Haben Sie eine außergewöhnliche Reise gemacht? Wollen Sie Ihre Erfahrungen mit anderen teilen? Hier ist Ihr Forum.

   
Gut gerüstet für jede Tour. Hier finden Sie hilfreiche Informationen und Tipps rund um's Reisen, nicht nur auf zwei Rädern.    
 

Laos                                                    <<       >>

Endlich ein Land mit Bergen und Kurven - soviel auf und ab, so viele endlose Kurven bin ich schon lange nicht mehr gefahren, seit dem Karakorum-Highway nicht mehr, aber der ist auch nicht vergleichbar, sowohl vom Strassenverlauf als auch von der umgebenden Landschaft nicht. Ich habe hier fast ausschliesslich ordentliche bis gute Straßen vorgefunden, manchmal, zugegeben, etwas holprig, gelegentlich Holperpiste, aber meist nur 30, 50 oder auch mal 100 Meter, immer wieder auch mal Straßenschäden wie bei uns die Frostaufbrüche - man muss halt aufpassen.

Der richtige Namen des Landes ist ja Lao - so hieß es immer, bis die Franzosen vor über hundert Jahren, aus mir nicht bekannten Gründen, das 's' angehängt haben. Heute ist der Name offiziell LAO PDR = Peoples Democratic Republic, das Land ist also nach wie vor kommunistisch regiert, hat sich aber seit Jahren sowohl wirtschaftlich wie auch touristisch der Welt geöffnet. Straßen, die noch vor 2, 3 Jahren gesperrt waren, sind heute, in gutem Zustand und offensichtlich sicher, für jedermann offen.

Lao ist das Land der drei Währungen:

- heimische Währung ist der Kip, 1 Dollar = 10.000 Kip
- der Dollar
- und der Bhat, die thailändische Währung.

Die touristische Erschließung macht sich überall bemerkbar, wo diese Spezies auftaucht. Hotels, Guesthouses, Bars, Restaurants, Pizzerias (Qualität und Standards durchaus unterschiedlich!), travel-offices (wo man alles buchen kann, was der Tourist hier braucht: Bus- oder Flug- oder Bahnreisen, Trekking-, Rafting- oder Cavingtouren (ja, das ist ein neues Wort, das ich gelernt habe, bedeutet: Höhlenbesuche!). Außerdem hat man die Römerzeit auferstehen lassen: es gibt Etablissements, wo man sich auf Ruhekissen mit Rücken-/Kopfstütze vor den immer laufenden Fernseher legen kann. Dann auf der Straße vor all diesen Einrichtungen, vor allem gegen Abend, die "Feldküchen", jede für sich spezialisiert auf beispielsweise Pfannkuchen (pancakes) mit unterschiedlicher Füllung, oder unterschiedliche Speisen, mal vegetarisch, mal gemischt (Huhn, Fisch, Rind, Schwein).

Das Reisen im Land ist sehr abwechslungsreich, weniger wegen des Verkehrs, der ist meist recht dünn, sondern eher wegen der vielen unterschiedlichen Lebewesen, die die Straße bevölkern: Büffel (seltener),Rinder (häufig), unterschiedliche Schweinchen (mal niedlich-zierlich bis zum grösseren Hängebauch-Schwein), Ziegen, Hühner, Truthühner, Hunde, Kinder, auch Erwachsene. Wie in all den Ländern hier: die Straße ist Lebensraum: Spielplatz, Marktplatz, Arbeitspaltz, Familien-Treffpunkt usw. Natürlich ist die Häufigkeit des Auftauchens durchaus unterschiedlich: Schweine, Hühner, Truthühner, Hunde, Kinder etc. eher öfter in den Siedlungen und Ortschaften, Büffel, Rinder und Ziegen dagegen öfter auf freier Strecke.

Die Verhaltensweise ist dabei recht unterschiedlich. Büffel und Rinder sind meist recht stoisch und bleiben stehen, man kann vorsichtig vorbeifahren, wenn sie nicht gleich die ganze Straße blockieren – dann hilft aber auch Hupen so gut wie gar nicht! Bei den anderen dagegen muss man aufpassen: sie neigen zu überraschenden Wechseln von der einen zur anderen Straßenseite, fast immer dann, wenn man damit nicht rechnet.

Einmal ist ein Truthahn, der mich kommen sah, mitten auf die Straße gelaufen und hat sich aufgeplustert, mit Blick zu mir. Sollte wohl heißen: "Hau ab, das ist mein Revier!". Ein andermal balgten vier Hunde mitten auf der Straße, auf mein Hupen hin liefen sie auf die Seite, zwei entschieden sich aber plötzlich neu und liefen mir vors Motorrad, ich war glücklicherweise langsam. Eine nette Art ist, dass viele Kinder, soweit sie nicht tief erschrocken das Weite suchen, am Straßenrand winken und manchmal auch schreien, was auch immer. Selten ein Ansatz zu Hässlichkeiten wie Steinewerfen.

Generell fällt mir auf, dass auch hier, trotz jahrzehntelanger kommunistischer Herrschaft, der Buddhismus lebt und praktiziert wird. Auch hier sind überall die orange-gekleideten Mönche, von sehr jung bis alt, zu sehen, oft auf ihren "Bettel"-Touren, um das Essen für sich und die Gemeinschaft zu besorgen. Das Ansehen der Mönche ist unglaublich hoch, in manchen Bussen gibt es für die Mönche reservierte Sitze.

Es wird offensichtlich als Ehre betrachtet, die Mönche mit Geld- oder Essensspenden zu beehren, oder auch, eine Gruppe von Mönchen im Restaurant zu bewirten. In Vientiane konnte ich beobachten, wie eine Gruppe von 5 Mönchen im Restaurant über dem Mekong ein länger dauerndes Mahl eingenommen hat, das nach hiesigen Massstäben durchaus als 5-Gänge-Menue (mindestens!) bezeichnet werden kann.

Durch die Umstände (Getriebeschaden in Kambodscha) war mein Reiseverlauf ja anderst als geplant. Eigentlich wollte ich im äussersten Süden des Landes einreisen, dann den Mekong entlang bis Vientiane und weiter in den Norden des Landes. Nun bin ich halt, nach der provisorischen Getriebereparatur, von Bangkok direkt nach Norden nach Vientiane gefahren, um so wenigstens einige Plätze in Nord-Laos zu sehen.

Der erste mehrtägige Aufenthalt war in Vientiane, Hauptstadt des Landes. Eine liebe nette kleine Stadt - böswillige Zungen behaupten, man könnte die Einwohner der Stadt locker in einigen Wohnblocks von Bangkok unterbringen. Es gibt aber auch sehr positive Feststellungen, zum Beispiel die, dass in Laos das Leben im ersten Gang abläuft. Da ist was dran: die Hektik von Bangkok, die Dynamik von Kuala Lumpur fehlen völlig, es geht ruhig und gefasst zu, sogar der Straßenverkehr ist frei von jeglicher Schnelligkeit und Drängelei. Es wird langsam und defensiv gefahren. Nur die Überland-Busse, gross und klein, legen ein flottes Tempo vor, aber ohne die anderen Verkehrsteilnehmer zu bedrängeln.

Bei der Anreise haben mir ein amerikanischer Radfahrer und ein österreichischer Motorradfahrer den Weg zum ausgewählten Guesthouse gewiesen - nach wie vor: ohne Stadtplan ist man hilflos, vor allem, nachdem einen die wenigsten Menschen auf der Straße verstehen, wenn man nach dem Weg fragt. Wie schon häufig: die ersten beiden, aus dem Reiseführer ausgewählten Quartiere waren voll, beim zweiten bin ich aber gleich gegenüber in einem gleichwertigen Haus untergekommen. Im nächsten Bericht werde ich mich mal zu den unterschiedlichen Standards, die man zu akzeptieren hat, auslassen.

Im Prinzip gibt's in Vientiane nur wenig zu sehen, einige Tempel, der königliche Palast, eine verunglückte Nachahmung des Pariser 'Arc de Triomphe' und das Mekong-Hochufer, das war's dann aber schon. Es macht trotzdem Spass, einige Tage in der Stadt zu verbringen, einfach um die Ruhe und Gelassenheit zu geniessen. Im Reiseführer steht, es wäre einfach schön, sich am Mekong langsam mit Bier vollaufen zu lassen - was ich nicht getan habe, aber das Bier "Beerlao" hat trotzdem geschmeckt.

Kehrseite der Ruhe und Gelassenheit ist u.a. die Tatsache, dass es einiger Suche bedarf, um eine Straßenkarte von Lao zu entdecken: selbst im Tourist-Office wusste man nicht, wo ich eine auftreiben könnte. Es war eher ein Glücksfall, dass ich den, offensichtlich einzigen, Buchladen gefunden habe, die sie vorrätig hatte.

Die nächste Station war Vang Vieng, ca. 180 km nördlich von Vientiane.

Ca. 60 km nach Vientiane: Berge in Sicht! Bald hatte ich die erreicht, es war einfach schön, nicht mehr nur geradeaus fahren zu müssen. Die Luft wurde bald angenehm kühl, sogar das Motorrad schnurrte angenehm locker dahin. Die Landschaft erreicht schnell Bergcharakter, es gibt immerhin einige Berge im Land, die um oder über 2500 m hoch sind. Wenn die Landschaft nicht so exotisch unterschiedlich ware, könnte man durchaus Vergleiche zu den Alpen oder dem Appeninn ziehen!

Unterweg fiel mir auf einem Straßenstück von vielleicht 20 km auf, dass plötzlich nicht mehr Stelzenhäuser vorherrschten, sondern normal ebenerdige, meist Steinhäuser. Warum dieser Stilwechsel, ist mir verborgen geblieben. Nicht verborgen geblieben ist mir aber der Plattfuß am Hinterrad, unmittelbar vor Vang Viang, ich konnte mich noch bis zum Guesthouse retten, weil der Druckverlust langsam verlief. Die Reparatur ist allerdings insofern bemerkenswert, dass sie nicht nur 10 Dollar gekostet hat (ein unverschämter Preis für hiesige Verhältnisse!), sondern dabei auch ziemlich brutal vorgegangen wurde, sodass einige Stollen in der Reifenmitte tief angerissen wurden und offenkundig einige, wenn auch möglicherweise schon angeschlagene Speichen dabei demoliert wurden. Die Konsequenz war, dass ich nur mehr sehr vorsichtig und reifenschonend fahren konnte!

Ich habe eine Höhle besucht, weil das sein muss: wer aber beispielsweise den Lambrechtsofen in den Loferer Bergen besucht hat, kann nur müde lächeln, ansonsten gibt's, wenn man nicht eine Trekkingtour vorhat, in dem Ort nicht viel zu sehen, außer vielleicht die ca. 300 m lange "Idioten-Rennbahn", das Straßenstück, in dem sich die touristischen Etablissements Tür an Tür, ergänzt um Internet und Reisebüro's, befinden.

Nach Vang Viang habe ich den Nordosten des Landes besucht, der im Vietnam-Krieg, im sogenannten "heimlichen Krieg" von den Amerikanern, unter Verletzung des Völkerrechts, so intensiv bombardiert wurde, dass dieses Stück des Landes das meistbombardierte Stück Erde weltweit ist. Bis heute ist eine UN-Organisation damit beschäftigt,das Land qm für qm von den Bomben und Schrapnells, die nicht explodiert sind, zu befreien. Die Menschen haben pragmatisch die Bombenreste zu Gebrauchsgegenständen der unterschiedlichsten Art verarbeitet.

Touristisch ist der Ort, in dem ich übernachtet habe, Phonsavon, interessant, weil dort in einem grösseren Bereich, der 'Plain of Jars", in drei Vorkommen Stein-"Krüge" in der Landschaft liegen, mehrere hundert Stück jeweils, meist in der Größe von ca. einem Meter in Höhe und Durchmesser, der größte allerdings mit über 2.50 m in Höhe und Durchmesser sehr beeindruckend. Und niemand weiß, wer und warum die dort aufgestellt wurden. Und mitten zwischen diesen Krügen die Bombenkrater...

Landschaftlich ist es ein ständiges Auf und Ab, mit manchmal atemberaubenden Ausblicken über weit gestaffelte Bergketten, so weit das Auge reicht. Leider viele Zeichen von Raubbau, was ich schon befürchtet hatte, als mir auf der Strecke immer wieder LKW mit mächtigen Baumstämmen als Fracht aufgefallen waren. Fahrerisch war es wie früher, einfach entspannt durch die Kurven schwingen, nur schade, dass die Sorge um den Hinterreifen die Freude etwas gedämpft hat.

Am nächsten Tag, schon bei der Anreise waren Wolken aufgezogen, war der erste Reise-Regentag seit langem, genauer seit der Fahrt durch den Westen von Nepal (die Monsunregen in Madras/Chennai zählen deshalb nicht, weil ich da ja wegen der Regenkatastrophe gar nicht fahren konnte!). Die Straße verlauft immer sehr hoch an den Hängen oder auch auf den Bergrücken entlang, sodass häufig Fahrt im dichten Nebel, vermischt mit den Regentropfen, angesagt war, was, auch wegen der teilweise glitschigen Straße, nur mäßiges Tempo ermöglichte. Ich habe mir die Freude am Fahren dadurch aber nicht vermiesen lassen, ca. 80 km vor Luang Prabang wurde es dann wieder schöner. Bei der Rast in einem kleinen Nest, das, was ich nicht wusste, auch Raststation für Überland-Busse ist, waren Motorrad und ich die Hauptattraktion und so oft fotografiert wie noch nie.

Luang Prabang ist die frühere Hauptstadt von Lao, wesentlich auf einer Halbinsel (vergleichbar Songkhlang im Süden von Thailand) gelegen, zwischen dem Mekong und einem Zufluss. Durch die Historie gibt es natürlich einige wichtige kulturelle Plätze, die sich lohnen, angeschaut zu werden. Dazu zählen natürlich die Tempel und Klöster, von denen es ausreichend zu sehen gibt, aber auch der frühere königliche Palast, heute Museum (die königliche Familie wurde zu Beginn der Revolution nach Nordlaos "evakuiert" und ist seither verschollen....)

Nach einem ersten längeren Fußmarsch zur Erkundung der Stadt hing am Motorrad ein Zettel "Lieber BMW-Fahrer, wir sind zwei Schweizer, auch mit einer BMW R80 GS unterwegs und würden unsfreuen, Dich zu sprechen, wir kommen um 17.00 und um 20.00 wieder hierher". Da war ich natürlich gespannt! Das (etwas jüngere Paar), ist auf einer ähnlichen Route wie ich (Ausnahme Afghanistan und Südindien) gereist, wir hatten also genügend Gesprächsstoff an den nächsten beiden Tagen, bis sich die Wege wieder trennten. Solche Begegnungen sind dann das Salz in der Reisesuppe...

Mit dem Gedanken hatte ich schon gespielt, ihn dann auch spontan umgesetzt: mit dem Boot über den Mekong und einen Nebenfluss, ca. sieben Stunden, nach Norden bis zu einem kleinen Nest, das möglicherweise nicht viel mehr Einwohner hat, als Touristen da absteigen - es gibt mehrere Dutzend Guesthouses. Es geht durch eine manchmal bizarre, immer abwechslungsreiche Landschaft, durch Stromschnellen und zwischen Felsen, über und unter Wasser, hindurch. Es war ein schmales, langes Boot, mit insgesamt 10 Passagieren.

Die Reisegesellschaft hat sich, als ob verabredet, am Abend auf einer Holz-Veranda hoch über dem Fluss getroffen, es wurde ein feuchter Abend mit vielerlei Gesprächen, wie schon öfter war ich mit meiner Tour der Sensationsgast und musste viel erzählen - um mich noch vom Bett fernzuhalten, hat eine Engländerin eine Flasche einheimischen Whisky besorgt, erstmals seit langer Zeit habe ich da wieder zugeschlagen.

Trotzdem ist es mir gelungen, am nächsten Morgen zeitig aufzustehen und den Bus (Marke: LKW mit aufmontierten Sitzbänken) nach Luang Prabang zu erreichen, der über holprige Strassen in viereinhalb Stunden nach LP zurückfuhr. Dort habe ich noch ein niederbayerisches Paar (Originalausgaben!!) getroffen, vor es am Tag danach weiterging, über Vang Viang als Zwischenstation zur Grenze und nach Thailand.

Laos war ein wundervolles Erlebnis!

>> Weiter zu: "Thailand 2" 

<< Zurück zur Übersicht                               

  
 
 
   E-mail an uns   |  Mit uns werben  |  Impressum  |  © 2006 Adventure-Magazin.de