Victoria-Falls in Sambia:

Als David Livingstone in November 1855 als erster Europäer die Wasserfälle des Sambesi zu Gesicht bekam, war er von deren Schönheit überwältigt. Zu Ehren seiner Königin taufte der Schotte die Fälle auf den Namen Victoria-Falls. Auch über 150 Jahre später haben die mächtigen Wasserfälle nichts an ihrer Faszination verloren – aber die Region rund herum wurde stark durch Livingstones "Entdeckung" geprägt.

Mosi-oa-Tunya nennen die Einheimischen das gewaltige Naturschauspiel. Übersetzt heißt es: Der Rauch, der donnert. Dieser Name kommt nicht von ungefähr: Bis zu 300 m hoch steigt der Wasser-Sprühnebel auf, wenn sich der viertgrößte Fluss Afrikas zwischen den Städten Livingstone (Sambia) und Victoria-Falls (Zimbabwe) im Durchschnitt ca. 100 m in die Tiefe stürzt. Bis zu 30 km sind die Nebelschwaden des "größten Wasservorhangs der Welt" dann noch zu sehen. Insgesamt haben die Victoria-Falls eine Gesamtbreite von 1,7 km und sind damit der breiteste durchgehende Wasserfall der Erde. Die natürliche Kante der Victoria-Fälle ist auch als die Trennung zwischen Oberen und Unterem Sambesi bekannt.

Gerade am Ende der Regenzeit, wenn der Sambesi prall gefüllt ist, bieten die Fälle ein Naturschauspiel sonders gleichen. Bis zu 10.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde schießen dann über die natürliche Kante. Zur Trockenzeit hingegen kann es passieren, dass nur ein kleines Rinnsal nach unten fließt, weil der Fluss nur noch bis zu 10 % der Wassermenge führt. Zu dieser Zeit können Teile der Fälle problemlos zu Fuß durchschritten werden.

 

Das Naturschauspiel hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Touristenziel entwickelt. Rund um die Fälle können diverse Attraktionen gebucht werden: Rafting in der Schlucht, Bungee-Jumping von der Victoria-Falls-Brücke oder Flüge mit einem Micro-Light-Flugzeug sind nur einige der vielfältigen Angebote. Insgesamt drei Tage verbringen wir in der Grenzstadt Livingstone und entscheiden uns daher für drei Highlights: eine Wanderung zu den Victoria-Falls, einen Helikopterflug über die Fälle und am dritten Tag eine Safari in einen Löwenpark.

Gratis Duscherlebnis an den Victoria-Falls

Den ersten Punkt bildet also der Marsch zu den Victoria-Falls. Im Vorfeld werden wir vor einem glitschigen Untergrund gewarnt, der eine gewisse Trittfestigkeit erfordert. "Tragen Sie dabei am besten Flip-Flops", geben uns die Einheimischen als Tipp mit auf den Weg, den wir mit etwas Stirnrunzeln befolgen. In unseren Badelatschen starten wir unsere Tour auf der Sambi-Seite der Fälle. Der Blick auf die weltbekannte Victoria-Falls-Bridge ist von hier aus atemberaubend, doch die Wasserfälle toppen alles.

Etwas verwundert passieren wir noch einen Kiosk, der Regenmäntel verkauft. Aber bereits das Überqueren der Knife Edge Bridge lässt uns erahnen, was uns noch erwartet. Rechts von uns spritzt die Gischt der Fälle und sorgt für ein gratis Duscherlebnis. Leider ist dabei die Temperatur nicht zu regulieren. So prasseln kalte und warme Wassermassen im regelmäßigen Wechsel auf uns nieder bis wir komplett durchnässt sind. Zimbabwe, das sich auf der Seite der Schlucht befindet, können wir nur erahnen. Zu dicht ist die Gischt, die uns den Blick trübt. Durch einen Pfad, der durch einen kleinen Regenwald führt, gehen wir bis zum Knife Edge Point, einem der bekanntesten Aussichtspunkte der Fälle. Die Existenz des Regenwaldes ist übrigens allein der Gischt der Wasserfälle zu verdanken. Am Rückweg zeigt sich über dem Rainbow Fall getreu seinem Namen noch ein wunderschöner Regenbogen. Frisch geduscht und um ein beeindruckendes Erlebnis reicher, endet der erste Tag unseres Besuchs an den Victoria-Falls.

Fälle von oben und Sturzflug in die Schlucht eins nach unten

Ihre ganze Pracht zeigen die Fälle aber erst aus der Luft. Ein Hubschrauberrundflug ist hier eine perfekte Lösung, um eine komplette Übersicht zu bekommen. Da nimmt man auch gerne eine Wartezeit von rund 45 Minuten in Kauf, weil "es ein Problem mit dem Hubschrauber" gibt. Unser Rundflug ist mit 22 Minuten Flugzeit datiert, die wie im Flug vergehen. Erst von oben kann man trotz der enormen Gischt die einzelnen Teile der Victoria-Falls sehen: Den Beginn macht der kleine Devil's Cataract, der durch die Cataract Island von den anderen Fällen ein bisschen abgetrennt ist. Hier sprudelt das Wasser besonders stark hinunter und Experten vermuten, dass sich die Fälle in den nächsten Jahren aufgrund der enormen Kräfte weiter ausdehnen werden. Es folgen die breiten Main Falls sowie die Horseshoe Falls, welche die Form eines Hufeisens haben. Über diese beiden Fälle stürzt sich der Großteile der Wassermengen hinunter. Teil der Horseshoe Falls ist der sogenannte Devil's Pool, ein natürlichen Überlaufpool. Hier kann bei niedrigem Wasserstand direkt an der Klippe gebadet werden. Die 108 m hohen Rainbow Falls (der höchste Punkt der Fälle) folgen im Anschluss bevor die Fälle mit dem Eastern Cataract enden.

Der Anblick dieses Gesamtkunstwerks allein macht die Fälle schon atemberaubend. Dazu kommt, dass sich die Wassermassen ihren Weg anschließend durch die teilweise nur noch 50 m breite Batoka-Schlucht bahnen. Der Fluss ist hier bis zu über 100 m tief und ähnelt eher einem überdimensionierten Whirlpool. Unvorstellbar, wenn man es nicht selbst erlebt hat.

Nachdem wir den großen Wasserfall mehrmals umkreist haben, stürzt der Pilot unseren Helikopter genau in diese Schlucht und steuert uns knapp über der Wasseroberfläche durch dieses einzigartige Naturschauspiel. Das aufgewühlte Wasser spritzt von allen Seiten und lässt die Wassermassen erahnen, die hier am Werke sind. Neben uns erheben sich die meterhohen Basaltfelsen, welche die natürliche Schlucht bilden. Ein einzigartiges Adrenalin-Erlebnis.

Affen im Pool, Krokodil auf dem Tisch

Den Rest des Tages verbringen wir deshalb eher ruhig am Pool unseres Campingplatzes, den wir uns mit wilden Affen teilen. Dabei haben die Affen Glück, dass wir nicht Rache für deren Diebstahl unserer Vorräte nehmen und sie bei unserem traditionellen afrikanischen Abendessen auf unseren Tellern landen. In einem Restaurant in Livingstone verzehren wir an diesem Abend kulinarische Genüsse aus Afrika: Raupen, Krokodil und Ziege.

Für uns heißt es jetzt langsam Abschied nehmen. Am letzten Tag unseres Aufenthalts besuchen wir noch ein Löwen-Center, in dem die in Sambi selten gewordenen Raubkatzen auf ihre Auswilderung vorbereitet werden. Das insgesamt zwölfköpfige Rudel lebt in einem eingezäunten Gebiet, ist jedoch für die Nahrungsbeschaffung selbst verantwortlich. So teilen sich die Räuber den kleinen Park mit Impalas, Gazellen und Zebras. Durch die täglichen Fahrten sind die Löwen an Menschen gewöhnt. Deshalb bleibt das Rudel auch ganz gelassen, als wir die Tiere mit unserem Jeep entdecken. Der männliche Pascha liegt entspannt auf dem Rücken und lässt sich den Bauch von der Sonne wärmen. Drei Löwen kommen in unmittelbare Nähe zu unserem Vehikel und scheinen für die Kamera posieren zu wollen.

Auge in Auge mit Nashörnern

Auf dem Rückweg zu unserem Campingplatz durchqueren wir anschließend noch den Mosi-oa-Tunya Nationalpark. Hier gibt es keine Raubtiere, dafür jedoch eine der wenigen Gelegenheiten in Sambia Nashörner zu sehen. Insgesamt neun Tiere, darunter zwei Jungtiere, leben in dem Park. Das besondere dabei: In diesem Nationalpark gehen die Besucher zu Fuß auf Nashornpirsch. Gemeinsam mit vier Rangern der Parkbehörde, die allesamt mit Gewehren ausgestattet sind, können wir uns bis auf wenige Meter den Riesen nähern. Drei der seltenen Tiere haben sich unter einem Baum niedergelassen, um während der Mittagshitze zu relaxen. Die Ranger erklären uns, dass von den Tieren jetzt kaum eine Gefahr ausgeht, da es ihnen einfach zu heiß sei. Nachdem wir die Tiere rund 20 Minuten ungestört beobachten können, begehen wir uns zurück zu unserem Jeep.

Im Anschluss durchqueren wir den kleinen Nationalpark am Flussufer des reißenden Sambesis und entdecken dabei Giraffen, Zebras, Gnus und ein paar Paviane. Wie gefährlich Autofahren in Afrika ist, zeigt sich uns am Abend: Von unserem Zeltplatz aus wollen wir nur die wenigen Kilometer nach Livingstone zurücklegen. Kurz nach unserer Abfahrt leuchtet uns aus dem hohen Gras ein Augenpaar entdecken, das zu einem großen Flusspferd gehört. Dieses schreitet anschließend langsam und bedächtig über die Straße in Richtung Fluss. Zum Glück für uns (und sicherlich auch für das Flusspferd) kam unser Auto rechtzeitig zum Stehen.


Victoria Falls:

 

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