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750 km Hochgebirgswanderung
über das Atlasgebirge

Von Fés zum Atlantischen Ozean
Das Falcat Team

Am 23.03.2012 startete das FALCAT-Team seine Tour über das Atlasgebirge. FALCAT steht für Falk Schulz und Cathrin Dorothea Weinrich. Rund sieben Wochen Abenteuer, Einsamkeit und Entbehrungen haben die beiden vor sich. Sie wollen von Taza zum Atlantischen Ozean über den Mittleren und Hohen Atlas wandern und nebenbei ein paar 4000er besteigen. ADVENTURE-magazin.de hat sie kurz vor ihrer Abreise befragt.

Wie kamt ihr auf die Idee zu diesem, sagen wir mal so, nicht ganz gewöhnlichen Vorhaben?
Bei unser Vorrecherche lasen wir über Menschen, die mit einem Geländewagen das Land befuhren oder mit einem alten Bus - gar mit einem Motorrad. Auch von einem jungen Kletterer lasen wir, der eine erste Rotpunktbegehung an einer steilen Wand absolvierte. Aber eine Wanderung, eine komplette Überquerung des Mittleren und Hohen Atlas in einer einzigen, gewaltigen Tour, davon lasen wir noch nicht.
Wie kommt ihr nach Marokko?
Von Hamburg wollen wir in circa 4 Tagen nach Marokko mit dem eigenen Auto fahren. Die Strecke beträgt rund 3500 km. In Spanien nehmen wir die Fähre über die Straße von Gibraltar nach Marokko und fahren dann direkt nach Fès. Dort hoffen wir, einen sicheren Parkplatz für unser Auto zu finden. Dieser Aspekt bereitet uns vorerst die meiste Sorge, denn das Fahrzeug muss zwei Monate auf uns warten. Dann geht es mit der Bahn nach Taza, eine Stadt am nördlichsten Punkt des Mittleren Atlas. Wir wählen diesen Startpunkt, um wirklich konsequent das gesamte Atlasgebirge zu überqueren. Von da an halten wir uns fernab aller Zivilisation, werden aller menschlichen Behausung ausweichen und uns nur von dem ernähren, was wir dabei haben oder finden.
Wie ernährt ihr euch unterwegs und wie kommt ihr an Trinkwasser?
Ja, besonders die Wassersuche wird uns beschäftigen. Per Tabletten werden wir es desinfizieren. Diese Art der Wanderung zwingt einen, an die eigenen Körperreserven zu gehen. Wir haben keine 1000 Kalorien Nahrung pro Person und Tag dabei. Die letzten Wochen haben wir versucht Körperfett zuzunehmen. Wir hoffen, dass es bis zur 4. Woche reicht, danach werden wir Muskelmasse abbauen müssen.
Einfach mehr mitnehmen geht nicht?
Mehr Nahrung können wir nicht mitnehmen, da die Rucksäcke ansonsten zu schwer wären. Auch über das Jagen haben wir lange nachgedacht. Aber eine Waffe ist schwer, wir müßten also auf Trockennahrung verzichten und dafür vermehrt jagen - doch dies würde zu lange dauern (auflauern, töten, enthäuten, zubereiten). Also verzichten wir auf Nährstoffe und hoffen, nötigenfalls den einen oder anderen Fisch auf die Schnelle nebenbei zu fangen.
Wie habt ihr euch auf Notfallsituationen eingestellt? Es gibt z.B. im Atlas viele Hirtenhunde, die nicht ganz ungefährlich sind.
Wir haben alle gängigen Impfungen hinter uns - besonders Tollwut ist wichtig. Als letzte Instanz und einzige technische Rettungsmöglichkeit haben wir ein hochwertiges Iridium Satellitentelefon dabei. Auf "technischen Schnickschnack" verzichten wir ansonsten ganz bewusst.
Wie viele Kilometer wollt ihr pro Tag zurücklegen?
Unser tägliches Minimalpensum beträgt 20 km. Da wir aber immer wieder auch Besteigungen diverser Gipfel über 4000 m anstreben und unter Umständen abwettern müssen, sollten wir uns nicht allzuviel Zeit lassen. Spätestens nach drei Wochen, wenn wir unsere Fettreserven größtenteils aufgebraucht haben, und täglich hungern, werden auch die 20 km schwer werden.

Nach 7 Wochen, hoffentlich schneller, werden wir den Atlantik erreichen und uns in die schäumende Brandung stürzen. Danach geht es das erste Mal wieder unter Menschen, nach Essaouira oder Agadir, von wo aus wir mit der Bahn zurück nach Fès fahren, wo wir hoffentlich noch unser Auto vorfinden. Die letzte Etappe werden die 3500 km zurück nach Hamburg.

 
Der aktuelle Reiseverlauf:
27. März 2012 - Von Taza aus sind Cathrin und Falk heute losgewandert. Ihr Auto haben sie zuvor in Féz auf einem bewachten Parkplatz abgestellt, in Taza, wie ursprünglich geplant, war das nicht möglich. Steinewerfer hielten sie davon ab.
Am Wildbach
02. April 2012 - Gestern haben die beiden bei strömenden Regen ihren ersten Berg bestiegen, den rund 3.190 m hohen Bouiblane. Der Auf- und Abstieg war beschwerlich, es ging durch Büsche und über Geröll. Sie sagten: "Wir haben nicht gerade die Ideallinie gefunden." Aber sie sind gut drauf, auch wenn sie total durchnässt von diesem Ausflug zurückgekommen sind. Heute versuchen sie ihre Klamotten halbwegs trocken zu bekommen, bevor es morgen wieder weitergeht.

12. April 2012 - Nach relativ langer Funkstille haben wir letzte Nacht wieder ein Lebenszeichen von Cathrin und Falk erhalten. In den vergangenen neun Tagen hatten sie richtiges "Sauwetter" und ziemlich damit zu kämpfen. Auch ihr Zelt ist an einer Stelle undicht gworden. Ihr geplantes Tagespensum konnten sie so nicht einhalten, an manchen Tagen schafften sie nur sieben Kilometer pro Tag. Momentan befinden sie sich geschätzte 50 Kilometer (sie führen kein GPS mit) südwestlich von Bouiblane mitten in der Wildnis (auf der Karte haben wir den ungefähren Standort markiert). Sie durchquerten Canyons und kletterten über Hügel. Leider haben wir noch kein Bildmaterial vorliegen, das wir zeigen könnten. Ob sie Route und Zeitplan noch einhalten können, scheint fraglich. Sie müssten dann pro Tag mindestens 10 bis 11 Stunden Strecke machen, auch ihre Essensvorräte reichen nur noch für 14 Tage. Aber sie nehmen das recht locker und wollen die kommenden Tage ein bisschen Freeclimbing machen, denn es hat inzwischen aufgehört zu regnen.

16. April 2012 - Wie heißt es so schön: "Erst hat man kein Glück, und dann kommt auch noch Pech dazu." So ähnlich lässt sich die aktuelle Situation von Cathrin und Falk beschreiben. Die kurze Schönwetterphase hielt nicht lange. Nicht weit weg von ihrem letzten Standort fegte Freitagabend (13. April), in über 2000 m Höhe ein Blizzard über sie hinweg. Die Temperaturen fielen schlagartig von +20°C auf -20°C. Noch schlimmer, das Zeltgestänge hielt den Belastungen nicht stand und brach. Sie versuchten das Gestänge zu reparieren, aber kaum getan brach es an anderer Stelle erneut. Die Orkanböen waren einfach zu heftig. Verzweifelt versuchten sie das Zelt mit ihren Händen festzuhalten, obwohl es nicht mehr dicht hielt und Schnee ins Innere kam.
Schnee im Zelt
Irgendwie haben sie die Nacht überstanden, leicht mit Schnee eingepudert. Zum Glück hatten sie gute Schlafsäcke mit und konnten so Erfrierungen verhindern. Am nächsten Morgen holte sie ein Berber-Hirte zum Aufwärmen in seine Hütte, der gleiche, der sie schon am Abend zuvor einladen wollte. Offensichtlich erahnte er, was wettermäßig auf die beiden zukommen würde, aber da klappte die Kommunikation offensichtlich noch nicht so gut. Der Hirte half ihnen auch, möglichst schnell in den nächsten Ort zu kommen. Cathrin und Falk wissen, dass sie ihren ursprünglichen Plan, zu Fuß über den Atlas bis zum Atlantischen Ozean zu wandern, nicht mehr einhalten können. Mehr in den nächsten Tagen.
Bei den Berbern
19. April 2012 - Planänderung. Da sie ihren Plan, zu Fuß bis zum Atlantischen Ozean, nicht mehr durchführen können, ziehen die beiden Plan B (B für Bergbesteigungen) aus der Tasche. Sie holen ihr Auto aus Fes, denn alles zu Fuß anzugehen, dafür reicht die Zeit nicht mehr und fahren los. Sie nächtigten auf einem Bergpfad. Heftiger Regen in der Nacht verwandelt den Weg in eine Matschpiste, aus der sie mit ihrem Fahrzeug nicht mehr herauskommen. Die Bewohner eines nahen Berberdorfes versuchen ihnen am nächsten Morgen zu helfen, aber alle Schieberei hilft nichts. Erst als ein Berber mit einem Traktor aus dem Nachbardorf kommt, können sie aus dieser misslichen Lage befreit werden.

24. April 2012 - Wir haben ein paar Tage nichts mehr von den beiden gehört und uns schon Sorgen gemacht, bis vor wenigen Minuten eine SMS ankam. Sie waren kurz in Essaouira, um ihre Vorräte aufzufrischen und sind dann gleich wieder Richtung Berge weitergefahren. Gestern haben sie südlich von Imi-n-Tanout den Gipfelgrat des Tabgourtmassivs (3000m) bestiegen. Als Nächstes wollen sie sich an den Toubkal machen. Wenn es mit der Datenübertragung klappt, gibt es in den nächsten Tagen ein paar Fotos zu sehen.

30. April 2012 - Die Pechsträhne reißt nicht ab. Den beiden wurde vergangene Woche das Auto aufgebrochen und alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde gestohlen. Die Polizei hat inzwischen die Diebe, einen 8- und einen 12-jährigen Jungen, gefasst und die meisten der entwendeten Sachen sichergestellt. Der Schaden am Fahrzeug scheint recht groß zu sein. Mit anderen Worten, sie können das Auto nirgendwo mehr unbewacht stehen lassen. Sie hoffen, in Toubkal einen sicheren Abstellplatz zu finden.
Auto aufgebrochen
 
Und hier der Abschlussbericht der beiden.
 
 



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  Geplante Route und
bisher erreichte Orte:
(Bei Bedarf etwas in der Karte scrollen!)
 
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  Die Akteure  
  mit Stirnlampen  
  Falk Schultz, Schriftsteller und Extremsportler, debütierte 2007 mit seinem ersten Roman und unternahm seit 2009 jährlich Expeditionen.  
  Cathrin D. Weinrich studierte Biologie, ist lizensierte Aerobic-Trainerin und arbeitet als freie Mitarbeiterin in einer öffentlichen Einrichtung für Kinder und Eltern.  
  Ihre Website: www.falcat.org  
  Ausrüstung  
 
  • Zelt: Eureka Skylite - selbststehendes Geodät mit Footprint. ca. 3000 g
  • Rucksäcke: 2x Tasmanian Tiger Pathfinder 90 l, je ca. 4000 g
  • Schlafsäcke: 2x The North Face Snow Leopard, je ca. 2000 g
  • Isomatten: 2x Schaumstoff (weil robust und fast unzerstörbar), 1,9 cm dick, je ca. 900 g
 
  Outdoorküche + Ernährung:  
 

Verpflegung:

  • Topf, 0,7 l, kein Kocher.
    Sie essen hauptsächlich Müsli,
    jeder trägt ca. 3 kg
  • Proteinriegel
  • Nüsse
  • Vitamin C als konzentriertes Pulver.
  • 8x Trockennahrung als Notfallration. Der Rest besteht aus Hungern und dem, was die Natur bietet.

Wasservorrat:

  • 10l in einem Kaniste
  • 3 mal eine 1-Literflasche -

Aufbereitung: Wasserdesinfektionstabletten von Katadyn (Micropur forte), 300 Einheiten für 300 Liter.

 
  Schnee für heißes Wasser  
 
  • Falk Messer:
    Chris Reeve Green Baret,
    Böker Speedlock
  • Cathrin Messer:
    Eickhorn Pointer Wood,
    Spyderco Tenacious
  • 2x Fischernetz 1x1 Meter
  • Feuer/-Magnesiumsteine
  • Angelsehne
  • Schärfstein,
  • windfeste Streichhölzer
  • Recta Kompass
  • Kartenkompass
  • 2x Monukular
 
  Kleidung  
 
  • je 1x Hanwagstiefel Yukon, je ca, 1800 g
  • je 1x wasserfeste Sandalen, je ca. 300 g
  • je 3x Merinosocken, je ca. 100 g
  • je 1x lange Merinounterwäsche, je ca. 200 g
  • je 2x Unterwäsche, Shorts/Shirts, teilweise Merinogemisch, je ca. 150 g
  • je 1x Fleecejacke mit Verstärkungen für Rucksäcke, je ca. 400 g
  • je 1x Trekkinghose. Fjällräven ca. 500 g, Haglöfs ca. 750 g
  • je 1x Trekkingsjacke, gewachstes Baumwollgemisch, je ca. 650 g
  • je 1x Wollmütze, Merino/Polyestergemisch, je ca. 100 g
 
  Medizin / Erste Hilfe  
 
  • Vorsorge verschiedene Impfungen,
    besonders Tollwut.
  • Notfallkit mit Verbänden, Mullbinden, Pflastern etc., Einmalhandschuhe, Giftpumpe (für Schlangen, Skorpione), Pinzette, Nadeln, Garne, kleine Faltschere etc.
  • Beruhigungstabletten,
  • Fiebersenker/Entzündungshemmer (Paracetamol)
  • Antibiotikum,
  • Desinfektionsmittel
  • Fieberthermometer
  • Ampulle Alkohol
  • verschieden starke Schmerzmittel (teilweise auf Morphinbasis)
  • Ballistol
 
  Körperpflege:  
  Kulturtasche mit nur dem nötigsten, klein verpackt und/oder in wasserdichte PE-Fläschchen umgefüllt. Stets abbaubare Papiermaterialien (nur BIO-Qualität).
Geruchsneutrale Müllbeutel.
 
  Bergsteigen:  
 
  • 2x Helm Petzl Elios, je ca. 200 g
  • 2x Sonnenbrille
  • 25 m Statik-Seil, 9 mm Stärke, wenig Dehnung, 1200 g
  • 2x Karabiner
 
  Dokumentation:  
 
  • GoPro Action-Cam
  • 11x Akku
  • 5x Class 10 SD Speicherkarten
  • Halterungen für Helm/Stativ
  • Ersatzgehäuse, ca. 400 g
  • Nikon Coolpix AW 100 Outdoorcam
  • 3x Akku, 1x Class 10 SD Speicherkarte,
  • Halterung für Stativ, ca. 200 g
  • Gorillapod Stativ, ca. 200 g
  • 2 Wasserfeste Tagebücher in wasserabweisendem Etui, je ca. 150 g
 
  Kommunikation:  
  Satellitentelefon Iridium 9505 A mit einem Ersatzakku, ca. 380g  
     
   
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