Haben Sie eine außergewöhnliche Reise gemacht? Wollen Sie Ihre Erfahrungen mit anderen teilen? Schreiben Sie uns.

   
   
   
 















wueste
Wüster Ultramarathon

Jens Fritzsch bei der  Libyan Challenge 2009

Die Libyan-Challenge ist ein 190 Kilometer langer Non-Stop-Lauf durch das Akakus Gebirge im Südwesten Lybiens. Am 24. Februar 2009 fiel der Startschuss zu diesem Wüstenrennen, an dem ausnahmslos Läufer mit einwandfreiem Gesundheitszustand teilnehmen durften. Mit Hilfe eines von der Organisation ausgegebenen Roadbooks und selbst mitgebrachtem GPS haben die Wüstenläufer Kurs durch das Labyrinth des Akakus–Gebirges in Richtung des Zielortes Ghat genommen. Wer das Ziel innerhalb der Maximalzeit von 75 Stunden erreichen wollte, musste  Wasser, Nahrung und Kräfte gut einteilen. Jens Fritzsch berichtet für Adventure-magazin.de.

jens

Einen Tag vor dem Start mussten wir Läufer uns den Rennärzten präsentieren und ein Certificate Medical sowie ein EKG, beides nicht älter als einen Monat, vorlegen. Die Schwierigkeit für mich bei diesem Rennen sah ich nicht in der Streckenlänge, sondern vielmehr im Streckenprofil. Weichsand–Dünen wechselten sich mit Geröllfeldern ab. Am schwierigsten erwies sich das Gelände immer dann, wenn Steinwüste sich mit Sand vermischte und einen gleichmäßigen Laufrhythmus unmöglich machte. Über Kamelpfade ging es durchs Gebirge, nicht selten mit Höhenunterschieden von 500 Metern. Trotzdem hatte ich auch Augen für die beeindruckende Landschaft um mich herum, vor allem die weltberühmten Felszeichnungen im Akakus-Gebirge.

felsenschlucht
Man muss schon genau hinschauen, um die Läufer auf dem schmalen Pfad zu entdecken.

Nachts laufen bedeutete angenehme Kühle (um 5°C) aber dafür Sicht- und Orientierungs-schwierigkeiten, da kein Mond schien. Außerdem machte ich die Erfahrung, dass man in der Nacht, wenn man nicht alle 200 Meter auf das GPS schaut, Gefahr läuft, im Kreis zu gehen, obwohl man fest davon überzeugt ist, geradeaus zu laufen.

Steinwüste

Tagestemperaturen um die 30°C und  Gepäck von 10 kg auf den Schultern stellten eine weitere Herausforderung dar. Im speziellen Laufrucksack, der am Körper unverrückbar befestigt wird, hatte ich 7000kcal Nahrung sowie eine Überlebensausrüstung bestehend aus Salztabletten, Notrakete, Schlangenbiss-Set, Messer, Spiegel, Signalpfeife, Feuerzeug, Taschenlampe und Rettungsdecke. Bekanntschaft mit Schlangen machte ich allerdings keine, dafür kam ab und zu ein wildes Kamel beneidenswert schnell vorbeigaloppiert.

akakus

Circa alle 20 Kilometer musste jeder Läufer einen Kontrollpunkt passieren an dem er erst registriert wurde und dann 4,5 Liter Wasser bekam, das bis zum nächsten Check-Point reichen mußte. Ich behielt immer eine Halbliterflasche als eiserne Reserve im Rucksack, die ich nur im äußersten Notfall angebrochen hätte.

Die Rennärzte überprüften am Kontrollpunkt jeweils streng den Allgemeinzustand eines jeden Läufers, abgesehen von den Blasen. Diese gehören bei so einer „Tor-Tour“ zum Normalzustand. Manchmal sah ich den Kontrollpunkt schon sehr lange vor mir, hatte aber das Gefühl, ihm überhaupt nicht näher zu kommen. Hatte ich ihn dann endlich erreicht, freute ich mich über dieses Stückchen Zivilisation.

wadi

Vom letzten Kontrollpunkt aus wollten die Organisatoren des Rennens es den Läufern auf den 13 km bis ins Ziel scheinbar noch einmal richtig geben. Sie führten durch ein Labyrinth von Dünen. Für mich war dieser Abschnitt besonders schwierig, da ich in der Nacht keinerlei Spuren von anderen Läufern entdecken konnte und ein Dünenberg quasi immer erst im letzten Augenblick vor mich auftürmen sah wie eine  Wand, wenn ich schon direkt davor stand. Ohne GPS wäre ich in diesem Dünen-Labyrinth hoffnungslos verloren gewesen. Nach einer Weile war ich so müde, dass ich keine Lust merh hatte aus meinen Laufschuhen immer und immer wieder den Sand auszukippen.

duenen

Nach insgesamt 64 Stunden und 54 Minuten erreichte ich nachts um 2:30 Uhr das Ziel.

In der Endabrechnung kam Jens Fritzsch auf Platz 80. Ein respektables Ergebnis, wenn man bedenkt, dass er sich unterwegs auch noch die Zeit für spektakuläre Fotoaufnahmen fand. Er meinte hinterher: "Hat zwar Zeit gekostet, aber dafür gibt es demnächst für Interessierte einen Lichtbilder-Vortrag, in dem ich über mein Lauf-Abenteuer erzählen werde." Wir werden die Termine auf Advenhture-magazin.de veröffentlichen.

22 Läufer schafften die große Schleife durch das Akakus-Gebirge nicht. Ihr Traum vom Erreichen des  Zieles verlief für sie im wahrsten Sinne des Wortes im Sand.

jens im sandMehr über Jens Fritzsch auf seiner Website.





 


   
 
Diese Ebene wird eingeblendet.