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Peru „mui rapido”

Pedro und Pablo, diese Namen haben wir uns für unseren Peru Trip zugelegt. Wir, das sind Peter Riesch aus Lenggries und ich, Ralf Neumann aus Bernau im schönen Chiemgau. Anfang Mai starteten wir zu unserer lang herbeigesehnten Tour. Im Gepäck war alles, was man so zum Skibergsteigen braucht – das waren so an die 50 Kilo Ausrüstung für jeden von uns. Mit dem Flieger ging’s zunächst über Madrid nach Lima, von dort nahmen wir den Bus nach Huaraz.

Schnell lassen wir die Ebene von Lima hinter uns. Der Bus quält sich von einem Pass zum nächsten. Es scheint, als wollen Steigungen und Pässe kein Ende nehmen. Um uns herum herrlich unberührte Natur und auf den Berggipfeln jede Menge Schnee.
Kaum in Huaraz angekommen, steuert Taxifahrer Jimmy auf uns zu. Beim Anblick unserer Ausrüstung muss er grinsen und fragt: "Was habt ihr denn vor?" Wir erklären kurz unser Vorhaben und machen ihm klar, dass wir erstmal eine Bleibe brauchen. Jimmy kennt ein wirklich günstiges Hotel, ganz in der Nähe vom Stadtzentrum. Wir lassen uns von ihm hinbringen. "Hostal del Rei" heißt unser "Basislager" für die nächsten Tage und für nur drei Dollar die Nacht reißt es kein Loch in unsere Reisekasse. Huarez liegt etwa 3000 Meter über dem Meeresboden und zählt um die 80.000 Einwohner. Die Stadt ist Ausgangspunkt für alle großen Bergunternehmungen und Trekkingtouren. Im Zentrum finden sich Banken, Märkte, ein Internetcafe, Restaurants und einige Agenturen, die Material und auch geführte Touren in die Cordillera Blanca anbieten.

Peter und ich waren bisher nur in den heimischen Bergen unterwegs gewesen und an die Höhe und die dünnere Luft hier oben nicht gewöhnt. Daher wollen wir uns zuerst mit kleineren Touren auf die kommenden, größeren körperlichen Belastungen vorbereiten. Sehr beeindruckend ist der Blick auf die Hausberge von Huaraz: Vallunaraju, die Pucahirca Wand und in etwas größerer Entfernung noch sichtbar der Huascaran, mit rund 6700 m der höchste Berg Perus. Im Zentrum, beim "Casa del Guia" erhalten wir von hiesigen Bergführern alle notwendigen Informationen bezüglich technischer Anforderungen und Zugangsmöglichkeiten zu den Bergen, die wir in die engere Auswahl gekommen haben. Sie empfehlen uns den Nevado Urus (5400 m) und den Nevado Ishinca (5400 m) zur Akklimatisierung, außerdem wären sie ideal fürs Telemarken.



Nach zwei Tagen Akklimatisation fühlen wir uns fit genug für die große Tour. Wir packen alles ein: Steigeisen, Eisgeräte, Klettergurte, Seil, Kocher, Schlafsäcke, Zelt, Telemarkski und -Skischuhe, Thermosflaschen und, und, und. Am nächsten Tag wollen wir ins Quebrada Ishinca. Jimmy unser Taxifahrer bringt uns hin. Von Huaraz nach Collon sind es gerade mal 20 Autominuten. Jimmy fährt dann noch ein paar Minuten auf einer verwegenen Schotterstraße hinauf zu einem kleinen Ort in 3.300 Meter Höhe. Hier soll unsere Tour beginnen. Die Anstiegswege zu den Andengipfeln sind meist sehr lang. Man muß sogenannte Quebradas, also endlose Taleinschnitte durchwandern bis man am Fuße der begehrten Gipfel sein Lager aufschlagen kann. Jimmy, unser Fahrer, organisiert noch schnell einen Führer mit Muli für den Materialtransport zu einem sehr fairen Preis. Ganze 10 Dollar will der Führer für sich und nochmal 10 Dollar für das Muli.





Unser Lager errichten wir in 4400 Meter Höhe. So um 18 Uhr wird es dunkel. Ich lag schon zwei Stunden im Zelt als Peter nachkam. Ein oder zwei Stunden später wird er immer unruhiger, es geht ihm gar nicht gut. Wenig später stürmt er aus dem Zelt und muss sich erbrechen. Mich hatte es zwei Stunden zuvor schon erwischt. Offensichtlich sind wir zu schnell aufgestiegen. Den N. Ursus am nächsten T
ag bezwingen zu wollen, können wir uns aus dem Kopf schlagen. Blutverdünner (ASS) sowie zucker- und salzhaltige Getränke sollen uns helfen die Anzeichen der Höhenkrankheit zu bekämpfen. Sollte es uns bis zum morgen früh nicht besser gehen, müssen wir absteigen.

Deutlich geschwächt, aber ohne Kopfschmerzen und Übelkeit begrüßen wir den neuen Tag. In der Sonne ist es angenehm warm (15-20 Grad). Reichlich Tee und Kartoffelsuppe zum Frühstück wecken die Lebensgeister und wir schmieden schon wieder neue Pläne. Gegen Mittag brechen wir Richtung N. Ishinca auf schaffen es beinahe bis kurz unterhalb der Eisgrenze. Am nächsten Tag wollen wir den Ishinca Gipfel bezwingen. Da wir sehr früh aubrechen wollen, packen wir vor Einbruch der Dunkelheit noch unsere Rucksäcke.

Gegen vier Uhr surrt Pedros Wecker und wir schälen uns aus den warmen Daunenschlafsäcken. Ein, zwei Becher Tee und ein paar Müsliriegel zum Frühstück und loß geht's. Wir haben ungefähr zwei Stunden bis zur Eisgrenze gebraucht. Bei Sonnenaufgang können wir das erste Mal unsere Telemarkskischuhe anziehen. Der Rucksack fühlt sich jetzt deutlich leichter an. Leider ist es aufgrund der harten Schnees nicht möglich mit Skiern aufzusteigen. Mit Steigeisen und Pickel, die Ski im Rucksack, bei traumhaftem Wetter und bester Laune steigen wir langsam immer höher. Kurz nach neun Uhr ist es dann soweit, wir erreichen den Gipfel des N. Ishinca. Es ist angenehm warm, 5 Grad über Null, aber in der Sonne deutlich wärmer. Es ist absolut windstill. Pedro ist kurz vor mir auf dem Gipfel und lässt einen Jubelschrei los. Der Blick über die Cordillera blanca ist wahrlich phantastisch und die Fernsicht, die wir erleben dürfen, haut uns förmlich um. Nach einer halben Stunde Gipfelglück pur freuen wir uns auf die bevorstehende Abfahrt. Die Bedingungen waren ideal, durch die starke Sonnen-einstrahlung hat sich leichter Firngebildet.






Eine Stunde später, mit zahlreichen Fotos im Kasten und dem stolzen Gefühl, unseren ersten Andengipfel bezwungen zu haben, erreichen wir wieder die Eisgrenze. Jeden Meter, den es abwärts geht, spüren wir, wie das Atmen leichter fällt und die Kräfte zurückkehren. Gegen mittag waren wir an unserem Lagerplatz angekommen und konnten schon von weitem den Eselführer sehen. Das hatte also auch alles geklappt. Viel trinken, Suppe essen, zusammenpacken und da war ja noch die Aussicht auf einen gemütlichen Fußmarsch von 15 Kilometern. Total geschafft - nach insgesamt 14 Stunden Dauermarsch - nahm uns Jimmy bei dieser kleinen Siedlung oberhalb von Collon in Empfang. Auf unsere Leute war absolut Verlass!



Die folgenden zwei Tage verbringen wir viel Zeit im Internetcafe, essen ausgiebig und sinnieren über neue Touren. Pedro hat mit Marco, einem jungen peruanischen Bergführeranwärter, bereits über den Nevado Pisco gesprochen. Wir wissen daher, dass der Aufstieg zu diesem Berg nicht mit Eseln möglich ist. Marco bietet uns seine Dienste als Träger an. Von Yungay aus, 25 Kilometer von Huaraz entfernt und direkt am Fuße des Huascaran, fährt man noch ungefähr eine Stunde über Stock und Stein auf einer äußerst holprigen Schotterstraße weiter in einem schmalen Taleinschnitt aufwärts.



Ich werde nie vergessen, wie wir die zwei großen Rucksäcke auf Marcos Schultern gehievt haben.  Er selbst wiegt vielleicht 65 Kilo, das Gewicht, das er zu tragen hatte, dürfte so um die 45 Kilo betragen haben. Unsere Rucksäcke wogen dagegen höchstens 20 Kilo. Diese Geschichten über Träger kennen wir sonst nur aus Büchern oder Filmen.

Für den ersten Teil, hinauf zum High Camp in 5000 Meter Höhe, brauchten wir rund sieben Stunden. Marco war uns, trotz seiner Last, fast immer einen Schritt voraus und schien absolut keine Probleme mit dem Gewicht seiner Rucksäcke zu haben. Nur im letzten Teil des Anstieges hatten wir etwas zu kämpfen. Eine riesige Moräne aus Steinen, größeren Felsbrocken und Sand, die der Gletscher vor sich her schiebt, stellte sich uns in den Weg, aber wir eierten uns durch.


Im High Camp das übliche Prozedere: Zelt aufbauen, viel Tee kochen und das Zeug für den nächsten Tag herrichten. Vier Uhr morgens surrte wieder Pedros Wecker und wenig später sind wir schon in Richtung Gipfel des N. Pisco  (5770 Meter) unterwegs. Nur unser Atem und das Knirschen des gefrorenen Schnees unter den Steigeisen war zu hören. Je hörer wir stiegen, desto atemberaubender und phantastischer wurde das Panorama. Nach insgesamt  sechs Stunden standen wir zu dritt am Gipfel. Wie beim N. Ishinca waren die Bedingungen für die Abfahrt optimal und wir sind auch an diesem Tag bis zum Ausgangspunkt unserer Tour abgestiegen.

Die nächsten Tage in Huaraz sind schnell erzählt: Wir hatten die Pisco Tour in zwei Tagen erledigt, normalerweise braucht man dafür 3 bis 4 Tage. Eigentlich wollten wir noch den Nevado Copa (6100 m) versuchen, da es aber die letzten Wochen soviel Schnee gegeben hatte, war der Einstieg über eine 50 Grad steile Eisflanke von 200 Höhenmetern zu gefährlich geworden.

Heidi, eine Holländerin, die wir in Huaraz kennenlernten, hat uns von der Wüstenoase Huacachina in der Nähe von Ica erzählt. Dort könne man angeblich Sandboarden oder vielleicht sogar Telemarken? Dann nichts wie hin. Die Fahrt dorthin führt über die Panamerika. Man sieht stundenlang den Pazifischen Ozean und so nach vier Stunden geht es plötzlich ab in die Wüste! Krass für unseren Kopf, da wir bisher die meiste Zeit im Schnee und Eis herumgekraxelt sind.







In Huacachina selbst stehen nur ein paar Häuser, die sich um einen braungrünen See gruppieren, ringsum eingeschlossen hohen Sanddünen. Das sah richtig nach Spaß aus! Ein komplett neues Gefühl für uns, mit Skischuhen und Skiern auf so einem steil abfallenden Sandhügel zu stehen. Ob alles so funktioniert, wie beim normalen Skifahren auch? Wir werden sehen. Pedro ließ mir den Vortritt. Ich hab mich kurz mit den Stöcken angeschoben und bin sofort in Fahrt gekommen. Der Unterschied zum Schnee besteht darin, dass der Sand deutlich mehr bremst und daher noch steilere Hangneigungen fahrbar sind. Der Spaßfaktor bei der ganzen Aktion war jedenfalls gigantisch und wir wurden von den Zuschauern regelrecht gefeiert.



Als letztes Highlight unserer Reise stand der Machu Picchu auf unserem Plan. Von Cuzco aus gibt es mehrere Möglichkeiten dorthin zu gelangen: Mit dem Zug (dauert fünf Stunden und kostet 40 Dollar einfach), Kombination Bus und Zug (zuerst Kleinbus und dann ab Oyetatambo weiter mit dem Zug: 3 Soles + 10 Dollar), oder über den weltberühmten Inka Trail (225 Dollar für vier Tage). Wir haben uns für die preisgünstigste Variante entschieden und sind schließlich bis Aquas Callentes gefahren. Nach einer kurzen Nacht – dort sind ausreichend Schlafmöglichkeiten vorhanden – sind wir gegen vier Uhr morgens in Richtung Machu Picchu gestartet. Noch in der Morgendämmerung waren wir oben am Eingangsbereich und Pedro und ich wollten unbedingt die 20 Dollar für den Eintritt sparen.

Unterhalb der zwei Kassenhäuschen konnten wir einen schmalen Pfad erkennen. Diesen nutzten wir, um uns an den Wärtern vorbeizumogeln. Eintrittskarte geswpart. Zwei Minuten später waren wir die ersten (inoffiziellen) Besucher des Tages. Zu allem Glück erwischten wir auch noch sehr gutes Wetter und konnten die "Stadt der Wolken" bei besten Licht bestaunen. Das eigenartige Grün des Rasens, die subtropische Vegetation und die ständig umherziehenden Wolken, die aber genau an dieser Stelle immer wieder von der Sonne durchbrochen werden, geben diesem Ort etwas Mysthisches. Für uns der krönende Abschluss unserer Reise. Mehr kann man in drei Wochen einfach nicht erleben!



 

 

 

 

Das hatten wir dabei:

  • Steigeisen
  • Pickel
  • Telemarkschi
  • Skistöcke
  • 5 Eisschrauben,
  • 2 Firnanker, Klettergurt,
  • 30 Meter Seil (12 mm),
  • 2 Paar Handschuhe,
  • 2 Alpina Sonnenbrillen,
  • Sturmhaube,
  • Sonnencreme Faktor 45,
  • Skibrille,
  • 70 Liter Rucksack
  • Isomatte,
  • Haglöfs Schlafsack (Komfort bis -15 Grad),
  • Haglöfs 2-Mann-Zelt

Impfungen: Hepatitis C (Langzeitschutz 10 Jahre), Polio, Diphterie, Tetanus

Medizinisichen Rat holten wir uns bei Dr. Treibel in München. Als Bergspezialist weiß er, was wirklich notwendig ist und welche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen sind. Wir haben uns von ihm unsere "Bergapotheke" zusammenstellen lassen.

Guide Peru
info

ALLGEMEINE Informationen über Peru finden sich unter Wikitravel. Mit einer Fläche von 1.285.215 qkm, ist Peru nach Brasilien und Chile das drittgrösste Land Südamerikas.
Sprache:
80% Spanisch
16% Quechua


flug ANREISE Iberia fliegt von Deutschland über Madrid nach Lima. Lufthansa und Air France von Frankfurt über Bogota. Delta Airlines von München über Atlanta.
bestimmungen REISEDOKUMENTE Deutsche Touristen benötigen für einen Aufenthalt von bis zu 90 Tagen einen Reisepass, der bei Einreise noch mindestens 6 Monate gültig sein muss. Der deutsche Kinderausweis muss mit einem Lichtbild versehen sein. Ein Visum ist für einen touristischen Aufenthalt von bis zu 90 Tagen nicht erforderlich.
gesundheit GESUNDHEIT Eine gültige Impfung gegen Gelbfieber für alle Reisenden älter als 6 Monate wird bei Einreise aus einem Gelbfiebergebiet (www.who.int/ith/countries/en/index.html) gefordert. Bei Reisen in die ausgewiesenen Endemiegebieten (besonders für das gesamte peruanische Amazonasgebiet) ist eine rechtzeitige (10 Tage vor Einreise !) Impfung aus persönlich-medizinischen Gründen sinnvoll und seit kurzem auch vorgeschrieben. Am Flughafen in Puerto Maldonado werden Zwangsimpfungen vorgenommen. In Cusco werden Gelbfieberimpfungen nur dann durchgeführt, wenn sich mindestens 8 Interessenten für einen Termin zusammenfinden. Wirksam ist eine solche Impfung vor Ort jedoch erst nach 10 Tagen. Weitere Informationen finden Sie hier!
geld

GELD Die Landeswährung in Peru ist der Nuevo Sol, geteilt in 100 Centimos. Es gibt Münzen von 10, 20 und 50 Centimos, 1, 2 und 5 Nuevos Soles und Scheine von 10, 20, 50, 100 und 200.

literatur KARTEN LITERATUR Für Reisende enpfehlenswert die Karte Peru 1:1.500.000 von Reise Know-How. Die Karten werden auf Polyart gedruckt. Polyart ist ein synthetisches Papier. Es enthält kein Chlor und keine anderen Halogene, ist nicht giftig und erzeugt weder Dioxin noch irgendwelche anderen Gifte. Polyart ist recyclebar. Die Karte ist Reiß- und wasserfest, beschriftbar wie Papier und ohne störenden Pappumschlag, mit praktischer Einsteckhülle. Preis: 8,90 Euro.