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Mit dem VW-Bus durch Marokko
Piste nach


Wir sind mit maximal 110 Stundenkilometern in einem VW-Bus T3, Baujahr 1984, Farbe steingrau-metallic, unterwegs, bei dem die Heizung nicht mehr funktioniert. Das heißt, die Heizung funktioniert hervorragend, sie lässt sich nur nicht mehr abstellen. Bisher war das bei unserer Fahrt durch eine verschneite Schweiz und ein nasskaltes Frankreich kein Problem, und auch noch im sehr von ungemütlichen Winden gebeutelten Spanien war die ständig laufende Heizung eher von Vorteil. Doch nun sind wir auf der Überfahrt von Europa nach Afrika und fragen uns langsam, wie das wohl wird, im geheizten Bus durch den Süden Marokkos zu kurven – vor allem für unseren Schäferhund Wolfi.

katamaran

Das Fährticket nach Ceuta haben wir bereits an einer Tankstelle vor der im südlichsten Zipfel Spaniens gelegenen Hafenstadt Algeciras gelöst. Gegen acht Uhr morgens kommen wir im Hafen von Algeciras an, die Fähre wartet schon, wir fahren in den Bauch des Katamarans, lassen Bus samt Wolfi im Laderaum und gehen an Deck, um bei einem Kaffee und einem Croissant den Blick auf die Meerenge von Gibraltar zu genießen, zu unserer Linken das Mittelmeer, zu unserer Rechten der Atlantik, hinter uns der europäische Kontinent, vor uns Afrika.

Von Ceuta nach Marokko
Die Überfahrt dauert eine gute halbe Stunde, dann laufen wir im Hafen von Ceuta ein, wo uns neben einer alles überragenden Lidl-Werbung auch eine Skulptur willkommen heißt, die Herkules und die beiden Säulen darstellt, die der Sage nach hier die Meerenge überspannten. Da Ceuta seit der Übernahme von den Portugiesen im 16. Jahrhundert zu Spanien gehört, gestalten sich die Hafenformalitäten völlig unproblematisch.

Es ist grau und nieselt, außerdem ist Sonntag und alle Geschäfte sind geschlossen. Heute zeigt sich Ceuta nicht von seiner freundlichsten Seite. Trotzdem erkunden wir die Stadt. Den Bus parken wir bei der großen Kathedrale Nuestra Señora de Africa, nahe des Plaza del Africa, wo sich junge Männer aus Schwarzafrika gegen Trinkgeld als Parkwächter verdingen. Die von hier aus in wenigen Schritten zu erreichende Festung El Candelero ist beeindruckend; unterhalb zieht sich ein langer, sauberer Strand hin. Ein Kanal durchzieht die Festungsanlage, an deren Rückseite einen das Hafenviertel erwartet. Wir erreichen die Fußgängerzone, wo eine lebensgroße Krippe mit Jesuskind und allem was dazugehört aufgebaut ist. Die Architektur mancher Stadthäuser ist beeindruckend, so drohen von manchem Dach herab gefährlich speiende Drachen.

Nach einem leckeren Abendessen in einem netten Restaurant verbringen wir die Nacht auf einem Parkplatz, der oberhalb der Strandpromenade, stadtauswärts Richtung marokkanischer Grenze angelegt ist. Obwohl nachts ziemlich viel los ist – der Parkplatz ist ein Treffpunkt für Jugendliche – schlafen wir ziemlich schnell ein.

Am nächsten Morgen geht’s schon früh hinunter zum Hafen. Zuerst versorgen wir uns in den Supermärkten mit noch fehlenden Lebensmitteln und Rotwein, dann erstehe ich noch in einem China-Billigkaufhaus zwei Jeans. Aber jetzt: Auf geht’s zur Grenze!

Schnell sind die Formalitäten erledigt und wir befinden uns auf der anderen Seite des Schlagbaums: Marokko! Unter dicken grauen Regenwolken fahren wir der Küste entlang Richtung Tetouan. Als wir die Schnellstraße verlassen wollen, stellen wir fest, dass sie gebührenpflichtig ist und wir noch keine marokkanischen Dirham haben. Zu unserer großen Erleichterung nehmen sie an der Mautstelle auch Euro.


bei chefchaouen
Landschaft in der Nähe von Chefchaouen

Durch die Ausläufer des Rif- und des Atlas-Gebirges nach Marrakesch
Es wird das Hammelfest gefeiert. In Tetouan sind alle  Läden geschlossen und an größeren Straßenkreuzungen halten Metzger mit blutgetränkten Schürzen ihre Dolche hoch, um ihre Dienste für weitere Hammelschlachtungen anzubieten. Wir fahren weiter nach Chefchaouen. Der Ort soll mit Wasser gesegnet sein, das können wir nur bestätigen und alles Wasser kommt heute von oben. Nachdem wegen der Feiertage auch hier alle Märkte und Geschäfte geschlossen sind, lassen wir Chefchaouen, obwohl es mit seiner malerischen Altstadt, dem andalusischen Viertel und der Grab-Moschee ein sehr hübscher Ort sein soll, links liegen. Unser einziger Wunsch: endlich den Regenwolken zu entfliehen.

Turm in Quezzane
Turm in Ouezzane

Weiter geht es Richtung Quezzane. Hier beginnen schon die Ausläufer des Rif-Gebirges und je höher wir kommen, desto mehr verstärkt sich der Regen. Noch vor Ouezzane, bei Sidi ben Saada, biegen wir rechts in einen kleinen Weg ab und lagern an einem Flussufer. Es regnet -  mal stärker, mal schwächer -  und nur zweimal kommen Hirten vorbei, die uns etwas erstaunt grüßen. Als nachts so die Tropfen auf das Dach unseres Busses trommeln, sind wir aber schon so was von froh, dass wir nicht mit dem Zelt unterwegs sind…

Rif bei Sidi ben Saada
Bei Sidi ben Saada.

Am nächsten Vormittag erreichen wir Ouezzane. Es gilt als heilige Stadt und wichtiger Wallfahrtsort. Auch hier ist wegen des dreitägigen Hammelfests alles geschlossen. Ein älterer Marokkaner nimmt uns unter seine Fittiche und bis wir uns versehen, sitzen wir bei ihm im Wohnzimmer, trinken mit seiner Familie Tee und begutachten Teppiche und Decken, die seine Frau aus der berühmten Rif-Schafwolle gewebt hat. Die Sachen sind wirklich sehr hübsch, auch preiswert, aber wir können doch nicht schon am ersten Tag den ersten Teppich kaufen! Wenigstens eine bunte Decke kommt mit. Das sind uns der Einblick ins berberische Familienleben und der nette Plausch schon wert. Und schließlich wechselt uns der alte Herr auch noch Geld und führt uns durch die Stadt. Wir bewundern die Moschee und die Mausoleen im Heiligen Bezirk, dann die Arbeit der Schmiede, die heute vor allem mit dem Ausbrennen des Gehörns aus den Hammelköpfen beschäftigt sind.

Landschaft bei Sidi ben
Landschaft bei Sidi ben Saada

Weiter geht’s durch regennasse Landschaften vorbei an Meknes und Khemissed. Hier in dem landwirtschaftlich genutzten Gebiet ist es schwierig, einen Lagerplatz zu finden. Irgendwann biegen wir schon etwas verzweifelt links in ein kleines Sträßchen ab und landen nach kurzer Zeit an einem sehr idyllischen See, dem Dayet Roumi. Das passt ja ganz wunderbar! Es sind hier nur wenige Spaziergänger unterwegs – kein Wunder, denn es ziehen Nebelschleier vom See auf und im Freien ist es ziemlich ungemütlich. Also rein in den Bus, ein Süppchen gekocht und anschließend in den Schlafsack gekuschelt.

Der nächste Morgen begrüßt uns endlich mit freundlichen Sonnenstrahlen. Mit Wolfi unternehmen wir einen Spaziergang entlang des Ufers und bestaunen die vielen Wasservögel, die hier zu Hause sind. Dann geht es weiter Richtung Marrakesch. Fantastische Riesengesteinsbrocken und –formationen finden sich in der Landschaft bei dem Ort Moyen. Schäfer ziehen mit ihren Herden über das grüne Land. Ein Bauer hilft uns, an einem Brunnen Wasser aufzunehmen.

Endlich tauchen linkerhand am Rande der Ebene die hohen, schneebedeckten Gipfel des Atlas-Gebirges auf. Abends biegen wir bei M’Zem auf eine kleine steinige Piste ab und halten zum Lagern in einer Senke. Der Wind ist frisch, aber es bleibt sonnig und trocken. Morgens unternehmen wir einen ausgiebigen Spaziergang Richtung Berge mit wunderbaren Ausblicken.


Schnlangenbeschörer
Schlangenbeschwörer in Marrakesch

Vormittags erreichen wir Marrakesch. Schon bei unserem letzten Marokko-Besuch haben wir die Stadt ausgiebig besichtigt, so dass wir heute nur einen kleinen Ausflug auf den Djemaa el Fna-Platz machen, um dort einen frisch gepressten Orangensaft zu trinken. Wir schaffen es auch diesmal nicht, den Schlangenbeschwörern zu entgehen, die mir irgendein Nattertier um den Hals schmeißen. Ist okay. Gehört einfach dazu. Beim Mittagessen in einem einfachen Restaurant stellen wir fest, dass sich die Preise im mondänen Marrakesch immer mehr den europäischen Normen anpassen. Also zurück in unseren Bus und weiter Richtung Süden.

Viper

Durch den hohen Atlas an die Atlantikküste (Agadir und Sidi Ifni)
Wir nehmen die Landstraße von Marrakesch nach Imi-n’ Tahoute. Kurz bevor wir dort auf die Autobahn stoßen, werden wir in dem Dorf Bou-Laouana von wild maskierten Jugendlichen, die immer noch Hammelfest feiern, angehalten und um einen kleinen Obolus gebeten, den wir unter diesen Umständen natürlich gerne geben.

Nur ein kurzes Stück fahren wir auf der neu gebauten Autobahn, bevor wir rechts zum Ort Irohalen abbiegen, um dann dem zwischen der Autobahn und dem Flusstal Ait Moussa verlaufenden Sträßchens nach Süden zu folgen. Schon bald finden wir auf einem kleinen Plateau unterhalb eines leer stehenden Bauernhauses einen hübschen Lagerplatz. Es weht nur so etwas von einem saukalten Wind, dass man sich außerhalb des Busses überhaupt nicht aufhalten kann. Als wir unterhalb unseres Lagerplatzes bei einem Brunnen Wasser abzapfen, frieren uns fast die Finger weg. Belohnt werden wir dafür mit einem überwältigend schönen Sonnenuntergang!

Am nächsten Morgen geht es auf Nebenstraßen weiter Richtung Tissiane. Fast verpassen wir die Abzweigung, denn nur eine große Felstafel dient als Wegemarke. Während wir bisher so gut wie alleine auf der Straße unterwegs waren, strömen jetzt immer mehr Menschen zu Fuß und auf Eseln in Richtung des nächsten Ortes, denn dort ist heute großer Markt.

Zurück auf der Autobahn fahren wir schon bald wieder ab, diesmal bei Boulbaz in westliche Richtung, nach Immouzzer-des-Ida-Outanane und von dort weiter durch eine wunderbar wilde Berglandschaft, der Ausschilderung zur Grotte Wintimdoune folgend. Es geht sehr steil den Berg hinauf und unterwegs nehmen wir zwei junge Anhalter mit. An einem kleinen Parkplatz angekommen, geht es ein gutes Stück zu Fuß weiter. Der Aufstieg lohnt in jedem Fall! Ein grandioser Ausblick in die Bergwelt, davor ein großes Becken, das Quellwasser fasst. Nur ein kleiner Teil der Grotte ist zugänglich. Außerhalb campieren einige Jugendliche und einheimische Familien, die wohl die Feiertage für einen Ausflug hierher genutzt haben und uns freundlich zum Tee einladen. Für den Rückweg steckt man uns noch Orangen zu.

Oberhalb der viel Wasser führenden und landschaftlich wunderschönen Asif-Tamrhalcht-Schlucht finden wir nicht weit neben der Straße einen ruhigen Lagerplatz. Am nächsten Morgen führt uns der Weg noch ein Stück weit entlang der malerischen Schlucht, bevor wir zuerst die Hauptstraße, dann die Atlantikküste und zuletzt die Touristenhochburg Agadir erreichen.

Agadir ist eine moderne Stadt, die nach dem schweren Erdbeben im Jahre 1960, das 15.000 Tote forderte und die Stadt fast vollständig zerstörte, ganz neu aufgebaut wurde. Es gibt nur noch wenige Reste der auf einem Felsen gelegenen Kasbah zu besichtigen. Wir parken im Zentrum, gehen Kaffeetrinken, kaufen ein paar Sandalen und überqueren dann die Avenue Hassan II., um durch die Hotelviertel zum langen Sandstrand zu gelangen. Die steife Brise hat Badegäste vom Besuch des Strands abgehalten und Wolfi hat einen Riesenspaß, durch den Sand zu düsen.

Nachdem wir Agadir in Richtung Süden verlassen haben, legen wir bei dem großen Einkaufszentrum Margianne einen Stopp ein. Hier gibt es alles, was ein Käuferherz begehrt. Traditionell gekleidete Marokkaner stehen staunend vor der Wunderwelt des westlichen Konsumangebots, unter anderem hier vertreten in Form von buntem Plastikspielzeug aus China oder Luxuskosmetik aus Frankreich. Da decke ich mich lieber mit wohlriechender Argane-Seife und Argane-Crème de Jour ein. Äußerst leckeres marokkanisches Olivenöl muss auch noch mit und in dem angrenzenden Weinladen erstehen wir zwei Kistchen guten marokkanischen Rotweins.



Weiter geht es nach Tiznit und dort zum Campingplatz, der direkt am Tor zur Medina liegt, der wir abends einen Besuch abstatten. Hellmut lässt sich von einem Barbier die Haare schneiden und den Bart stutzen. Der junge Mann fühlt sich durch den Besuch sichtlich geehrt und bietet sein ganzes Können auf, um seinen ausländischen Kunden zufrieden zu stellen. Während dessen stocke ich auf dem Markt unsere Gemüse-, Obst- und Teevorräte auf. Die Bananen sind ganz frisch und lecker, ebenso die Orangen und Avocados. Anschließend pilgern wir vorbei an der Moschee zum Place Mechouar. In den dahinter angesiedelten Souks findet sich ein Gold- und Schmuckladen neben dem anderen; heute sind die meisten – leider oder glücklicher Weise? – geschlossen.




Am nächsten Tag fahren wir weiter nach Sidi Ifni. Die Fahrt entlang der Atlantikküste ist wunderschön. Hohe, mit Gischt bekrönte Wellen schlagen an die rötliche Felsküste, die immer wieder von langen Sandstränden durchbrochen wird. Vor uns kommt das malerisch auf einem Felsen gelegene Mirleft in Sicht. Bei mir ist eine Erkältung im Anzug und so machen wir uns in dem hoch auf Klippen gelegenen Sidi Ifni gleich auf die Suche nach dem Campingplatz. Von einer Aussichtsplattform aus sieht man hinunter auf den Sandstrand und dort befindet sich auch der Campingplatz. Heute ist es so stürmisch, dass man sich an der Brüstung festklammern muss, um nicht weggeweht zu werden. Unten am Strand ist es noch viel schlimmer. Den Insassen der wenigen Wohnmobile dürfte es schwerlich möglich sein, diese bei dem Wind überhaupt zu verlassen. Zu unserem Glück kommt aus einem Restaurant ein junger Mann und meint, wir sollten doch auf den zweiten, windgeschützten Campingplatz gehen, der sich hier oben, in der Nähe des Hospitals befände. Diesen Ratschlag befolgen wir gerne.

Eigentlich war nur eine Nacht Aufenthalt eingeplant, aber meine Erkältung übernimmt jetzt das Kommando und so werden es insgesamt drei Nächte, die wir auf dem Campingplatz von Sidi Ifni verbringen. Wir schließen Bekanntschaft mit den französischen, italienischen und deutschen Nachbarn, meist Rentner, die zum Überwintern hierher gekommen sind und uns gerne mit Insider-Tipps versorgen, so zum Beispiel in welcher Seitenstraße sich der Bäcker versteckt hält. Am gegenüber liegenden Markt können wir frisches Obst und Gemüse einkaufen. Zum Essen gehen wir in den Ort. Um einen zentralen Häuserblock gibt es mehrere Restaurants. Wir wählen gleich jenes, aus dem der junge Mann kam, der uns den guten Tipp mit dem windgeschützten Campingplatz gab. Es handelt sich um ein einfaches Einheimischenlokal, in dem der frisch zubereitete Kuskus vorzüglich schmeckt. Hellmut beschließt, alle auf der Karte angebotenen Drinks hintereinander auszuprobieren - Orangensaft, Bananenmilch, Avocadomilch – und wundert sich dann sehr, als seine Gedärme rebellieren.

Am nächsten Abend besuchen wir das Restaurant an der Rückseite des Blocks. Es ist geschmackvoll eingerichtet und hat eine ganz wunderbare Küche. Die Speisen werden im Gastraum selbst zubereitet und heute leisten wir uns das volle Programm: Avocados mit Meeresfrüchten, gebratenen Fisch, Orangensalat mit Zimt. Lecker! Der sehr zuvorkommende Wirt bietet uns an, wir könnten selbst Wein mitbringen, da er keine Lizenz für den Ausschank von Alkohol hat. Unter diesen Umständen kommen wir gerne wieder!

tor zum antiatlas


In den Anti-Atlas (Tafraute)
Das war jetzt ein bisschen touristischer Luxus. Es wird Zeit, wieder auf Tour zu gehen! Wir wollen über Mesti, Gouelmim und Ifrane in den Anti-Atlas, nach Tafraoute. Von der Küste führt die Straße hinein in die Berge. In der kargen Landschaft tauchen die ersten struppigen  Argane-Bäume auf. Sie haben kleine, runde Früchte, aus denen das wunderbar nussig schmeckende und sehr gesunde Argane-Öl gewonnen wird, das sowohl in der Küche als auch in der Kosmetik Verwendung findet. In Mesti suchen wir die Fraueninitiative Tafyoucht Cooperative Feminine Dargane auf, um uns mit Öl – der Halbliter kostet 17 € - zu versorgen. Die Frauen sitzen angelehnt an den Wänden eines großen, rechteckigen Raumes und schlagen die Arganekerne auf. Ich darf mich auch dazusetzen und ein paar Kerne aufschlagen. Für mich ist das natürlich lustig, aber den hohen feministischen Anspruch, den diese Arbeit haben soll, kann ich nicht erkennen; mir sieht das eher nach billiger Frauenarbeit aus. Nun ja, wahrscheinlich Ansichtssache.


Irane, altes Haus
Altes Haus in Ifrane

Nachdem wir das in 1650 m Höhe liegende, sehr modern anmutende Ifrane mit dem Sommerschloss des Königs und einer zerfallenen Kasbah hinter uns gelassen haben, suchen wir einen Lagerplatz für die Nacht. Dies gestaltet sich in der Felsenlandschaft nicht so einfach und zu guter Letzt fahren wir einen Bergweg hoch, der zu einer - wie es aussieht - Grabstelle führt. Etwas davon entfernt stellen wir den Bus zwischen kantigen Steinen ab. Es weht ein eiskalter Wind, der einen Aufenthalt außerhalb des Busses unmöglich macht. Nur Wolfi findet es hier super: er schleppt triumphierend ein Gehörn an, das unbedingt mit muss.

vor Tafraoaute rosa Haus am Berg
Vor Tafraoute, rosa Haus am Berg

Am nächsten Tag erreichen wir gegen Mittag die Dattelpalmen-Oase Tafraoute. Der Weg hierher führte durch pittoreske Granitformationen, auf denen oft rot getünchte Häuser thronen. Sehr hübsch anzusehen. Im Ort fallen wir gleich in das erstbeste Restaurant ein und bestellen Kuskus. So gestärkt machen wir uns auf den Weg Richtung Süden, um nach circa zwei Kilometern beim Dorf Agard Oudad - mit hübschen, ornamentverzierten, rosafarbenen Häusern - die Felsformation Chapeau Napoleon zu bestaunen, die – wie der Name schon sagt – die Form des berühmten Napoleonhuts hat.

FelsArt

Nach weiteren vier Kilometern in südlicher Richtung führt eine kleine Straße zu den Les Peintures. Bis zu dreißig Meter hohe Granitfelsen wurden hier von dem  belgischen Maler Jean Vérame mit blauer, roter, schwarzer und violetter Farbe bemalt. Ehrlich gesagt fand ich diese Idee, als ich zum ersten Mal davon las, ziemlich doof. Doch als wir der in ein mildes Abendlicht getauchten Felsen ansichtig werden, die diese Landschaft im wahrsten Sinne des Wortes malerisch verzaubern, bin ich davon ausgesprochen beeindruckt und so beschließen wir spontan, die Nacht über hier zu bleiben. Bei einem ausgedehnten Abendspaziergang treffen wir auf Angie und Kurt aus Friedberg (Hessen), die mit ihrem Camper unterwegs sind und die selbe Idee wie wir hatten.

fels

Am nächsten Morgen nehmen wir einen anderen Weg zurück ins Dorf Agard Oudad und landen prompt auf der Müllkippe. Mühsam wenden wir und suchen uns mit dem Bus einen Weg durch die engen Gässchen. Plötzlich durchzieht ein Graben die Straße: Rohre werden n verlegt. Als wir anhalten, füllen die Arbeiter den Graben in Reifenbreite mit Steinen auf und bedeuten uns, wir sollen darüber fahren. Hellmut übernimmt diese Millimeterarbeit. Geschafft – wir sind wieder unterwegs!

Doch wohin, ist uns jetzt nicht ganz klar. Die Karten sind veraltet und unser Reiseführer von 1994. Plötzlich sind wir schon in der Nähe von Tahwawat. Wir biegen auf eine neu gebaute, steile Passstraße ab, die noch nirgends verzeichnet ist und auf der es hinuntergeht  nach Igounane. Diesem Ort wollten wir uns eigentlich von der anderen Seite nähern. Egal, dann fahren wir von hier aus weiter die Piste Richtung Icht. Jetzt rächt es sich, dass wir kein GPS dabei haben, denn wir finden den Einstieg in die Piste nicht. Als wir im Ort einen Polizisten nach dem Weg fragen, bedeutet uns dieser, dass wir Oued Asif Issi unmöglich mit unserem VW-Bus befahren könnten.

Also fahren wir durch Igounane, dann weiter auf dem - bei Ait Bounough gewagt an der Schlucht gebauten - Sträßchen, das schon bald durch wild-romantische Palmerien zurück nach Agard Oudad führt. Und wer kommt uns entgegen? Angie und Kurt aus Friedberg! Als wir Kurt erzählen, dass wir mit unserem Auto nicht durch das Oued Asif Issi  fahren könnten, erzählt Kurt, er hätte selbst lange Jahre einen VW-Bus gefahren und schließt: „Mit dem VW-Bus kommt man überall hin!“ Da auch sie durch das Oued Asif Issi  fahren, schließen wir uns den Beiden an.


camp

Auch mit GPS ist der Einstieg nicht ganz einfach zu finden, doch endlich sind wir auf der Schotterpiste, die durch das Oued Asif Issi von Igounane nach Icht führt. Langsam quält sich unser Bus über die Steinpiste. Er ruckelt und zuckelt tapfer über Felsbrocken, quert tiefe Furchen, bewältigt ohne Probleme auch Sandpassagen. Wir sind von unserem Gefährt begeistert!

Schon nach neun Kilometern erreichen wir die gut erhaltenen prähistorischen Felszeichnungen von Ukas, die sich linkerhand in den Felsüberhängen finden. Rinder, Gazellen, Elefanten und sogar ein Panther wurden hier in den Fels geritzt.




Wir folgen dem Fußweg ein kleines Stück in ein Nebental und gelangen zu einem Wasserfall. Wolfi trinkt aus den Becken, während wir seitlich des Wasserfalls zu den sich oberhalb befindlichen Kaskaden hochklettern.

wasserfall

Die Felsen haben die wunderbarsten Farbschattierungen, von rot über violett zu blau. Auf dem Rückweg entdecken wir die Markierungen eines kleinen Friedhofs. Da es schon spät ist, beschließen wir, hier zwischen Argane-Bäumen unser Nachtlager aufzuschlagen. Kurt hat Holz dabei und so sitzen wir schon bald um ein wärmendes Lagerfeuer – ähnlich werden hier wohl auch schon unsere prähistorischen Vorfahren ihre Abende verbracht haben, allerdings ohne die köstlichen, selbst gebackenen Weihnachtsplätzchen von Angie.

berber maedchen

berberzelt

Der nächste Morgen bringt schon bald die erste Begegnung mit einer mehrköpfigen Berberfamilie. Die junge Frau lässt mich einen Blick in das Nomadenzelt werfen. Es sitzen zwei ältere Frauen darin, die sich unterhalten. Freundlich werde ich willkommen geheißen. Keine Frage, dass wir fürs Fotografieren kleine Gastgeschenke überreichen. Sehr beliebt: Dirham, Zigaretten, Feuerzeuge und Schokolade.

berber mit kamel

Nur wenig weiter kommt uns ein junger Berber mit seiner Kamelherde entgegen. Auch er freut sich sehr, hier Touristen zu treffen und ist bemüht, seine Tiere in eine gute Foto-Position zu bringen.

Ease esmougi
Esmougi

Nachdem Kurt einen Reifen wechseln musste, machen wir einen Abstecher in die Oase Esmougi. Wir parken außerhalb und machen uns zu Fuß durch die Palmerie auf den Weg ins Dorf. Dort begrüßt uns ein junger Mann und fragt, ob wir ihm einen deutschen Brief übersetzen könnten. Na klar können wir das. Höchst erfreut stürzt er davon, um mir gleich darauf einige Blätter Papier in die Hand zu drücken. Was ist denn das? Ein deutscher Rentenbescheid! Incroyable! Es stellt sich heraus, dass es um die Witwenrente der Mutter geht. Sein Vater war vor kurzem verstorben, hatte aber lange in Frankreich und auch einige Zeit in Deutschland gearbeitet. Sehr dankbar für die Übersetzung zeigt uns der junge Mann sein Dorf. Wir dürfen die Koranschule besuchen, sehr zum Spaß der lieben Kleinen, die gerade Unterricht haben. Und sogar ein Blick in die Moschee wird uns gestattet, bevor man uns zurück zu unseren Autos begleitet, wo wir herzlich verabschiedet werden.

Koranschule

Nachmittags stoßen wir auf die Teerstraße, die weiter nach Icht führt. Dort trennen sich unsere Wege. Kurt und Angie wollen weiter in Richtung Osten, während wir über Foum-el Hasan und Assa in den Süden, nach Torkoz wollen. Es war eine wunderschöne Fahrt mit den Beiden!

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2. Teil: Durch das Oued Draa nach TanTan




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