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Die letzten Etappen                          <<       

Bisherige Länder und Stationen:
Deutschland - Österreich - Ungarn - Rumänien - Bulgarien - Türkei - Iran - Afghanistan - Pakistan - Indien - Nepal - Indien/Südindien - Malaysia - Thailand - Kambodscha - Thailand - Laos - Thailand - Malaysia - Indonesien (Sumatra, Java, Bali, Lombok, Sumbawa, Flores, West-Timor) - Australien - Chile - Peru - Bolivien - Chile - Argentinien - Südafrika - Namibia - Sambia - Malawi - Tansania - Kenia - Äthiopien - Sudan - Ägypten - Jordanien - Syrien - Türkei - Irak - Türkei - Bulgarien - Serbien - Ungarn - Österreich - Deutschland

ALLGEMEINES

Man soll sich entschuldigen, wenn man ein schlechtes Gewissen hat - und das habe ich jetzt: ich habe mir ungebührlich viel Zeit gelassen, um meinen Reiseabschluss zu erzählen, und dafür möchte ich mich bei
Euch entschuldigen und um Eure Nachsicht bitten. Ich bin am 15. September 2007 wieder in meinem Zuhause eingetroffen, wohlbehalten und gesund, nach weiteren schönen, teilweise aber auch anstrengenden Erlebnissen, aber davon dann später in der Schilderung der Reiseetappen.


Viele von Euch hatten ja große Befürchtungen, dass ich erhebliche Schwierigkeiten haben würde, mich hier wieder in das Alltagsleben einzufinden, dass ich mein Zelt im Garten aufschlagen würde usw..
Aber, ich habe mich seit Südafrika zunehmend darauf gefreut, wieder nachhause zu kommen, die Vorfreude wurde immer größer. Ab der Rückfahrt durch die Türkei konnte ich es kaum noch erwarten!

Ich freue mich, wieder daheim zu sein, ich genieße es und hatte keine Minute Schwierigkeiten, mich wieder einzufinden. Das soll mich aber nicht hindern, jetzt noch einmal zu rekapitulieren und zu schildern, was ich auf den letzten Etappen erlebt habe.

Landschaft(en)

Am Landschaftsbild hat sich zunächst auf der recht kurzen Fahrt durch die östliche Türkei in den Nordirak und von dort wieder zurück in die Türkei nicht viel geändert. Die harten Wüstenregionen hatte ich mit
Syrien hinter mir gelassen, die steppenartige Landschaft blieb erhalten. Häufig durch Ebenen oder Hochebenen mit karger Vegetation, immer wieder mit einzelnen Bergen oder Höhenzügen näher oder weiter neben der Straße, aber immer weitgehend ohne Vegetation.

Eine auffällige Erscheinung in der Osttürkei sind weite Bereiche, in denen Steine und Felsbrocken zum Teil sehr dicht über die Landschaft verteilt sind. Manchmal hat großer menschlicher Fleiß diese beseite geräumt und so die Anlage von Feldern ermöglicht, die Steine bilden wallartig die Begrenzung. Allerdings aber gab es angenehme Abwechslung da, wo Wasser aus Staudämmen oder Flußläufen verfügbar ist, um mit künstlicher Bewässerung Felder, Wiesen, Gärten, Baumanpflanzungen am Blühen und am Leben zu
erhalten. Jahreszeitlich bedingt waren die Felder natürlich abgeerntet und damit meist braun, aber alleine der Anblick der landwirtschaftlich gepflegten und bewirtschafteten Landschaft war eine erfreuliche Ab-
wechslung.

Je weiter ich in den Westen der Türkei kam, desto grüner wurde die Landschaft, langsam, aber sicher kamen Wälder oder Waldinseln auf, ich habe das sehr genossen.

Bald nach dem Grenzübertritt nach Bulgarien kommen die Karpaten in Sicht, sie waren in den oberen Bereichen schon schneebedeckt, immer wieder gibt's natürlich auch verkarstete Höhen zu sehen, trotzdem: ich war zurück in der europäischen Kulturlandschaft!

Wege, Strassen und Verkehr

"Wege" im Sinne nicht asphaltierter Strecken gibt es nicht mehr, es sei denn, man verlässt die Hauptstraßen und fährt ins Hinterland, was ich aber bei dem Streben, heimzukommen, nur noch gelegentlich unternommen habe, um einen Ort von besonderem Interesse anzufahren. Ansonsten sind die Strassen meist in gutem bis sehr gutem Zustand, natürlich gibt es hin und wieder Abschnitte, wo man sich eine baldige Erneuerung sehr stark wünscht. Dazu gehören vor allem Abschnitte der Straße, die vom Osten der südlichen Türkei nach Westen führt, wo der starke LKW-Verkehr für tiefe Fahrrillen und Verwerfungen sorgt.

Nach dem Grenzübertritt von der Türkei nach Bulgarien findet man sich sehr schnell auf den großen Transitrouten, die in den Westen Europas führen, denen man sich nur entziehen kann, wenn man auf Nebenstrecken ausweicht. Die sind zwar oft auch mit viel LKW-Verkehr belastet, bieten aber doch mehr landschaftliche Abwechslung und mehr Chancen, Land und Leute kennenzulernen.

Tier und Mensch

Die Tierwelt änderte sich im Vergleich zu den Etappen zuvor vor allem dadurch, dass es kaum noch wilde Tiere, z.B. auch keine freien Kamelherden mehr zu sehen gibt. Ansonsten Schafe, Ziegen, Rinder. Vor allem aber auch kaum irgendwo Hunde, die dem Fahrer Aufmerksamkeit abverlangen, sehr selten auch tote Tiere auf oder neben der Straße.

Die Menschen ändern sich natürlich in ihrer Erscheinung, auch in ihrem Verhalten. Mehr oder weniger zurückhaltend, allerdings aber in einem immer gleich: sie zeigen eine unglaubliche Gastfreundschaft und
Aufgeschlossenheit gegenüber dem Fremden, man kann sich als Mitteleuropäer nur beschämt fühlen. Dieses Gefühl verstärkt sich dann, wenn man Menschen begegnet, die in Deutschland gelebt haben und nichts davon erzählen, wie abweisend und unfreundlich sie hier behandelt wurden.

Das Erlebnis der 'Gastfreundschaft' engt sich dann, je weiter man nach Nordwesten, in Europa, vorwärtskommt, immer mehr auf die Behandlung in den Gaststätten und Restaurants ein - und man fragt sich dann schon, ob das nicht dem eigenen, europäischen Aussehen zu verdanken ist?! Ich wünsche
mir die Gelegenheiten, etwas von dem, was ich an spontaner Freundlichkeit gegenüber dem Fremden erlebt habe, hier in unseren Breitengraden zurückgeben zu können!

Bei der Begnung mit den Menschen in der Türkei fällt auf, daß viele jüngere und ältere teilweise recht gut deutsch sprechen. Bei fast jedem Gespräch kommt das Thema des EU-Beitritts der Türkei in die Diskussion. Ablehnende Äußerungen sind selten, was aber häufig vorgebracht wird, ist die Enttäuschung über die ablehnende Haltung vieler Europäer. Immer wieder wird betont, dass man sich Europa zugehörig fühlt.

Umwelt

Ich wünsche und hoffe, dass das, was sich als Umweltbewußtsein entwickelt hat und hoffentlich weiter entwickelt, sich auch im kleinen Alltag weiter ausprägt, insbesondere beim Umgang mit unseren zivili-
satorischen 'Errungenschaften', beispielsweise den Plastiktüten etc.. Es war sehr bedrückend, wie oft schöne, oft einsame Landschaften durch Plastiktüten etc. auf Feldern, Büschen, auch Wüstensteppen etc.
großflächig versaut waren. Ich habe zu oft erlebt, dass aus Autos, Bussen, LKW Tüten mit Abfall einfach in die Landschaft entsorgt wurden! Wir müssen als Europäer allerdings nicht arrogant sein: unsere Art
der Umweltverschmutzung und -verpestung ist um keinen Deut besser!

Persönliches

Ein erster Versuch, ein Fazit aus meiner Reise zu ziehen.

Es waren zwei wunderschöne, erlebnisreiche, teilweise abenteuerliche Jahre. Ich konnte mir einen jahrzehntelangen Traum erfüllen. Ich schulde meiner Lebensgefährtin, Sigi, mehr als großen Dank dafür, dass sie mir die Freiheit gewährt hat, das zu unternehmen - und mich dabei auch noch in jeder Hinsicht tatkräftig zu unterstützen und mir zu helfen da, wo es notwendig war. Ich hätte ohne sie die Reise so weder beginnen noch beenden können!

Die Begegnung mit fremden Menschen, Kulturen, Ländern, Landschaften muss ich erst noch 'verdauen', das wird ein langer Prozess sein. Mein Respekt vor den kulturellen und zivilisatorischen Leistungen der Menschen und Völker in anderen Regionen dieser Welt hat sich beträchtlich erhöht, dabei aber auch das Bewusstsein, wie viel wir den Leistungen und Entwicklungen anderer Kulturen verdanken. Wir haben keinen Grund, auf die Menschen außerhalb unseres Kulturkreises herabzublicken!

Eines aber hat sich wiederholt, bestätigt: als ich im Mai 1964 nach meiner ersten großen Reise (durch Asien) von Japan und Moskau kommend die Grenze nach Finnland passierte, hatte ich plötzlich das völlig unerwartete Gefühl: 'jetzt bin ich zuhause'! Ich hatte schlagartig das Bewusstsein: ich bin Europäer, ich bin in Europa zuhause. Die Empfindung war diesmal nicht so abrupt, so überraschend, es war vielmehr die beruhigende Gewissheit: in dieser Beziehung habe ich mich nicht verändert.

Allerdings ist eine starke Empfindung bei mir gewachsen: wir sollten uns sehr viel mehr bewusst sein, in welcher schönen und in vieler Beziehung einmalig schönen Weltregion wir leben! Obwohl ich mich gerne an all die Schönheiten erinnere, die ich gesehen und erlebt habe, ich freue mich, wieder hier zu sein.


REISE - ETAPPEN

Von der syrisch-türkischen Grenze zum Irak

Die Grenze Syrien/Türkei ist nachts geschlossen, auf syrischer Seite war ich um etwa 8.00 Uhr viel zu früh an der Grenze, durfte dann aber, weil der korpulente Chef schon eingetroffen war, um etwa 8.30 Uhr einfahren. Bis dann alle Stellen arbeitsbereit waren, dauerte es dann doch bis ca. 9.30 Uhr, bis ich zu den Türken weiterfahren konnte.

Fast wie befürchtet begann der erste Akt der Inkompetenz (siehe Grenze Türkei/Irak), bei den Türken: die Passabfertigung ging recht zügig, aber der Zoll .... nach langem Hin und Her konnte ich endlich um 11.00 Uhr weiterfahren. Die Strecke zur türkisch-irakischen Strecke betrug etwa 150 Kilometer, ich traf da um etwa 12.30 Uhr ein. Die Grenzer waren kollektiv in der Mittagspause, geplant bis 13.00 Uhr, ich wurde aber gewarnt, dass ich mich bis ca. 13.30 Uhr gedulden sollte. Wie an der Grenze zuvor war die Passabfertigung schnell erledigt, dann allerdings ging's los!

Für die Abwicklung der Zollformalitäten wurde ich immer wieder zwischen den gleichen drei, vier Stellen hin und her geschickt, bis es mir zuviel wurde. Mittlerweile hatte ich auch die unvermeidlichen Helfer neben mir, die mir alles abnehmen wollten. Ich versuch, es kurz zu machen. Meine Zornesader war schon deutlich angeschwollen, demzufolge auch mein Ton, mit dem ich monierte, endlich zu erfahren, was los war. Erste Reaktion: ich möge mich beruhigen. Meine Reaktion darauf: einen solchen Zirkus habe ich bei 40, 50 Grenzübergängen zuvor nicht erlebt. Antwort: "We are Turkey, and we are different!" - Wir sind Türken und haben unsere Abläufe! Ich sollte losgehen und in dem Laden da drüben drei Blatt weißes Papier und zwei Blatt Durchschreibe-Papier kaufen.

Bald danach hat sich meine Zornesader zum Blähhals entwickelt, da erhalte ich die Auskunft: wir haben Probleme und wir versuchen, Dir zu helfen. Zu helfen wobei?? Ergebnis: beim ersten Akt (siehe oben) haben die türkischen Zöllner an der syrischen Grenze auf meinen Namen zwei! Motorräder in den Computer eingetragen! Ich musste mehrfach gegenüber unterschiedlichen Würdenträgern verneinen, mit zwei Motorrädern in die Türkei gekommen zu sein.

Leider habe ich meinen Frust ausgerechnet bei dem jungen Zöllner abgeladen, der tatsächlich versucht hat, mir zu helfen. Auf dem von mir gekauften Papier hat er ein Protokoll angefertigt, handschriftlich, mit dem ich dann noch zu mehrereren Stationen laufen musste, um dieses abzeichnen zu lassen. Ich konnte zum Schluss meinen Sarkasmus kaum in Grenzen halten ("We are Turkey ...). Mittlerweile hatte ich bereits kategorisch gefordert, den höchsten Chef zu sprechen, irgendwann konnte ich dann (bei dem jungen Grenzer habe ich mich entschuldigt) auf die irakische Seite weiterfahren. Davor aber musste ich noch darüber diskutieren, ob im Koran steht, dass sich der Geschädigte für die Fehler anderer entschuldigen muss..!

Die irakische Seite setzte den Kontrapunkt: ich wurde binnen weniger Minuten zum Chef der Behörde ins Büro geführt, nach kurzem Gespräch und Angebot, mir jederzeit während meines Aufenthalts im Land bei Bedarf Hilfe zu leisten, stellte er mir seinen Adjutanten als Begleitung ab, der mich zu den zwei zu absolvierenden Stationen begleitete, wonach ich ohne weiteres weiterfahren konnte.

Mittlerweile war's Spätnachmittag, von dem Helfer, der mich nach Erbil eskortieren sollte, keine Spur. Also machte ich mich auf den Weg in diese Richtung, um ein Hotel zu finden. Den Weg alleine zu suchen wäre viel zu gefährlich gewesen. Ich habe in Dohuk übernachtet. Es hat mich nicht überrascht, daß ich während der gesamten Fahrt durch den Irak eine Menge von Polizeikontrollen passieren musste!


Durch den Nordirak nach Erbil

Aus dem Hotel habe ich dann Gunter im Deutschen Hof Erbil angerufen, er hat sich kurz darauf bei mir gemeldet. Durch ein Missverständnis war der Helfer an der Grenze nicht da, Gunter würde mich am nächsten Morgen im Hotel abholen (bedeutete 2 1/2 Stunden Autofahrt in einer Richtung für ihn).

Als ich morgens um ca. 1/2 8 Uhr mit den ersten Gepäckstücken aus dem Zimmer kam, war er mit seinem Geschäftsführer, Assad, schon da. Gunter war in Kabul und nun wieder in Erbil ein toller und großzügiger Gastgeber, ich bin froh, die Entscheidung für den Besuch im Irak getroffen zu haben! Über meist recht gute Nebenstraßen sind wir im großen Bogen um das unsichere Mosul herum nach Erbil gefahren, nach meinem Eindruck die einzige Region im Irak, die einigermaßen friedlich und von den schlimmsten Auseinandersetzungen verschont ist. Mit Erbil hatte ich das letzte mir wichtige Zwischenziel auf der Heimreise erreicht.


E r b i l

Erbil ist eine hübsche kleine Stadt, rings um einen steilen Burgberg angelegt, Verwaltungszentrum für das autonome irakische Kurdengebiet. Der Deutsche Hof ist etwas abgelegen in einer Vorstadt, nicht sehr weit
vom Flughafen entfernt. Natürlich sind Haus und Hof verschieden zu Kabul, die Struktur ist aber vergleichbar: es gibt ein hübsches Restaurant, einen hübschen Biergarten und im Hauptgebäude einige Nebenräume, Gunters Büro und die Gästezimmer. Ich hatte die Ehre, im besten derselben zu wohnen. Ein großes und komfortables Zimmer.

Leider waren die ersten Tage von einer Magen-Darm-Infektion beeinträchtigt, tagsüber beherrschbar, in der zweiten Nacht aber nicht. Peinlich! Es hatte mich böse wie lange nicht erwischt, schließlich mußte ich doch zu Medikamenten einschließlich Elotrans greifen, um wieder gesund zu werden.

Am selben Tag wie ich war, wenn auch mit dem Flugzeug aus Deutschland, Michael, der neue Küchenchef angekommen. Er hat mich, solange ich da war, nach besten Kräften verwöhnt, ganz im Stile von Gunter. Die flüssigen Nahrungsmittel waren sowieso da, sodass ich wirklich nicht darben musste.

Da wir beide neu waren im Haus und in der Stadt, haben Gunter und Assad übernommen, uns allseits vorzustellen und bekannt zu machen, bis hin zum exzellent deutsch sprechenden Bürgermeister der Stadt und dem Scheich des Clans, in den Gunter als Ehrenmitglied aufgenommen wurde. Dazu kamen Streifzüge durch die Marktgassen und das Burgareal. Die Runden im Kreis der rundum freundlichen und aufmerksamen Mitarbeiter des Hauses waren eine willkommene Abrundung. Der Deutsche Hof hatte kurz vor meiner Ankunft die Bewirtschaftung des neu erbauten, großen Kongresszentrums von Erbil über-
nommen, ich konnte bei zwei Veranstaltungen mithelfen und hatte dabei viel Spaß und gute Einblicke in den Betrieb einer Großküche bei solchen Anlässen.

Ansonsten waren es faule, erholsame Tage, viel Lesen (der Deutsche Hof hat eine eigene kleine Bibliothek mit deutscher und englischer Literatur), gelegentliche Begleitung bei den Einkäufen für Restaurant und Kongresszentrum, ein Interview durch den 'Kurdish Globe', der englischsprachigen Zeitung für die autonome Region.

Eine unerfreuliche Nachricht war die Information, dass der Deutsche Hof in Kabul wohl aufgegeben wird: der eingesetzte Geschäftsführer hat seine Aufgabe wohl falsch verstanden, die Suche nach Ersatz war nicht erfolgreich, zudem hat sich die Sicherheitslage doch deutlich verschlechtert.

Eine gute Nachricht war dagegen der Gewinn der Asienmeisterschaft durch die irakische Fußball-Nationalmannschaft. Bemerkenswert dabei war, dass sich die Mannschaft aus Spielern aus allen Landesteilen und von allen der sonst heftig zerstrittenen Bevölkerungsteile gebildet hatte. Sport
kann also doch eine völkerverbindende Funktion haben. Übrigens: auf meiner ganzen Reise war der meistgenannte und bewunderte deutsche Fußballer - Michael Ballack.

Zehn Tage nach meiner Ankunft musste Gunter beruflich und privat nach Deutschland fahren, mit dem PKW. Für mich eine günstige Gelegenheit, schon mal einiges aus meiner Ausrüstung in einem Karton mitzugeben, Gunter hat's dann Sigi übergeben. Ich blieb, mit Gunters Einverständnis, noch eine weitere Woche in Erbil.

Meine Hoffnung, meine Ledertaschen und anderes Equipment in Erbil reparieren zu lassen, hat sich als Illusion erwiesen: es waren keine einschlägig erfahrenen Handwerker zu finden. Die vorbereitenden Putzarbeiten hatten aber einen Vorteil: ich habe einiges an Vorräten, die ich die ganze Reise mitgeführt hatte, aussortiert (z.B. etliche Tüten Expeditionsnahrung, Fertigsuppen, Milchpulver und ähnliches).


Von Erbil zur irakisch-türkischen Grenze

Die Uhr fing immer lauter an zu ticken: ich hatte Sigi meine Rückkunft in Daxau für Mitte September angekündigt. Um meine Besichtigungen in der Türkei, die ich unbedingt noch erleben wollte, in Ruhe absolvieren zu können, war es Zeit für den Aufbruch, auch wenn es schwerfiel, das feine Refugium in Erbil zu verlassen.

Assad war als Boss des Ladens natürlich nicht abkömmlich, also hat er mir ein Taxi organisiert, das mich über die Nebenstraßen wieder bis in den relativ sicheren Bereich des Grenzgebiets eskortierte. Dort habe ich in einem recht teuren Hotel kurz vor dem Grenzübergang übernachtet, mir einen kleinen (den einzig erhältlichen!) Reiseführer Türkei besorgt und mich in aller Ruhe auf die ersten Stationen dort vorbereitet. Vorher hatte ich natürlich wieder einige Polizeikontrollen zu passieren, von denen auch in dieser Region einige ablaufen nach dem Motto: "Wem der Herr eine Uniform gibt, dem gibt er auch die Macht". Einiges war schikanös und willkürlich (beispielsweise mußte ich mein Motorrad abstellen und in eine Hütte marschieren, nur um dort drei Uniformierten mein Gesicht zu zeigen, wie ein Affe im Käfig). Meinen in deutscher Sprache abgegebenen lautstarken Kommentar haben die Herren zumindest inhaltlich sehr wohl verstanden.

Die Grenzabfertigung am nächsten Tag war dann auf kurdischer Seite wieder freundlich und zügig, auf der türkischen Seite zunächst mal nur zeitaufwendig, weil keine vernünftige Ausschilderung über den Weg und die Stationen vorhanden war. Dann das, was ich bei keiner meiner bisherigen Motorradreisen jemals erlebt hatte: Stop an einer Gepäckkontrolle, wie man sie von Flughäfen her kennt, Abladen des gesamten Gepäcks, Auflegen auf das Förderband, Durchleuchten, auf der anderen Seite noch Nachkontrolle von Einzelteilen, dann Freigabe, die Teile wieder zu verladen.

Bei über 40 Grad im Schatten eine schweißtreibende Prozedur. Dementsprechend war meine Stimmung. Zu bewegendes Gewicht insgesamt ungefähr 100 kg. Diese Prozedur wird bemerkenswert vor dem Hintergrund, dass man als Motorradler, von den bürokratischen Prozeduren abgesehen, an nahezu allen Grenzen dieser Welt ohne jegliche Gepäckkontrolle durchgewunken wird.


Durch die Türkei bis zur Grenze bei Edirne

Die Türkei hat neben ihren landschaftlichen Reizen auch eine Fülle von historischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten, von denen ich mir einige im Landesinnneren gelegene anschauen wollte. Meine Route ging, von einigen Schlenkern abgesehen, in ziemlich direkter Linie von Ost nach West.

1. Station: Sanli Urfa

Eine Tagesetappe von knapp 400 km, einziges Problem ist die große Hitze, irgendwo um die 50 Grad, die Belastung wird durch den starken Verkehr, vor allem LKW, noch gesteigert. Mit einigen Trinkpausen erreiche ich recht zügig das ausgewählte, ordentliche Hotel in Sanli Urfa, das Motorrad findet Platz im Heizungsraum, beim Reinschieben durch einen schmalen Gang geht der linke Blinker kaputt.

Wie schon so oft auf der Reise kommt mein Terminplan durch arbeitsfreie Feiertage, diesmal ist es der Sonntag und der darauf folgende Montag, durcheinander. Es ist wenig Möglichkeit, etwas zu unternehmen. Wegen der großen Hitze schlendere ich nur wenig durch die Straßen, kaufe Zeitungen, setze mich ins Internet-Café, lasse Fotos auf CD brennen und finde, endlich, wenigstens eine primitive Türkeikarte in einem Buchladen. Nachdem ich bald durchgeschwitzt war, zog ich mich mit Wasser und Cola ins Hotel zurück und habe dann noch den Blinker notdürftig repariert.

2. Station: Kahta

Von Sanli Urfa geht's Richtung Norden, um mir die Gegend um den Nemrud Dag anzuschauen. Die Landschaft ist hügelig bis bergig und wird geprägt durch Flüsse, Seen und Kanäle, wodurch reichlich künstliche Bewässerung möglich ist. Sehr viele Sprinkleranlagen auf den Feldern, teilweise kräftiges
Grün hat das sonstige braune Einerlei der Landschaft abgelöst.

Bei nur wenig kühleren Temperaturen eine nicht ganz so lange Tagesetappe mit sehr ruhiger Fahrweise: bei einem Spritpreis von ca. zwei Euro je Liter vermeide ich, soweit irgend möglich, höheren Verbrauch. Trotzdem kostet mich eine durchschnittliche Tagesetappe etwa 60 bis 70 Euro für Benzin, also mehr als den Gesamtetat von zwei Tagen.

Leider konnte ich keinerlei Karten- und Informationsmaterial der Gegend finden, musste also eine der üblichen Jeeptouren buchen, um etwas von dem, was mir wichtig war, zu sehen. Glücklicherweise fand sich noch ein nettes, junges türkisches Paar aus Istanbul, sodass wir uns die Kosten teilen konnten. Wie immer gab's mehrere Varianten zur Auswahl, wir wählten die kürzere (ohne ausgedehntes Essen unterwegs) und hatten neben großartigen Landschaften vier interessante Besichtigungs-Stationen:

  • -einen großen künstlichen Grabhügel aus dem ersten Jahrhundert vor Christus mitten in den Bergen, angelegt für eine regionale Herrscher-Dynastie (Kommegana), mit vier Figuren am Fuße des Hügels,

  • eine beeindruckende Burg aus dem frühen Mittelalter auf einer Bergspitze, die im Verlauf der Jahrhunderte erweitert und ausgebaut wurde,

  • eine Anlage aus vorchristlicher Zeit, auf und im Berg, die wwohl zu kultischen Zwecken angelegt wurde und bis ins Mi Mittelalter benutzt wurde,

  • und schließlich und endlich Nemrud Dag, der Berg, auf dem in vorchristlicher Zeit ein Mausoleum angelegt wurde, um das die berühmten überlebensgroßen Köpfe, heute überwiegend umgestürzt, aufgestellt wurden. Es ist ein eindrucksvoller Ort mit tollen Ausblicken in die umliegen-
    de Bergwelt.


Kappadokien / Göreme

Ein kühler, fast kalter Reisetag, der tropenverwöhnte Reisende hat während der Fahrt gefroren. Die Farbe der Landschaft ist überwiegend wieder gelb bis graubraun, nur gelegentlich grüne Inseln durch Bewässerung oder Waldstücke.

Es war mit 562 km wieder eine Marathon-Etappe, bei den Pausen fiel auf, daß man immer wieder deutsch sprechende jüngere und ältere Menschen traf. Das Landschaftsbild ändert sich allmählich, wenn auch nicht so extrem, wie man es bei der Annäherung an Göreme erwartet. Erst im letzten Moment, schon bei der Anfahrt zum Ort, tauchen diese bizarren Gebilde auf, die man von den Fotos kennt. Sie sind entstanden durch Auswaschungen, sodass sie deutlich tiefer liegen als die umgebende Landschaft.

Der meistbesuchte Platz ist das Göreme Open Air Museum, in dem wie in der Umgebung sehr viele der Höhlen-Wohnungen und -Kirchen zu sehen sind, einige davon können auch innen besichtigt werden. Viele sind mehrstöckig angelegt, zum Teil kann man noch gut erhaltene Fresken an Wänden und
Decke sehen. Wer sich die Mühe macht und in die nähere und weitere Umgebung marschiert, kann in den weitläufigen Tälern noch viele der Höhlen, teilweise hoch in den Wänden angelegt, entdecken. Später stellt man dann fest, daß sich diese Erscheinungen auch in größerer Entfernung von Göreme finden, also eine Reihe von weiteren, eigenständigen Siedlung entstanden waren.

Mittlerweile haben sich die Auflösungstendenzen bei meiner Ausstattung verstärkt und erweitert, ich musste deshalb einen 'Ruhetag' einlegen, um z.B. meine Stiefel mit Klebeband so zu reparieren, dass sie noch für den Rest der Reise ihre Dienste tun konnten. Der Versuch, einen Schuhmacher zu finden, war bei zwei Ansätzen erfolglos.

Wieder gab es einige nette Reisebekanntschaften, teils mit deutschen Tükeireisenden, vor allem aber mit einem australischen Paar, beide um die 50 Jahre alt. Sie waren mit zwei BMW-Motorrädern aus Australien nach Europa geflogen, durch Europa gereist, hatten einige Motorradtreffen besucht und waren nun unterwegs nach Kairo, um von dort wieder heimzufliegen. Im Sinne der Völkerverständigung und der Sportskameradschaft hab ich ihm meine Reserve-Zylinderkopfdichtung geschenkt, seine war kaputt und ich der Überzeugung, meine Reserve nicht zu brauchen.

Der Ruhetag diente mir außerdem dazu, mit meinen spärlichen Unterlagen den Rest der Route zu planen: ich wollte noch Pamukkale mit den Sinterterassen sehen, Selcuk/Ephesus besichtigen und mir die alte Residenzstadt Edirne mit der berühmten Moschee anschauen. Die zeitliche Planung sah so aus, dass ich ohne besondere Vorkommnisse wie geplant Mitte September in Daxau wieder eintreffen konnte. So hatte ich es zugesagt.


Über Egirdir nach Pamukkale

Ich zitiere aus meinen Notizen:
"Traumhaft und unerwartet: ich sitze auf einer Terasse am See (Egirdir Gölü), vor mir ein Efes(bier), in mir eine typisch türkische Kost (Auberginen-Auflauf, grüne Bohnen, beides mit reichlich Öl, dazu Reis) und Brot und ein kleines Wasser, nicht weit vom angenehmen und preiswerten Hotel. Die Sonne wird gleich hinter den bewaldeten Bergen verschwinden, es weht ein angenehmer Wind. Herz, was begehrst Du mehr?!"

So notiert beim Zwischenstop in Egirdir. Morgens beim Start in Pamukkale konnte ich noch über 20 Heißluftballons beobachten, die sich auf die 'Fahrt' über Kappadokien aufmachten. Irgendwann unterwegs dann wieder der große Glücksmoment, lange vermisst: Reifenpanne vorn. Mit Hilfe eines Polizisten auf Mofa und zweier LKW-Fahrer zu und von einem 'Gommista', Reparatur, 1 1/2 Stunden Verzögerung.

Die Landschaft wurde immer schöner: kleine und größere Stauseen, kleine und große Bergseen und dann, am Spätnachmittag, taucht dieser wunderschöne, große Bergsee auf, umgeben von hohen Bergen, ich habe mich gefühlt wie in der Schweiz, am Genfer See zum Beispiel.

Am nächsten Tag dann Pamukkale, nach Göreme eine weitere Touristenhochburg. Ich hatte schon gelesen, dass viel von der alten Schönheit verloren gegangen ist: die natürlichen Quellen sind versiegt, es wird nur noch ein schmales Rinnsal zu den Terassen geführt. Mit viel Fantasie kann man sich die frühere Schönheit ausmalen, aber die Enttäuschung ist doch groß. Ähnlich ist es dann bei der Besichtigung von Hierapolis, den Ruinen der alten Römersiedlung oberhalb der Terassen: wenn man Jayash und Palmyra gesehen hat, ist es nicht verständlich, warum dieser Platz so groß angepriesen wird.


Selcuk / Ephesus

Nach Pamukkale wird es, je weiter man nach Westen kommt, immer grüner, auch ohne künstliche Bewässerung. Die Temperaturen gehen weiter zurück, sind aber mit 25 Grad immer noch angenehm. Man nähert sich dem Mittelmeer.

In Selcuk wieder mal das Problem: Hotel ist voll, es findet sich aber dank der Hilfe eines einheimischen Sprachgenie's ein guter, wenn auch teurer Ersatz. Es ist immer noch Hochsaison hier. Der neue Freund spricht sieben Sprachen, die meisten hat er, nach seinen Aussagen, von einer jeweiligen Saisonfreundin gelernt.

Mit seiner Hilfe organisieren wir einen Öl- und Ölfilter- sowie den Reifen-Wechsel vorn und hinten. Den Hinterrad-Reifen habe ich aus Nairobi mitgebracht, Ölfilter und Vorderrad-Reifen werden aus Izmir besorgt. Es passt eigentlich alles gut zusammen: mit drei vollen Tagen Aufenthalt konnte ich mir die römischen und frühchristlichen Überreste (Johannes hat hier seine letzten Jahre verbracht, so wie Maria, die von Johannes für ihren Lebensabend hierher in Sicherheit gebracht wurde) anschauen, dazu das gute Ephesus-Museum (ich war zweimal da!) und, last not least, die Motorradarbeiten durchführen lassen.


Und dann:  a u f   n a c h   E u r o p a

Von Selcuk/Ephesus geht die Fahrt durch Izmir und dann immer entlang der Ägäisküste mit oft fantastischen Blicken aufs Meer und die vorgelagerten Iseln nach Norden, gelegentliche Wälder, große Olivenhaine, abwechslungsreiche Landschaft. Bei Canakkale über die Dardanellen auf die Halbinsel
Gallipoli und weiter durch weitläufiges, welliges Land nach Edirne.

Es tauchen immer mehr Autos mit deutschem Kennzeichen auf: Urlauber auf der Heimreise. Bei jeder Pause drängeln sich Jung und Alt vor, um stolz ihre Deutschkenntnisse unter Beweis zu stellen.


Dann:   E d i r n e

Die Grenzstadt mit reicher Geschichte. Ich tauche noch einmal voll ein in die ottomanische Türkei. Obwohl ich schon seit der Überquerung der Dardanellen auf europäischem Boden bin, empfinde ich Edirne als Brücke zwischen Asien und Europa. Die Stadt ist wieder eine Touristenhochburg, ich habe Schwierigkeiten, ein Zimmer zu finden und zahle letztlich für eine Besenkammer einen unverschämten Preis. Ich bleibe aber trotzdem zwei Nächte, der Ort hat einfach zuviel zu bieten. Interessante Moscheen,
Basare, hübsche Gässchen und Plätze, bunt gemischtes Publkum in den Straßen.


Heimweg durch Europa

Der Grenzübertritt nach Bulgarien war wegen des starken Verkehrs recht zeitaufwendig, irgendwann war ich dann aber doch auf der Straße Richtung Sofia. Wieder das gleiche, schwer verständliche Spiel: keine Straßenkarte erhältlich, erst in Sofia, und auch da nur eine reine Bulgarienkarte mit kyrillischer Beschriftung. Es war aber unschwer zu erkennen, daß ich auf dem Autoput und an der Abzweigung nach Rumänien längst vorbei war.

Das hat mich aber überhaupt nicht gestört: ich war bereits entschlossen, den kürzesten Weg nach Ungarn/Österreich/Deutschland zu nehmen. Die Temperaturen war drastisch gesunken, der Wind brachte die Kälte von den verschneiten Karpatenhöhen in die Tiefe, gegen Abend hatte es gerade noch einige wenige Plusgrade, zusätzlich fing es an zu regnen. Ich war richtig froh, nicht auf die längere Route durch Rumänien gefahren zu sein. Die Nacht verbrachte ich in einem Hotelkasten oberhalb der Straße, kurz
vor Nis. Im Restaurant war eine lautstarke Familienfeier, ich mußte ob des Lärms meine Bestellung beim Ober auf der Terrasse aufgeben.

Am nächsten Morgen hieß es dick einwickeln, der Hotelier meinte, es hätte etwa null Grad. Immer wieder eingedeckt von Regen- und Graupelschauern ging's über die Grenze nach Serbien, zügig vorbei an Belgrad zur ungarischen Grenze. Der Temperatursturz war herb, innerhalb weniger Tage von 35 - 40 Grad in die Nähe von null Grad, gut zwei Wochen zuvor waren's noch 45 - 50 Grad. Ich war buchstäblich auf der Flucht. Ich hatte für Landschaft und sonstige Reize kein Auge mehr, die Kälte zwang mich zu konzentrierter Fahrweise.

Die nächste Übernachtung dann vor Kistelek südlich von Budapest. Zuvor hatte ich an einer Tankstelle, bei der Suche nach einem Geldautomaten, vor lauter Kälte und Steifigkeit beim Absteigen mein Motorrad, ein letztes Mal auf dieser Reise, noch einmal umfallen lassen. Außerdem war ich wieder zu sehr aufmerksamer Fahrerei gezwungen: eine ganze Reihe eiliger und rüpelhafter Fahrer haben mich links und rechts (über die Standspur) im Zentimeter-Abstand überholt (leider: überwiegend Österreicher, aber
auch der eine oder andere Deutsche!).

In ruhiger Fahrt ging's dann durch Ungarn. Die Temperaturen gingen etwas nach oben, wobei auf dem Motorrad auch 8 - 10 Grad nicht wirklich warm sind. Ärgerlich war die Verkehrsführung: es wird ständig versucht, einen auf die vignettenpflichtige Autobahn zu locken, zwei oder dreimal habe ich umgedreht. Bei Budapest dann Verkehrschaos durch Baustellen. An der Grenze zu Österreich ist dann die ungarische Grenzstation gar nicht mehr besetzt, bei den Österreichern dauert die Abfertigung aber wegen des Ferien-Rückreiseverkehrs etwa eine Stunde, wobei ich ohne jegliche Kontrolle durchgewunken wurde.

Die Fahrerei durch Wien war eine Quälerei, ständiger Stop-and-Go-Betrieb. Irgendwo habe ich mich verfahren, eine netter Motorradler hat mich dann aus der Stadt Richtung Klosterneuburg rausgelotst, kurz nach Wien hatte ich die Lust verloren und in Langenlebarn/Tulln ein Hotel gesucht. Mit einer E-mail habe ich unsere Freunde in Aicha vorm Wald, Isolde und Karl Heinz, vorgewarnt, daß ich früher als angekündigt eintreffen würde. Nach meinem Parforceritt durch Bulgarien, Serbien Ungarn und Österreich war ich dann auch schon am Dienstag, statt wie geplant am Freitag da.

Es war mir klar, daß für meinen Empfang am Samstag, 15.9., irgendetwas vorbereitet wurde, sodass ich Isolde und Karl Heinz in ihrer kleinen Wohnung mehrere Tag auf die Nerven ging, aber sie haben den Heimkehrer großartig und gastfreundlich bewirtet.

Einen der Wartetage habe ich genützt, um einen Besuch bei HPN in Seibersdorf zu machen. Einmal hat mich Susi mit den Enkeln besucht, einmal kam Sigi angefahren, um mir die Zeit zu verkürzen.

Dann war's soweit: der 15.9. war da. Mein Heimwärtsdrang wurde aber noch etwas ausgebremst, bis im Laufe des Vormittags eine Kavalkade von 15 Motorrädern vorfuhr mit Teilnehmern aus nahezu ganz Deutschland, alles Kumpel, mit denen ich schon mit dem Motorrad unterwegs war, einige sogar
Reisebekanntschaften, die ich in fremden Ländern kennengelernt hatte.

Mit dieser Begleitung wurde ich nach Daxau eskortiert, wo ich aber nicht gen Heimat abbiegen durfte, im Gasthof Pointner in Pemmering war ein Empfang mit gutem Essen und Trinken und gemütliches Beisammensein vorbereitet. Natürlich waren noch einmal weitere Freunde, Verwandte, Bekannte
erschienen, es war ein würdiger Empfang. Ich bedanke mich bei allen, die teilnehmen konnten!

Irgendwann am späten Abend hat sich Herbert Worm, der alte Sahara- und Afrikafuchs, angeboten, mein Motorrad heimzufahren, was er dann auch getan hat. Nach dem Absteigen meinte er: "Dankmar, jetzt glaube ich Dir, daß Du Schwierigkeiten mit der Maschine hattest, die ist ja kaum beherrschbar!" - was ich aber immerhin über fast 86.000 km rund um die Welt meist ganz ordentlich geschafft habe.

Ich habe mich schnell und gut wieder zuhause eingelebt, es war nicht nötig, wie manche/viele befürchtet hatten, mein Zelt im Garten aufzuschlagen. Seit einigen Wochen versuche ich, mein Buch auszuarbeiten, danach folgt die Selektion der Bilder und die Ausarbeitung meiner (geplanten) Vorträge. Vielleicht melde ich mich dazu nochmal.

Vorläufig bedanke ich mich aber bei Euch allen für Euer Interesse an meinen Erlebnissen, ich hoffe, ich habe Euch ein bißchen gute Unterhaltung geboten und einen kleinen Eindruck vermittelt, welche Erlebnisse und gelegentlich Abenteuer eine solche Reise bietet.

Alles Gute, vor allem aber ein gutes Jahr 2008

herzliche Grüße Euer Dankmar
Januar 2008


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