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Von Sierra zu Sierra
Sommer, Sonne, Strand und Meer – wer als Motorradfahrer die Abgeschiedenheit Spaniens sucht, findet diese in den unzähligen Sierras. Dort warten abgelegene Sträßchen und Pisten, um entdeckt zu werden. Städte und Baudenkmäler bieten dazu Jahrhunderte alte Kultur.
Nachdem der Tunnel de Cadi uns ausgespuckt hat, verschwinden die Ausläufer der Pyrenäen langsam aus unserem Rückspiegel. Hinter Solsona, das wir über eine extrem kurvenreiche Strecke erreichen durchfahren wir endlose Getreidefelder, die schon im Frühsommer von riesigen Mähdreschern abgeerntet werden. Diese werden dann von Weinbergen abgewechselt und die danach in Olivenhaine übergehen. Hinter dem kleinen Örtchen Gandesa führt uns eine neu erbaute Straße durch einen schmalen Canyon. Wir wählen jedoch die historische Variante und biegen auf die alte Straße ab, die sich malerisch durch die Felsen schlängelt.
Diashow:
Diashow Sierras
Beeindruckend liegt der Ort Morella auf einem Felsen. Überragt von der Burg liegt an deren Fuß die Altstadt, die sich spiralförmig um den Hang windet. Die ersten Sierras, die wir anschließend befahren, schrauben sich unter einem stahlblauen Himmel, der mit Schäfchenwolken garniert ist, bis auf 1.700 Meter in die Höhe.
Kurz vor Albarracin dann eine dieser Traumstrecken, die die HPN vor Freude von einer zur anderen Kurve tanzen lässt. Kurve folgt auf Kurve durch einen schmalen Canyon. Der mittelalterliche Ort in der gleichnamigen Sierra ist ein wahres Meisterwerk. Wie der Name schon vermuten lässt, hat er eine maurische Vergangenheit. Gegründet wurde der Ort im Jahr 970 in einer Biegung des Flusses Guadalaviar. Wir betrachten im Sonnenuntergang die Stadtmauer und wandeln durch die Gassen der Altstadt. Die alten Häuser sind mit Natursteinen und als Fachwerkbauten errichtet worden. Überall begegnen uns schräge Wände und kleine, prachtvoll gearbeitete Eingangstüren. Fast an jeder ist ein kunstvoll gestalteter "Picaportes" – Türklopfer angebracht sind.
Am nächsten Morgen durchstreifen wir die Berge um Albarracin. Nach der ockergelben Schlucht des Rio Guadalaviar und den schroffen Zinnen der Sierra de Albarracin bringen uns ruppige Pisten auf die kühlen und kargen Höhen der Montes Universales. Über kleine Schotterpisten, die sich wie ein Spinnennetz zwischen Albarracin und Cuenca auf die Erde gelegt haben, treiben wir unseren Rallyeboxer auch durch den ein oder anderen glasklaren Gebirgsbach. Eine, wenn nicht die schönste und romantischste Flussquelle Spaniens ist, die des Rio Cuervo. Wie in einem Fantasy-Film rieselt das Quellwasser am Ende des Talkessels in silbernen Fäden an den moosbewachsenen Felsen herab. Das leise Plätschern des Wassers erfüllt die Luft. Ein wahrlich traumhafter Ort um alles hinter sich zu lassen und zu Träumen.
Der Duft von Salbei und ätherischen Ölen liegt in der Luft, als die Bäume schließlich auf einem Hochplateau zurücktreten. Der gelbe Ginster wuchert am Straßenrand und ein Gänsegeier zieht am Himmel unaufhörlich seine Kreise. Die Aussicht ist überwältigend und erinnert uns stark an den Colorado-River im Südwesten der USA. Unter uns breiten sich Tafelberge und Schichtengebirge in einer ganzen Farbpalette von Rot bis Kalkweiß aus.
Auf ein weiteres Naturschauspiel stoßen wir einige Kilometer weiter, die Ciudad Encantada – die verzauberte Stadt. Der Kalkstein ist hier zu bizarren Formen verwittert. Die phänomenalen Felsformationen bilden ein Labyrinth aus Felsbrücken und fre istehenden, meinst tierähnlichen Gebilden. Die haushohen stets kopflastigen Kolosse sind das Ergebnis von Jahrmillionen alten Erosionskräften. Erdgeschichtlich stammt die Landschaft noch aus dem Mesozoikum. Auf dem einstündigen Fußmarsch durch die "Stadt" erkennen wir Schiffe, Bären, Drachen und Riesenpilze. Aufgrund dieser außergewöhnlichen Umgebung wurden hier auch viele Fantasy-Filme wie Conan der Barbar oder auch Western gedreht.
Kurz vor Cuenca sehen dann zum ersten Mal Herden mit den schwarzen, für Spanien typischen Stieren am Straßenrand. Nur mit einfachen Zäunen sind sie von uns getrennt. Wir flüchten deshalb auf unserer Boxer-Kuh nach Cuenca.
Die alte Stadt scheint förmlich in den Felsen des Rio Júcar hineingewachsen zu sein. Farbe und Lebensfreunde statt spanischer Strenge verströmt Cuenca. Immer wieder geben Mauerdurchbrüche den Blick auf die tiefer liegenden Straßenzüge frei. Die Stadt krallt sich regelrecht in die graue Schlucht des Rio Júcar. Hinter einer Brücke beginnt die Straße, die zu den Casas Colgadas, den hängenden Häusern aus dem 15. Jahrhundert. Diese sind gleichzeitig auch das Wahrzeichen der lebendigen Stadt. Eines der Häuser beherbergt das Museum für spanische abstrakte Kunst, welches eines der besten seiner Art ist. Die Holzbalkone der Casas Colgadas hängen beeindruckend über der Stadt und sind alleine schon eine Reise wert.
Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Don Quichotte und seinem Knappen Sancho Pansa. Allein durch diese fantasievollen und manchmal abstrusen Erzählungen von Miguel de Cervantes wurde die La Mancha weltbekannt. La Mancha bedeutet jedoch nicht nur Endlosigkeit und Weite, sondern auch ein Nichts aus staubigen Feldwegen, soweit das Auge blickt. Dazwischen ragen graue Felsen aus der Ebene, die mit mittelalterlichen Befestigungsmauern in die Landschaft integriert sind. Der tiefblaue spanische Himmel gibt sein Bestes, doch die Region wirkt ausgetrocknet.
Nach endlosen Getreidefeldern entdecken wir rechter Hand auf einer Anhöhe die berühmten Windmühlen des Ritters von der traurigen Gestalt. Trotzig stehen sie unbeeindruckt vom heißen Wind mitten im Nichts über Mota del Cuervo. Da außer uns niemand da in der Nähe ist, nutzen wir die Gelegenheit für eine ausgiebige Fotosession. Nach dem anstrengenden Geländeritt geben wir unserer "Rosinante" die Sporen und verlassen die Phalanx der "Riesen".
Nach den "Riesen mit den mächtigen Armen" gehen die Getreidefelder in Weinberge über. Schon auf den endlosen Geraden bringt der heiße Seitenwind die vollgepackte HPN in beachtliche Schräglagen. So muss es sein, wenn man direkt in einen heißen 2000-Watt-Föhn hineinfährt.
"Al-Andalus" – Land des Lichtes, nannten die Mauren den Süden Spaniens. Kein Wunder, dass sie hier 700 Jahre lang herrschten. Am Rio Guadalmena passieren wir die Grenze zu Andalusien und schlagartig sehen wir nur noch Olivenbäume, soweit das Auge reicht. Knapp 2000 Meter hoch sind die Berge der Sierra de Segura. Ein kurvenreiches Sträßchen führt in unendlich vielen Windungen am Embalse del Tranco entlang. Der Stausee hat eine intensive Türkisfärbung und bildet einen scharfen Kontrast zum Grün der umliegenden Berge. Kaum einmal 50 Meter misst die längste Gerade. Nach der Brücke über den Rio Guadalquvir biegen wir erst links, dann rechts ab. Wir wollen den Weg nach Süden über eine Piste abkürzen. Doch der Offroadspaß ist nur von kurzer Dauer. Ein Verbotsschild für Motorräder und Quads lässt uns enttäuscht umkehren. Über Carzola und Barza und der Überquerung der Sierra des los Filabres steuern wir direkt auf die Costa del Sol zu, um uns im Mittelmeer etwas Abkühlung zu verschaffen.
In der Nähe von Tabernas stoßen wir gleich auf mehrere Westernstädte, die uns einen Hauch vom Wilden Westen vermitteln. Doch wir mögen den Rummel mit Karussell und Kinderbelustigung nicht. Stattdessen schlagen wir und unweit von Mini Hollywood in die Büsche. Dabei stoßen wir auch auf diesem Wege auf alte Filmkulissen und erkennen sogar einen markanten Baum aus dem Film "der Schuh des Manitou" wieder. Diesen Landstrich kennt fast jeder aus dem Kino. Etliche Italo-Western und sogar einige Szenen aus "Indiana Jones" oder "Lawrence von Arabien" wurden hier gedreht. Hinter einer dieser Westernstädte fädelt sich ein winziger, von unten nicht sichtbarer Weg hinauf. Dürres Gebüsch streift an der Gabel und den Alukoffern, mitunter hat der Boxerzylinder rechts und links gerade noch eine Handbreit Luft. Nach ein paar steilen und wüsten Geröllanstiegen, dann sind wir dann endlich oben. Nirgendwo auf der Iberischen Halbinsel in ist es trockener als hier. Wir genießen die sogenannten Ramblas – die ausgetrockneten Flussläufe – die flankiert von mächtigen Oleanderbüschen unseren Rallyeboxer geradezu zum Drift einladen. Eine Gegend, wie geschaffen zum genüsslichen Offroadfahren. Die kleinen Dörfer bestehen lediglich aus schneeweißen Steinhäuschen, durch die sich enge schmale Gässchen winden. Kaum anderswo in Andalusien gibt es diese faszinierende Mischung aus Pisten und Sträßchen mit Suchtpotenzial, totaler Einsamkeit und grandioser Landschaft.
Nach der Hitze der spanischen Wüste weht uns am Cabo del Gato eine frische Brise um die Nase. Am südöstlichen Ende der Halbinsel fällt der Blick auf helle Strände, wie sie in Spanien längst Seltenheitswert haben. Weite, sandige Buchten ohne jegliche Zivilisation ergeben eine Mischung aus Marokko und Mexiko.
Noch mehr Abkühlung erhalten wir auf 2000 Meter Höhe. Die weißen Kugeln vom Calar Alto, dem größten Observatorium Europas, sind bei gutem Wetter schon in 50 Kilometer Entfernung zu sehen. In ungeahnte Höhen windet sich eine Traumstraße hinter Gergal ins Nirgendwo. Zwischen bräunlich schimmernden Schiefer und leuchtend gelbem Ginster geht es hoch zum Observatorium. Die Michelin-Karte lockt mit einem Wirrwarr aus gelben und weißen Schlangenlinien, die sich als ein Labyrinth von Pisten und Straßen herausstellt. Wir jagen auf der dicken HPN hoch zum mit 2168 Metern höchsten Berg der Sierra de los Filabres. Im Süden breiten sich die hässlichen, riesigen Gewächshäuser aus. Sie erinnern uns an riesige Landeplätze für Außerirdischen und weit im Westen ragen die verschneiten Gipfel der Sierra Nevada hervor, eines unserer nächsten Ziele.
Über Orte mit den unaussprechlichen Namen wie Olula de Castro und Castro de Filabres gelangen wieder in tiefere Gefilde. Wir durchqueren verwinkelte Ramblas, die selbst Afrikafans begeistern würden. Leider ist der Sand, der zwischen unseren Zähnen knirscht, nicht aus der Sahara. Die farbenprächtigen Bergrücken formen mit ihren erodierten Spritzen eine Szenerie, die stark an das kalifornische Death Valley erinnert.
Orangenbäume säumen den Weg, der uns über Enix und Felix nach Westen treibt. Über den Puerto de la Ragua, der sich genau auf 2.000 Meter befindet, gelangen wir so in die Ebene bei Lacalohorra. Wie ein Fels in der Brandung überragt eine Burg den kleinen Ort. Vergeblich fahren wir mehrere Runden durch das Gassengewirr, um die Zufahrt zu finden. Zwei ältere Senoras, die wir fragen, rufen uns dann "Rambla, Rambla" zu. Also fahren wir zum ausgetrockneten Flussbett und finden dort die holprige Piste. Garniert mit Auswaschungen und gespickt mit engen Serpentinen geht es bergauf. Vom Castillo aus bietet sich uns eine fantastische Rundsicht über das Tal, flankiert von Muhacien-Hängen. Nach Guadix folgt eine Strecke durch einen rot schimmernden Canyon. Als das Thermometer die 40 Grad Marke knackt, sind wir reif für eine Siesta. In einer kleinen Bar in Dudar versuchen wir, etwas Kühles zu bekommen. Die Szene, die sich dann dort abspielt, könnte auch aus einem Western sein. Wir betreten die Bar, alle Gespräche der älteren Senores verstummen schlagartig - alle blicken uns erstaunt an. Als wir dann Tapas und etwas zum Trinken bestellen, wird die Atmosphäre wesentlich entspannter und alle freuen sich über die Gringos aus Alemania. Tapa heißt ursprünglich "Deckel". Der Brauch beruht darauf, dass man früher eine Scheibe Schinken über sein Glas legte, damit kein Schmutz und keine Insekten hineinfallen konnten.
Ziel unserer Exkursion auf den Muhacien war es, die höchste Passstraße Europas zu befahren. Doch nach 18 Kilometer Bergauffahrt, endet unser Gipfelsturm vor einem Soldaten, der uns nachdrücklich erklärt, dass hier Schluss sei. Also stellen wir unsere HPN auf genau 2.500 Metern Höhe ab und genießen es, die Erlkönige mehrerer deutscher Automobilfirmen zu betrachten, die hier getestet werden.
Vor uns liegt Granada, die Perle Südspaniens, letzte Bastion der siebenhundertjährigen Maurenkultur unter iberischer Sonne. Erst im Jahre 1492 wichen sie den katholischen Königen Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragonien.
Die atemberaubende Alhambra wacht über der Provinzhauptstadt Granada am Fuße der Sierra Nevada. Über drei Millionen Besucher zählt diese Sehenswürdigkeit, die zum Weltkulturerbe der Menschheit gehört, jedes Jahr. Auch wir haben uns entschlossen, dieses Bauwerk anzusehen.
Beim Eintritt in den Palast versetzt er uns aufgrund seiner Einmaligkeit und seines Ausmaßes ins Staunen. Im Eingangsportal werden wir von einem beeindruckenden Freilichtfoyer begrüßt. Er betont auch die Macht der ehemaligen Herrscher, die vom Stamm der Nasriden waren. Von hier aus können wir drei unterschiedliche Paläste besichtigen. Alle wurden für unterschiedliche Zwecke genutzt. Die königlichen Gemächer entführen uns in ein Fabelreich aus Tausend und einer Nacht.
In der Mexuar tagte der Sultan mit seinen Ministern und wurde dabei von imposanten Löwenfiguren bewacht. Der Harem war neben dem König nur dessen Frauen vorbehalten. Die zahlreichen Teiche und Wasserläufe, die im innen liegenden Hof lassen den Eindruck aufkommen, sich in einer grünen Oase zu befinden. Der Blick von der Befestigungsmauer auf die Stadt ist beeindruckend – ein Muss für jeden Besucher.
Auf unserem weiteren Weg durch Andalusien stoßen wir in der Sierra Subbetica auf den El Torcal, ein 1.171 ha großes Naturschutzgebiet. 14 km entfernt von der Provinzstadt Antequera führt uns eine schmale Bergstraße zu einer erstaunlich modernen Berghütte inmitten einer surrealen Felsenlandschaft. Mit seinen außergewöhnlichen Karstformationen gehört El Torcal er zu den imposantesten Landschaften Spaniens. Vor über 100 Million Jahren war das gesamte Gebiet noch gänzlich vom Meer bedeckt. Durch Ablagerung von Sedimenten bildeten sich mehrere Schichten aus Kalkgestein. Eine immer weiter vorschreitende Anhebung der Erdkruste formte dann in gestuften, fast waagerechten Schichten die Berge. Unter der Einwirkung von Wind und Wetter gestaltete hieraus eine wild zerklüftete Landschaft mit fantastischen Steingebilden, so etwas hatten bisher nur in den Cheesewrings in Cornwall gesehen.
Am frühen Abend erreichen wir Ronda, die Stadt des Stierkampfes. Das Flussbett unterhalb der beiden Stadtteile besteht aus einem tief eingeschnittenen Steilhang mit einer Höhe von fast einhundert Metern über dem Guadalevin und ist heute das unumstrittene Wahrzeichen der Stadt. Die Stierkampfarena von Ronda - wie überall auch Plaza de Toros genannt - hat eine lange Tradition. Der beste Stierkämpfer Rondas war zur damaligen Zeit Pedro Romero. Ohne jegliche Verletzung tötete er mehr als 5000 Torros und hat noch heute den Ruf, einer der besten Stierkämpfer aller Zeiten gewesen zu sein.
In der Umgebung von Ronda stoßen wir auf kleine Orte, die allesamt maurischen Ursprungs sind. Neben Zahara bietet dabei Olvera auf der Route der weißen Dörfer sehr viel Kultur und Geschichte. Der Ort erhebt sich wie eine weiße Pyramide aus der Landschaft. Gekrönt wird er von der maurischen Burg aus dem 12. Jahrhundert. Ein traumhafter Blick über die Häuser entschädigt uns für die Mühen der Besteigung bei weit über 40 Grad.

Langsam aber stetig nähern wir uns der größten Stadt auf unserer Fahrt durch Spanien. Endlose Sonnenblumenfelder haben die für Andalusien typischen Olivenhaine abgelöst und bieten einen starken Kontrast zum immerblauen Himmel. Da das Thermometer stetig an der 50 Grad Marke kratzt, genehmigen wir uns einen Ruhetag und erkunden Sevilla.
Der Name der Stadt am Guadalquivir klingt alleine schon wie Musik. Wolfgang Amadeus Mozart ließ hier seinen "Figaro" und Gioachino Rossini seinen "Barbier" spielen. Und welcher Ort hätte eine bessere Kulisse für Georges Bizets Oper "Carmen" abgeben können, als diese lebendige Metropole.
Doch Sevilla ist weit mehr, die gilt als die Heimatstadt berühmter und berüchtigter Persönlichkeiten. Der allgegenwertige "Don Juan" begann von hier aus, die Herzen des weiblichen Geschlechtes in aller Welt zu erobern und Christoph Kolumbus brach von hier aus auf, um die Neue Welt zu entdecken.

Das beeindruckende Bauwerk Sevillas ist der Alcazar Palast, der sich kein Besucher der Stadt entgehen lassen sollte. Die Erbauung des Festungspalastes wurde von Al Ramán II im Jahre 913 angeordnet. In den folgenden Jahrhunderten diente er als Residenz für viele Monarchengenerationen. Heute ist es die Residenz des Königs von Spanien Juan Carlos, wenn er in Sevilla zu Besuch ist.
Eine der bekanntesten Locations in Sevilla ist die Stierkampfarena "Plaza de Toros Real Maestranza", die über mehrere Jahrzehnte im 18. Jahrhundert erbaut wurde. Im Museum erfahren wir viel Wissenswertes über die Geschichte des Stierkampfes und das Drumherum.

Nach so viel Kultur, die uns auch fast erschlägt, ist es auch wieder an der Zeit in einsamere Gefilde einzutauchen. Nach der Hitze in der Ebene von Sevilla wird es ab Lora del Rio wieder erträglicher. Die Sierra Morena empfängt uns mit weiten gut ausgebauten Kurven, die durch eine fast lieblich wirkende Mittelgebirgslandschaft führen. Als wir in Alanis abbiegen, sind wir plötzlich außerhalb jeglicher Zivilisation. Auf 40 Kilometern länge holpern wir über eine Schlaglochpiste, die mehr Löcher als Asphalt aufweist und zudem noch mit Schotter garniert ist. Nur vereinzelt erkennen wir im Grün der Berge versteckte Haciendas, die in ihrem leuchtenden weiß wie Farbtupfer herausschauen. Die Federelemente der HPN müssen Schwerstarbeit leisten und tauchen immer öfter tief bis zum Anschlag ein. Über eine Stunde begegnet uns kein Auto in diesem Nirwana. Wie Bartstoppeln stehen verdorrte Sträucher und Bäume in der immer glühenden Sonne.
Nachdem wir die Grenze zur Extremadura überschritten haben, fahren wir durch ein Labyrinth von Stauseen. Wie blaue Fettaugen leuchten die riesigen Wasserspeicher in den Himmel. Auf fast allen Kaminen und Strommasten haben Störche ihre Nester gebaut. Das karge Land in Spaniens Westen hat viel Platz, um mit dem Motorrad die Einsamkeit zu suchen.

Überragt wird die Szenerie vom Castillo von Puebla de Alcocer. Die mächtige Burganlage liegt in 527 Meter Höhe über dem Meeresspiegel. Von der Burg haben wir einen herrlichen Blick über die Landschaft der Extremadura mit ihren Stauseen, Feldern und Dörfern. Wir stehen auf der dicken, unerschütterlich wirkenden Burgmauer und genießen die Szenerie. Und da ist es, dieses Gefühl der Weite und Einsamkeit, das die Extremadura so intensiv hervorbringen kann. Nicht wild oder verwegen wie die Geografie der Bergregionen Spaniens, sondern mit
Choräle Gesänge empfangen uns, als wir ehrfürchtig das Kloster Guadalupe betreten. Wie eine wuchtige Festung aus Quadern errichtet, wirkt es massiv und ewiglich. Mit seinem Stuckwerk über dem Portal und den Säulen verstrahlt es gleichzeitig eine gewisse Leichtigkeit und Grazilität. Die Besucher sind hier meist Spanier und Portugiesen. Die Schutzpatronin aller spanisch und portugiesisch sprechenden Länder ist die Schwarze Madonna. Als angeblich bewährte Helferin in so mancher Schlacht wäre die Madonna der Legende nach und nach über die Jahrhunderte schwarz geworden. Mit dem Segen der Schwarzen Madonna steht der weitere Verlauf unserer Reise unter einem guten Stern.

In der noch frühen Morgensonne verlassen wir Guadalupe, um der Sierra de Avila entgegenzufahren. Häufig zieren bizarr aufgetürmte Granitbrocken die Felsenmeere, in denen sich außer den kleinen Rinderherden kein Leben abzuspielen scheint. Distanziert und doch berauschend ist diese Landschaft, eine Beschreibung, die auf viele Regionen Zentralspaniens zutrifft.
Über den Puerto del Pico führt uns eine topausgebaute Passstraße. Links daneben erkennen wir fast die parallel verlaufende alte Römerstraße, die sich in einem so gut erhaltenen Zustand befindet, dass man sie noch heute – zumindest mit einer GS - befahren könnte. Leider ist das jedoch verboten und so tauchen wir ein in ein Hochtal, das uns sehr stark an unsere Touren in Schottland erinnert.
Unser Ritterglück perfekt macht die Stadt Avila, mit ihren 88 Türmen, die die Altstadt vollständig umschließen. In über zweieinhalb Kilometern Länge umgibt die Stadtmauer die alten Gemäuer. Um die Szenerie richtig auf uns wirken zu lassen, nehmen wir uns in einem kleinen Hotel direkt an der Stadtmauer ein Zimmer. Die nächtliche Szenerie mit der angeleuchteten Stadtmauer ersetzt uns wahrlich zurück ins Mittelalter – jetzt fehlt nur noch der schwarze Ritter – und die Illusion ist perfekt.
Aufgrund unserer nächtlichen Ritterexkursion frühstücken wir an nächsten Morgen noch etwas verschlafen in einem gemütlichen Restaurant am alten Stadttor. Der Wirt serviert uns ein typisch spanisches Frühstück, dass für uns etwas gewöhnungsbedürftig ist. Akribisch schneidet er von den an der Decke hängenden Hinterschinken feine Scheiben ab. Dazu serviert er fettige Churro, ein ring- oder wurstförmiges Spritzgebäck, das in heißem Olivenöl gebacken wird. Der amerikanische Schriftsteller A. Michener schrieb dazu einmal: "Ein schwerer bekömmliches Frühstück lässt sich kaum denken, aber auch kein Besseres. Meine Churros waren so fett, dass ich pro Stück drei Papierservietten brauchte, aber weit wohlschmeckender als Krapfen". Nach der Schwerstarbeit am Morgen warten nun neue Abenteuer auf uns.
Gelangweilt von der monotonen Straße durch die mit tollen Sandwegen gespickte Ebene, erscheinen uns die lehmroten Türme des Castillos von Coca wie eine Fata Morgana. Obwohl die Burg eindeutig maurische Elemente hat, ist es die Festung eines spanischen Adligen aus dem 15. Jahrhundert. Damals war es üblich, sich sogenannter Medèjar-Baumeister zu bedienen. Dies waren Mauren, die nach der Reconquista zum Christentum konvertiert waren. Bei der Besichtigung durch die engen Treppen und Gänge sind wird begeistert von der Szenerie. Besonders das magische Zimmer ist schon alleine eine Reise wert. Egal, in welcher Ecke man sich befindet, selbst leises Flüstern kann man trotzdem im gesamten Raum deutlich hören.
Am Horizont schiebt sich langsam aber beständig die Kulisse der Pyrenäen in den Vordergrund. Der strahlende Ginster signalisiert schließlich den Übergang ins Gebirge. Langsam neigt sich unsere Reise durch die Iberische Halbinsel ihrem Ende zu. Auf dem malerischen Marktplatz des Pyrenäenstädtchens Ainsa genießen wir die untergehende Sonne. Die Berge werden von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne berührt und bilden so einen würdigen Abschluss unserer Reise.
 
Text: Timo Rokitta
Fotos: Mandy Rodriguez und Timo Rokitta
 
 

 

 
 


 

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      Spanien
     
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      Reiseinfos:
      Allgemeines:
Spanien erstreckt sich über 504.645 km² auf der iberischen Halbinsel. Die gut 47 Millionen Einwohner leben meist in Ballungsgebieten wie Madrid, Barcelona und Valencia. Mit nur 93 Einwohner pro km² bietet Spanien ideale Voraussetzungen fürs Motorradfahren. Die hohen Berge der Pyrenäen im Norden und die Wüsten im Süden Andalusiens lassen dabei Kurven - sowie Wüstenfans auf ihre Kosten kommen.
      Reisezeit/Klima:
Frühling und Herbst bieten milde Temperaturen, im Sommer ist es in der Endurokluft kaum auszuhalten. Temperaturen von über 40 Grad sind keine Seltenheit. Selbst im Winter kann in Spanien das Motorradfahren Spaß machen.
      Anreise:
Ganz bequem per Autoreisezug bis nach Narbonne. Informationen täglich von 8.00 bis 22.00 Uhr unter 0180/5241224 oder rund um die Uhr im Internet unter www.dbautozug.de. Wer viel Zeit hat, nutzt die attraktive Route Basel-Gotthard-Rhonetal-Französische Hochalpen-Rhonealpen-Avignon-Montpellier.
      Unterkunft:
Als Einstieg bietet sich in den französischen Pyrenäen an: Villa du Parc, 49 route de Ria, 66500 Prades, France, www.bikers-paradise.de, E-Mail: info@villa-du-parc.com, Tel. 0033 (0) 468053679
      Unterkünfte sind in Spanien kein Problem, überall bieten kleine Hotels Zimmer an. Das Preisniveau ist abseits der großen Städte eher niedrig. Wer in den staatliche Paradores übernachten möchte, muss jedoch mit mindestens EUR 100 rechnen
      Literatur / Karten:
Die schönsten Motorradtouren Spanien: Touren von den Pyrenäen bis Andalusien von Hans Michael Engelke; ausgesuchte Motorradtouren durch Spanien viele stimmungsvolle Farbfotos und jede Menge Informationen. Bruckmann Verlag, ISBN-10:3765443522, für Anreise und Überblick ist die Michelin-Karte 1:1000 000, ISBN 2-06-710472-1 zu empfehlen.
       
       

 

 

   
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