. An der Walburgiskapelle bei Weschnitz machen wir eine kurze Rast, um uns anschließend die engen Serpentinen hinab zu stürzen. An einem kleinen Friedhof biegen wir rechts ab und nach dem Überqueren einer schmalen Holzbrücke sind wir in Weschnitz.

anstieg

Der nun folgende Anstieg zieht uns im wahrsten Sinne des Wortes die Kraft aus den Beinen. Entlang des Weges stehen alte Steinmarkierungen, die auf einen alten Handelsweg hindeuten. Immer steil hoch und steil hinunter windet sich der Weg nun bis zum Wegedreieck Gumpener Kreuz. Von hier sind es noch ca. drei Kilometer bis Lindenfels, wo wir unsere Kohlehydratspeicher in einem kleinen Einkaufsmarkt wieder auffüllen. Nach einigen Bananen und mehreren Kinder Maxi-King geht es frisch gestärkt extrem steil hinauf. Zwischen riesigen Felsen hindurch windet sich der Weg danach wieder hinab nach Lindenfels um im Ort in einem Bogen um die Burg herum unglaublich steil ins Tal zu stürzen. Wir passieren dabei das erst kürzlich in Anlehnung an Fafnir, den Drachen aus der Nibelungensage eröffnete Drachenmuseum. 

baumstumpf   

Im weiteren Verlauf zieht sich der Weg in knackigen Anstiegen durch den Odenwald. Unser Lauf führt uns anschließend durch das schöne Örtchen Schlierbach mit seinen Fachwerkhäusern. Es geht dann weiter bergauf auf den Krehberg, mit 575m eine der höchsten Erhebungen des Odenwalds. Die "Knodener Straße" führt von dort auswärts in Richtung Hofgut Hohenstein. Das Gebiet um den Kletterfelsen Hohenstein und den Knodener Kopf wird auch das "kleine Felsenmeer" genannt.

Der letzte Teil geht nochmals richtig steil nach oben auf den Melibokus, der mit seinen 517m die höchste Erhebung an der Bergstraße ist. Oben angelangt müssen wir erst kurz vom ausgeschilderten Weg nach rechts abweichen, um die Aussicht zu genießen. Der letzte Abstieg geht dann nochmals so richtig in die jetzt schon arg geschunden Gelenke. Nach über fünf Stunden Laufzeit über 40 Kilometer, die auch noch 1500 Höhenmeter in sich hatten sind wir an unseren Ziel angekommen. Ein ständiges auf und ab auf zum Teil steilen, schweißtreibenden Pfaden ist eine echte Herausforderung. Jede Anstrengung wird aber bei dieser Tour um ein Vielfaches mit toller Landschaft entschädigt und jeder Tropfen Schweiß wird durch einen traumhaften Ausblick belohnt.

Der Weinstraßenmarathon in zwei Wochen kann für uns nun kommen. Kilo- und Höhenmeter haben wir ausreichend inmitten einer traumhaften Landschaft gesammelt.

läufer

wegweiser

steg

drache

Text und Fotos: Timo Rokitta