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50 Kilometer Ultralauf Rodgau, oder:        
Der lange Weg nach Biel
 



Die Nacht der Nächte rückt unaufhaltsam näher. Seit wir beschlossen haben, am 13. und 14. Juni am 100 Kilomter Ultralauf von Biel in der Schweiz teilzunehmen, treibt uns dieses Ziel an. Was liegt also näher, als früh im Jahr unter Wettkampfbedingungen einen langen Lauf zu absolvieren. Wir erinnerten uns dabei an zwei Vereinskollegen, die uns vom 50er in Rodgau vorschwärmten und Zeiten von 4:01 Stunden und 4:04 Stunden vorlegten. Diese galt es zu brechen.

Gesagt, getan. Es ist Samstag, der 26. Januar 2008. Um 6:00 Uhr klingelt der Wecker. Es ist stockdunkel und nicht wirklich warm, als wir uns in Worms mit Dirk und Alex treffen. Mit dabei ist noch Carmen, die als Trainingseinheit auch ein "paar Meter" mitlaufen will um sich auf den Ironman in Frankfurt vorzubereiten. In Rodgau sind die Hinweisschilder nicht zu übersehen. Schnell ist die Anmeldung gefunden und nach der Einnahme einiger zusätzlicher Kalorien machen wir uns auf zum Start im nahe gelegenen Wald. Das Starterfeld kommt uns riesig vor und tatsächlich, rennen fast 700 Ultraläufer Punkt 10:00 Uhr los.

Die Zeitmessung erfolgt mittels Bip-System, was nichts anderes als ein in die Startnummer integrierter Magnetstreifen ist. Die eigentümlichen Messapparate an Start und Ziel muten dabei schon fast außerirdisch an. Dirk und ich starten im vorderen Feld und schlagen gleich eine Kilometerzeit von 4:30 Minuten ein. Damit sind wir erst einmal aus dem Gedränge draußen und machen uns auf die Verfolgung der Spitzenläufer, von denen hier viel unterwegs sind. Neben dem 100 Klomter-Weltmeister der Altersklasse M45 sind auch der zweifache Spartaklonsieger Jens Lukas und weitere Topläufer der Ultraszene am Start. Alex und Carmen starten weiter hinten und sind gleich außer Sichtweite.

Für die 5 Kilomter-Runde benötigen wir ungefähr 23 Minuten und sind somit im Soll. Wir wollen unbedingt die Zeiten unserer Vereinskollegen unterbieten und auf jeden Fall noch unter der magischen 4 Stunden-Marke bleiben. In Runde 4 überholt uns plötzlich mit lautem klingeln das Führungsfahrrad. Der in Führung liegende fliegt einige Sekunden später förmlich an uns vorbei. Wir sind etwas deprimiert. Kurz danach überrunden wir dann Carmen und Alex. Was uns wieder aufbaut. So spulen wir Runde um Runde ab. Bei Kilomter 30, an der Verpflegungsstelle, wird schnell ein Becher kalte Cola geschlürft und ein Riegel Schokolade reingehauen. Weiter geht's. Plötzlich, fünf Kilomter weiter, klagt Dirk über heftige Bauchschmerzen. Vielleicht hättr er das mit der kalten Cola besser sein lassen. Seine Schritte werden schwerer, er lässt abreißen.

Ohne Partner zu laufen, ist nicht gerade mein Ding. Zum Glück finde ich bei Gernot Helfrich und Dorothea Frey zwei Mitstreiter, die mein Tempo mitgehen und bei denen ich im Windschatten Kräfte sparen kann. In der vorletzten Runde lässt zunächst Dorothea etwas nach. Zusammen mit Gernot gehe ich in die letzte Runde. In der Gewissheit, mit einem Läufer, der den Marathon unter 2:45 Stunden bewältigt, das Tempo mitgehen zu können, gebe ich nun Gas. Zwei Kilometer vor dem Ziel taucht dann die mehrfache Bielsiegerin Constanze Wagner vor mir auf. Nur kurz probiert sie dranzubleiben. Dann, nach 3:48:05 Stunden habe ich es geschafft. Dirk finisht in 3:58:55 und hat somit auch die Zeiten unserer Vereinskollegen klar unterboten. Alex braucht etwas über 5 Stunden und Carmen läuft locker "nur" 40 Kilometer in 4 Stunden als lange Trainingseinheit. In der Gesamt-wertung aller Starter bin ich auf Platz 25 gelandet, Dirk ist auf Platz 56. Der 100 Kilometerlauf in Biel und der Ironman in Frankfurt können kommen!

Text und Fotos: Timo Rokitta