Teil 6: Die nächsten 6000 Kilometer von Hongorin (Mongolei) bis Petropavlovsk (Kasachstan).

16. Juli 2016 - Von Hongorin nach Dalandzadgad, 235 Kilometer
Über Grasland und einen Gebirgsausläufer fahren wir wieder in die Wüste. Es ist es heiß und die "nur" 235 Kilometer fordern uns so richtig.

17. Juni 2016 - Von Dalandzadgad nach Ulan Bator, 593 Kilometer
Es wird für uns eine lange Fahrt aus der Wüste zurück nach Ulan Bator. Gegen Mittag erreichen wir Mandalgobi, hier ist das Nadaam Fest voll im Gange. Wir bleiben nur kurz, wir wollen einfach nur nach Ulan Bator. Dort treffen wir im Oasis Rafael und Esther wieder. Wir lassen uns vom Lieferservice Odo eine Riesenpizza bringen, verputzen diese und gehen schlafen.

18. Juli 2016 - Zurück in Ulan Bator
Der Tag in Ulan Bator bedeutet für uns: Umrüstaktion. An den Motorrädern werden die Mitasreifen gegen straßentauglichere Heidenaureifen gewechselt. Reifen, die wir schon im Februar zu Veit Scholz nach Ulan Bator geschickt haben. Natürlich haben wir unsere Motorräder auch noch einmal gründlich durchgecheckt. Das Ventilspiel kontrolliert und minimal korrigiert, alle Öle nach jetzt 19.000 km gewechselt und den Luftfilter von Helles HPN frisch geschäumt. An meiner HPN musste ich am Vorderrad die Speichen um eine Viertelumdrehung nachspannen. Auch das Lenkkopflager hatte Raststellen. Die Ursache dafür war ein mehrfach gekürzter Tankentlüftungsschlauch - weil immer wieder vom Tankrucksack durchgescheuert - der dann das untere Lenkkopflager trocken legte (das haben wir allerdings erst später herausgefunden).
Von Veit Scholz haben wir noch erfahren, dass die Grenze nach Russland im Osten problemlos passierbar ist und es keine kritischen Flussdurchfahrten auf der Strecke gibt. Unsere Informationen zuvor waren komplett andere. Ein Tourguide von "Overlander", erzählte uns, dass die Grenze im Osten geschlossen wäre, tiefe Flussdurchfahrten unpassierbar wären usw.

19. Juli 2016 - Wieder nach Russland, 479 Kilometer
Der Grenzübertritt ging für hiesige Verhältnisse mit zwei Stunden zügig über die Bühne. Wir schafften es bis Gusinoozersk und kamen in einem ziemlich maroden Hotel im 3. Stock unter. Für uns bedeutete das viel Schlepparbeit. Alles Gepäck musste ja mit nach oben. Zu Abend gegessen haben wir dann in einem 800 m vom Hotel entfernten Café, dort war es so eng, dass wir in zwei Etappen essen mussten. Im Hotel zurück luden uns unsere Zimmernachbarn Dima und Vladimir, zwei Metallurgie-Ingenieure aus Ulan Ude, zu Wodka und Essen ein. Sie empfahlen uns auch, nach Nov Haluk am Baikalseh zu fahren, dort könnten wir bei Vladimirs Vater umsonst wohnen.

20. Juli 2016 - Von Gusinoozersk nach Nov Haluk am Baikalsee, 287 Kilometer
Nach einem spärlichen Frühstück in einem Café fahren wir los Richtung Baikalsee. In Nov Haluk nehmen wir uns ein Ferienhaus mit Ger. Der Hausherr Vladimir, ein Ex-Generalmajor der sowjetischen Armee, lädt uns dann zu einem Ausflug in seinem Mitsubishi Pajero ein. Über verschlammte Waldwege kutschiert er uns zum Baikalsee und dort am Sandstrand entlang. Den Nachmittag verbrachten wir mit Wodkatrinken und Armdrücken. Durch unser 83 tägiges Dauertraining am Gasgriff und ... gestählt, dominierten wir beide Disziplinen. Danach nahmen wir ein erfrischendes Bad im Baikalsee, der See mit 18 °C relativ warm, leidet aber unter starkem Algenbefall*. Der Baikalsee gilt als eines der größten Süßwasserreservoirs der Erde, ein Fünftel der Frischwasserreserven liegen hier. Seit 1996 gehört der 25 Millionen Jahre alte See zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Abends gönnten wir uns noch in einem nahegelegenen Luxusressort eine russische Bagna.


* Ein starkes Algenwachstum am Ufer deutet auf eine starke Verunreinigung des Wassers hin. Wen es interessiert, hier zwei Beiträge zu diesem Thema: "Droht dem Baikalsee der baldige Tod?" und "Baikalsee in Not."

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21. Juli 2016 - Ein Tag in Nov Haluk am Baikalsee 
Wir genehmigen uns einen Relax- und Genießertag und sitzen abends lange mit Sergey und Sergey zusammen. Der eine Sergey ist Universitätsprofessor für Fahrzeugtechnik aus Irkutsk und der andere Sergey einen Ölingenieur von Rosneft. Da gibt es für uns natürlich endlose Gesprächsthemen bei Wodka und Bier.

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22. Juli 2016 - Von Nov Haluk am Baikalsee nach Irkutsk, 440 Kilometer
Wir brauchen wieder einen Ortswechsel und fahren heute zuerst am Seeufer entlang, dann über Berge und durch Wälder nach Irkutsk.

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23. Juli 2016 - Von Irkutsk nach Buguldeyka, 188 Kilometer
Die Tour gestern war natürlich viel zu einfach, zu wenig Herausforderung. Da geht mehr, sagten wir uns und erinnerten uns an eine Empfehlung von Lutz, dem Tourguide von Overlander, einen Waldweg zum Baikalsee - 78 Kilometer lang. Ein "Schmankerl" sozusagen. Zuerst führte der Weg über moorige Wiesen und durch Wälder, dann kam auch noch glitschiger Schlamm dazu. Wir kämpften uns durch, fünf Stunden lang. Gut, dass wir vorher nicht wussten, auf was wir uns einlassen würden. Dieses Erlebnis würde uns sonst fehlen. Natürlich hätten wir auch daran denken können, dass Guides und Kunden von Overlander diesen Weg mit leichten Enduros und ohne Gepäck fahren, wenn man so eine Strecke mit mindestens mit 50 Kilo mehr auf den Achsen bewältigen muss, ist das eine andere Hausnummer. Umso mehr genossen wir das abendliche Bad im See und unser Thunfischrisotto mit Tomatensalat.

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24. Juli 2016 - Und wieder zurück nach Irkutsk, 416 Kilometer 
Vormittags machten wir einen Abstecher zur Insel Olchon. Überall hingen Nebel und Rauch in der Luft. Auch auf Olchon und, dort noch mehr. Die Überfahrt mit der Fähre dauerte rund 15 Minuten und war kostenlos. Für Motorräder ist immer Platz, Autos dagegen müssen oft stundenlang warten. So richtig gefallen hat uns die Insel aber nicht - zu rauchig und der Strand war nur über Sandfelder zu erreichen, ergo beschlossen wir, zurück nach Irkutsk zu fahren.

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25. Juli 2016 - Von Irkutsk bis 75 km vor Tayshet, 635 Kilometer 
Die nächsten drei Tage wollen wir Strecke machen. Schnell noch unsere Dollars in Rubel gewechselt und schon sind wir auf dem Weg nach Westen, fahren durch Birken- und Kieferwälder, sehen Felder, soweit das Auge reicht, abwechselnd mal Ebene, mal leichte Hügel. Dazwischen immer wieder Sumpfgebiete. Die Temperaturen gehen bis 33 °C, es ist diesig und klärt gegen Abend auf. 

26. Juli 2016 - Weiter bis Tyazhinskiy, 797 Kilometer 
Weiterfahrt. Die Landschaft ähnelt der von gestern, nur mit mehr Landwirtschaft. Krasnojarsk, eine flächenmäßig riesige Stadt, mit knapp einer Million Einwohner, am Jenissei und an der transibirischen Eisenbahnstrecke umfahren wir. Das Wetter war heute nicht so toll, bis Mittag hatten wir Regen, dann Sonnenschein und später wieder Regen. Die Temperaturen lagen bei ca. 22 °C.

27. Juli 2016 - Von Tyazhinskiy nach Novosibirsk, 490 Kilometer 
Heute hatten wir unsere erste Polizeikontrolle auf russischem Territorium, wir waren weder zu schnell, noch haben wir irgendwelche Verkehrsregeln missachtet, trotzdem wollte der Beamte Dollar oder Rubli. Wir machten freundlich auf stur und verstanden schon mal gar nichts. Der Polizist konnte weder Englisch noch Deutsch, das half. Nachdem wir uns auf nette Art einfach weigerten, Rubli herauszurücken, gab er auf.

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28. Juli 2016 - Beim Biker Festival in Novosibirsk
Novosibirsk ist nach Moskau und St. Petersburg die drittgrößte Stadt Russlands, die größte in Sibirien und hat rund 1,5 Millionen Einwohner. Ähnliche viele wie München, aber ist flächenmäßig mit 502,1 km² fast doppelt so groß. Die Stadt wurde 1893 gegründet und das hatte mit dem Bau der Brücke über den Ob zu tun, die wegen der Transibirischen Eisenbahn gebaut werden musste. 1897 hatte Novosibirsk erst 8.000 Einwohner, 1926 waren es dann 120.000. Der Ob, ein Riesenfluss ist hier an manchen Stellen fast einen Kilometer breit. Wir machten erst mal eine kleine Stadtrundfahrt und bestaunten die vielen imposanten Gebäude, den Bahnhof, die beeindruckende Alexander-Newskij-Kathedrale sowie das Opernhaus mit der Leninstatue davor.

Wenn wir ehrlich sind, interessierte uns das Biker-Festival viel mehr, von dem uns russische Biker erzählt haben und das an diesem Wochenende über die Bühne gehen soll. Da wollten wir unbedingt hin und lernten russische Gastfreundschaft "at it's best" kennen. Es gab schon mal "Eintritt frei für Weitreisende". Gleich am Parkplatz schlossen wir Freundschaft mit Raman, Boris und ihrem Freund aus Almaty (Kasachstan). Weil Raman gute Kontakte zur Organisation hat, durften wir unsere Motorräder bei unseren Zelten stehen lassen, auf dem Platz vom Goldwingclub Novosibirsk. Deren Mitglieder waren alles freundliche Typen, die zum Teil mit ihrer gesamten Familie dort campten. Die Klubküche versorgte uns mit Essen und Trinken. Uns ging es richtig gut. Da es noch zu früh für "Party" war, gingen wir alle zusammen erst mal zum Baden in einen nahe gelegenen See. Eine Wohltat bei einer Außentemperatur von 30 °C.

Am Abend legt dann die erste Band los und wir machen uns auf zur Bar - Bier fassen. Als wir bezahlen wollen, schüttelt der Barkeeper den Kopf. Bezahlen lässt er uns nicht, sondern schenkt uns stattdessen noch ein T-Shirt der Brauerei. An anderer Stelle werden hiesige Flusskrebse und Räucherfische angeboten. Wir decken uns mit Flusskrebsen ein, die uns ausgezeichnet schmecken. Dass wir erst sehr spät in unsere Zelte krochen, muss wohl nicht extra erwähnt werden.

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29. und 30. Juli 2016 - Die Party geht weiter
Vom Klub werden wir mit Frühstück und Mittagessen versorgt. Auch heute gehen wir wieder zum Baden an den See und lernen noch mehr nette Menschen kennen. Zum Beispiel Jewgenie, einen russischen Energieanlageningenieur, der gerne und viel mit seinem Motorrad durch Europa und Asien reist und viele interessante Geschichten zu erzählen hat. Oder Vitali und seine Frau aus Omsk, die beide gut Deutsch sprechen. Aber wir sind nicht die einzigen Deutschen auf dem Novosibirsker Bikerfest. Pit aus Viersen, mit einer Yamaha TT600E, findet am Nachmittag auch den Weg hier her. Er und sein Stoffaffe, den er um den Hals Hängen hat - sein Markenzeichen - ist auf Durchreise. Sein Ziel: Korea. Und wir lernen immer mehr Leute kennen und sogar bekannte Gesichter tauchen auf. Einen Typen davon trafen wir schon am 19. Juni in der Biker Bar von Barnaul. Er hat uns sofort wiedererkannt. In der Nacht beginnt es zu regnen und wir beschließen, unsere Zelte morgen abzubrechen. Zum einen wollen wir die russische Gastfreundschaft nicht überstrapazieren, zum anderen würde uns eine kleine Erholungspause ganz gut tun, bevor es weiter nach Omsk geht. Zuviel Bier, zuviel Wodka.

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31. Juli 2016 - Von Novosibirsk nach Petropavlovsk in Kasachstan, 959 Kilometer
Bis Nachmittag regnet es die ganze Zeit und es hat bis auf 17 °C abgekühlt. Die Straße führt uns ca. 500 Kilometer durch Sumpflandschaften und wenn kein Sumpf, dann an Getreidefeldern vorbei, soweit das Auge reicht. Nach Omsk stehen wir plötzlich an der kasachischen Grenze. Auf unserer OSM Karte auf unseren Garmingeräten gibt es diese Grenze nicht. Wir dachten, wir hätten uns durch Russland geroutet, aber dem war nicht so. Probleme gab es aber nicht. Der Grenzübertritt auf beiden Seiten verlief zügig, in einer Stunde waren alle Formalitäten erledigt.

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