Funktionsbekleidung: die erste und zweite Lage
Wer an Funktionsbekleidung zum Biken, Wandern und Trekking denkt, meint in der Regel Wetterschutzjacken und robuste Hosen. Dabei ist das, was man darunter trägt, oft genauso von Bedeutung. Die erste Schicht auf der Haut ist die wichtigste für das Wohlbefinden unterwegs. Das behaupten nicht nur Outdoor-Experten, sondern auch Sportmediziner, wie Prof. Froboese von der Sporthochschule Köln. Wir haben einige aktuelle und neue Produkte aus dem Bereich Baselayer, Second Layer und Socken ausprobiert – bei Bergtouren im Chiemgau, beim Biken im Veneto, beim Wandern im Schwarzwald. Die Außentemperaturen reichten dabei von 0 bis 29 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit von 55 bis 100 Prozent.
Löffler Shirt Transtex Light RETR'X
Transtex heißt seit rund 50 Jahren Löfflers klassisches Material für Funktionsunterwäsche. Aber es wurde seit den ersten Tagen immer wieder weiterentwickelt, auch nachhaltiger gemacht. Die neueste Variante ist RETR’X Light, was bei unserem Testmodell zu 96 Prozent aus recycletem Polypropylen und 4 Prozent Elastan besteht. Der erste Eindruck kann schon überzeugen: Das Material fühlt sich sehr hautfreundlich an, auch nach einigen Tragestunden. Und genauso wichtig: Wenn es schweißnass ist, trocknet es verblüffend schnell. Außerdem leitet RETR’X den Schweiß recht gut von der Haut an die nächste Schicht weiter. Für mich durchaus wichtig, denn mit nassem, kalten Leiberl auf der Haut, habe ich mir schon heftige Erkältungen geholt. Ein Tipp dazu: Das Unterhemd möglichst hautnah sitzend kaufen, damit der Schweißtransport auch wirklich funktioniert. Nach mehreren ausgedehnten Touren und Wäschen in der Maschine, zeigt das Material noch keine Gebrauchsspuren – keine gezogenen Fäden, keine Löchlein, kein Ausbleichen. Auch die Geruchsentwicklung bei Schweiß treibenden Aktionen hält sich sehr in Grenzen. Für mich ist das Löffler Shirt Transtex Light Retr’x (Made in Austria) eine echte Innovation – nachhaltig und mit viel Tragekomfort. Außerdem kann es aufgrund des Designs auch problemlos als normales T-Shirt getragen werden, ohne dass es jeder gleich als Unterhemd ausmacht. Allerdings ist der Preis (ab € 69,99) auch etwas deftig geworden.
Smartwool Shirt Active Mesh Short Sleeve Tee
Das Thema Merinowolle wird in der Outdoor-Gemeinde nach wie vor kontrovers diskutiert. Ich mag die Hemden aus dem nachhaltigen, nachwachsenden Rohstoff, aber zum Teil bin jedoch auch sehr kritisch. Wie so oft kommt es eben auf die Verwendung und die persönlichen Vorlieben und Anforderungen an. So ist etwa für mich ein Shirt aus 100% Merino bei stark schweißtreibenden Aktivitäten ein NoGo, weil nasse Wolle furchtbar schlecht trocknet und irgendwann den Körper auskühlt. Ein durchaus angenehmer, nachhaltiger Materialmix ist Smartwool, dem altbekannten Socken-Spezialisten, mit dem neuen Active Mesh Short Sleeve Tee gelungen. Das Vorderteil und der Kragen bestehen aus 53% Merinowolle und 47% Lyocell. Die Rückseite, die Ärmel und die Schultern aus 38% Merinowolle, 33% Lyocell sowie 29% Polyester. Zur Erinnerung: Lyocell ist eine semi-synthetische Faser auf Zellstoff-Basis – hauptsächlich gewonnen aus Eukalyptusholz. Diese Fasermischung, kombiniert mit Mesh-Belüftung unter den Armen und am Rücken sowie versetzten Schulter- und Seitennähten, ergibt einen überzeugenden Tragekomfort, sogar im warmen Hochsommer. Denn die Lyocell-Fasern bewirken nämlich einen leicht kühlenden Effekt. Als Alltags-Shirt, ob als Unterhemd oder T-Shirt, sowie für moderate Outdoor-Aktivitäten hat das Smartwool Active Mesh Short Sleeve Tee – erhältlich in drei Farben – das Zeug für ein Lieblingsteil. Vor allem weil es sich so angenehm auf der Haut trägt. Beim Waschen gilt natürlich: 30-Grad-Wäsche, kein Weichspüler, Trockner auf niedrigster Stufe. Zur Zeit bei Smartwool erhältlich für 52,47 € .
Bergans Y Lightline Essence Midlayer Jacket
Wer im Sommer in den Alpen oder in Skandinavien unterwegs ist, der weiß, dass außer einem Regenschutz auch etwas Wärmendes als zweite Schicht immer mitmuss – ob beim Biken, Trekken oder Trailrunning. In der Übergangszeit gilt das sowieso. Aber muss es immer gleich die dicke Fleecejacke sein? Die Produktentwickler von Bergans of Norway kennen sich mit den unterschiedlichen Wetteranforderungen für Outdoor-Sportler besonders gut aus. Ein neues interessantes Teil ist das Y Lightline Essence Midlayer Jacket, eine dünne, besonders leichte Fleecejacke mit Daumenschlaufen an den Armbündchen gegen das Hochrutschen der Ärmel. Das minimalistische, hautnah geschnittene Design verzichtet auf Seitentaschen – sind sowieso meist unter dem Rucksack-Hüftgurt schlecht zugänglich – und bietet nur eine Napoleontasche mit Reißverschluss an der Brust. Trotz des geringen Gewichtes von nur rund 230 Gramm (Größe M) und des kleinen Packmaßes ist die Wärmeleistung durchaus überzeugend. Vor allem das waffelartige Fleecefutter innen sorgt für einen gewissen Kuscheleffekt. Das Material aus 95% Polyester und 5% Elastan trocknet relativ schnell und zeigt sich in der Praxis auch durchaus robust. Der Verzicht auf Schulter- und Seitennähte vermindert die Reibung und das Scheuern an diesen stark strapazierten Stellen. Die ultraleichte Hightech-Fleecejacke, die immer noch irgendwo im Rucksack Platz findet, gibt es in vier Farben und auch als Damenmodell. Preis: 140,00 €.
Smartwool + Darn Tough Socken
Moderne Wollsocken haben mit den guten alten Handgestrickten nicht mehr allzu viel gemeinsam. Außer dass sie beide die Füße wärmen. Während ich Merinowolle im Bike- oder Wander-Shirt zum Teil etwas kritisch betrachte, möchte ich bei den Socken auf einen hohen Merino-Anteil ungern verzichten. Das liegt vor allem am meist überzeugenden Tragekomfort. Wobei Socken nicht gleich Socken sind. Wer schon oft mehrere Stunden gewandert oder geradelt ist, der weiß, was damit gemeint ist. Smartwool-Socken haben mich vor zwanzig Jahren schon blasenfrei ans Ziel gebracht. Aber ehrlich gesagt, damals waren die Teile noch nicht so robust und auch nicht sonderlich schick. Da hat sich über die Jahre doch einiges zum Besseren geändert. Bei den Socken mache ich auch keine Experimente, zumindest nicht, wenn es auf eine längere Tour geht. Dabei kommen für mich wirklich nur Teile von Smartwool und seit einigen Jahren von Darn Tough in Frage. Und wenn mal ein neues Modell präsentiert wird, dann muss dieses auch erst auf diversen kürzeren Touren ausprobiert werden. So z.B. von Smartwool die Zero Cushion Bike Socks. Optisch sind diese jedenfalls ein Hingucker: Wer hat schon einen radelnden Wolf am Unterschenkel? Beim Tragekomfort würde ich in diesem Fall kleine Abstriche in der Benotung machen: Das kann Smartwool kuscheliger! Zum Beispiel mit dem Modell Light Cushion Mid Crew Hike Socks (56% Merino, 41% Nylon (recycl.), 3% Elastan). Langer Name, aber gute Performance – vor allem zum Mountainbiken, Bikepacking oder Bike + Hike in den Alpen oder nordischen, kühleren Regionen. Gibt es ab 17,47 €. Mein vergleichbarer Tipp von Darn Tough für diese Aktivitäten lautet: Hike/Trek Micro Crew mit der Fasermischung 59% Merino, 39% Nylon und 2% Spandex. Gibt es für 31,90 €.
Test und Text von Armin Herb hier mit Terrex Jacke
Armin Herb ist freier Journalist, bekannt als Autor vieler Mountainbike-Bücher und testet auch für ADVENTURE-magazin. Er arbeitet unter anderem als Autor für die Magazine Mybike und Wanderbar! und ist Partner von SRT (Süddeutsche Redaktionsgemeinschaft Tourismus). Vor mehr als 20 Jahren hat der Wahl-Münchner das Mountainbike für sich entdeckt. Am liebsten kurvt er durch die Bayerischen Alpen und macht Ausflüge nach Tirol, Südtirol und ins Trentino.
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