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Von 0 auf 1000 Kilometer

Teil 2: Das Trainingslager in Italien
 
   
An Karfreitag geht es kurz nach 3:00 Uhr los nach Riccione in unser gewohntes Trainingsrevier. Ziel der Woche soll sein, an meiner „Bergschwäche“ zu arbeiten und dabei mindestens 15.000 Höhenmeter zu machen. Ich habe das neue Cervelo S3 und das leichte R5 eingepackt, auch um Erfahrungen für die Langstreckenevents zu bekommen. Mandy hat ihr neues Grace eBike dabei, um mich zu begleiten. Das Monsterteil läuft über 40 km/h und so wird sie als Trainingspartnerin auch ihren Spaß haben.  Die 12- stündige Anreise durch kilometerlange Staus ist schon die reinste Geduldprobe. Ich nehme es positiv und sehe die als Mentaltraining für die kommenden Ultradistanzen an. Nach der Ankunft lasse ich es mir nicht nehmen noch eine kleine Bergrunde zu drehen. Über Croce geht es moderat hoch uns gleich wieder hinunter ins Tal. Doch ich biege leider zu früh rechts ab und so muss ich mich in einer Wand mit mindestens 25 Prozent hochschrauben um nach Montescudo zu gelangen. Als Einstieg ins Trainingslager habe ich dann auch schon 43 Km und über 500 Hm in den Beinen.  
 
 

Am ersten vollen Trainingstag will ich gleich einige Berge fahren, um einen Einstieg und  einige Höhenmeter zu bekommen. Am ersten Anstieg ist ein italienscher Rennradfahrer komplett von der Rolle, als wir ihn mit 35km/h überholen und Mandy locker tretend an ihm vorbeifährt. Er fährt plötzlich neben uns und ruft entsetzt mehrmals „ Mountainbike, Mountainbike“! Er hat nicht realisiert, dass sie ein eBike fährt. Leichter Regen empfängt uns im Hinterland, doch wir fahren Anstieg um Anstieg hoch. Erst als der Regen stärker wird, kehren wir in unser Lieblingskaffee ein und genießen leckere süße Stückchen. Kurz vor dem Hotel erwischt uns die Regenfront dann doch noch voll. Trotzdem stehen am späten Mittag 108 Km und 1.600 Hm auf dem Papier.

 
 
 

Sonne pur ist am zweiten Tag angesagt. Wir rollen über die Panoramastraße inmitten ganzer Pulks von Rennradfahrern. In Pesaro drehen wir um und genießen das ganze Procedere inklusive der  Ausblicke auf das Meer noch einmal. Am Nachmittag gebe ich es mir dann nochmals voll und trete die steilen Anstiege nach Montescudo und Sassofeltrio hoch. Ergebnis des Tages: 140 Km mit 1.900 Hm.        

Am dritten Tag will ich endlich die 2.000 Höhenmetermarke knacken. Auf dem Weg hoch nach Montescudo überhole ich eine Rennradgruppe eines Nachbarhotels. Sie kriechen förmlich den Berg hoch. Bis Montecerignone begleiten mich blühende Felder mit Raps und Löwenzahn. Nach Villagrande habe ich dann die 1.000 Meter Marke überschritten und es wird merklich kälter.

 
 
 

11 Kilometer Abfahrt sind es hinunter und an San Leo vorbei. Der folgende Anstieg hoch nach Fiorentino ist hart und lang, doch im oberen Bereich auch wieder flüssig zu befahren. Über Mercatino Conca und Fratte geht es zum Abschluss noch einmal hoch nach Montescudo. In knapp 5 Stunden habe ich 111 km und über 2.000 Hm in den Beinen.  

Der nächste Morgen empfängt uns mit Hochnebel. Wir fahren zunächst zur Burg in Gradara, die auch heute von Touristen übervölkert ist. Richtig steil wird es in Montegridolfo für uns. Die lange Abfahrt von Saludecio entschädigt jedoch für die Mühen des Tages. Da es am Nachmittag aufreißt, fahre ich nochmals die Panoramastraße nach Pesaro und zurück. Doch auf den letzten 10 Kilometern erwischt mich wieder der Regen, der aus dem Hinterland kommend aufzieht. Nach 137 Km und gut 1.800 Hm bin ich wieder zurück im Hotel.
 
 
 

Am 5. Tag will ich das Training nun steigern und eine harte Bergtour wegdrücken. Von Ospedaletto geht es zu Beginn wellig hoch nach Montescudo, wobei sich zwei 10 % Rampen in den Weg stellen. Der Anstieg von Mercatino Conca hoch nach San Marino ist noch recht human, doch dann folgt das anspruchsvolle Bergsträßchen hoch nach Albereto. 16 % über einen längeren Zeitraum drücke ich nun hoch, zum Glück ist es heute recht kühl. Über einen Höhenrücken geht es über Croce hinunter nach Osteria Nuova. Danach folgt wieder eine steile Rampe hoch nach Montefiore Conca. Die Straße ist so glitschig, dass beim Wiegetritt das Hinterrad wegrutscht. Also fahre ich im Sattel sitzend hoch bis auf knapp 350 Meter. Vorsichtig rolle ich anschließend nach Morciano hinunter um dann wieder als Abschluss hoch nach Saludecio zu fahren. Der Tag brachte mir so feuchte 96 km mit 1.700 Hm.        

 
 

Der 6. Trainingstag sollte der längte des gesamtes Urlaubes werden. Zusammen mit Stefan, Marc, Thomas und Yannick, die auch in unserem Hotel sind, wollen wir die Toskana-Tour fahren. Obwohl Sonnenschein angesagt ist, regnet auf den ersten 40 Kilometern. Erst bei  Montecerignone reißt es auf und die Sonne zeigt sich. Nachdem wir Carpegna durchquert haben, geht es 300 Höhenmeter hinauf zum Passo Cantoniera.

 
 
 

Nach der rasanten Abfahrt fehlt plötzlich die Straße. Ein Bergrutsch hat auf hundert Meter die Fahrbahn weggerissen. Jedoch lassen wir uns davon nicht aufhalten und tragen die Räder über das Geröllfeld. Nach einer schwierigen Abfahrt über eine 18% Gefällstrecke sind wir auch schon in Sestino, wo wir in einem kleinen aber feinen Restaurant eine lange Pause einlegen.
Der letzte Anstieg des Tages hoch nach Tavoleto stellt dann auch kein großes Hindernis mehr dar.  Auf den 153 Km haben wir so über 2.200 Hm bewältigt.    

 
 

Nach der Bergtour vorgestern und der lagen Tour bis in die Toskana gestern, steht am vorletzten Tag der berüchtigte „Monte Cippo“ auf dem Programm. Die 50 Kilometer bis Carpegna sind schnell weggedrückt. In der Pinguin Bar stärken wir uns nochmals mit leckeren süßen Teilchen und zwei Latte Macchiato, die sogar noch besser sind als in unserem Stammkaffee in Tavullia. Der ganze Ort steht im Zeichen des Giro d´ Italia, der am 17. Mai hier durchfährt um dann hoch zum „Cippo“ abzubiegen. Als wir uns bei Einheimischen nach der Befahrung der Strecke erkundigen, „googeln“ sie dies sofort auf ihren Smartphones und zeigen uns dann Bilder mit einer Baustelle und einem Bauzaun davor. Wir wollen es trotzdem probieren.

 
 
 

Nach dem obligatorischen Foto am Einstieg steigt die Straße mit geschätzten 20 % in die Höhe. Ich versuche von Anfang an ein gleichmäßiges Tempo zu fahren, denn es sind über 6 Kilometer bis zum höchsten Punkt. Mandy fährt mit ihrem eBike mehrmals vor und schießt Bilder. Schöne Erinnerungen an die Strecke des Leidens der Schmerzen und des Schweißes. 

 

Nach der Berghütte und der Schranke wird es einsam. Bis hierher konnten noch Autos die Strecke befahren. Der Höhenmesser zeigt nun vierstellige Werte an. Die Straße windet sich nun in unzähligen Serpentinen nach oben.  

 

Dann bei 1.250 Höhenmeter die genannte Baustelle. Jedoch ist der Bauzaun offen und wir tragen und schieben die Räder über den Schotter. Die Italiener wollen für den Giro d´Italia die Strecke in tadellosem Zustand präsentieren.

 
 
 

Noch ein paar weinig Kehren und wir sind endlich oben. Mein Garmin zeigt 1.375 Meter über dem Meer als wir das überdimensionale Pantani-Denkmal erreichen. Ein Schwede, der sich auch hier hochgequält hat macht Bilder von uns bevor wir wieder zurück ins Tal nach Carpegna rollen.

 
 
 
Um die heutige Tour jedoch mit noch ein paar mehr Höhenmetern anzureichern, fahren wir von Mercatino Conca hoch nach San Marino. Danach von Faetano wie schon erwähnt die Strecke hoch nach Albereto mit ihrem 16 % Anstieg. Der Abschluss bildet das wellige Terrain über St. Clemente hinunter nach Riccione. Diese „Königsetappe“  hat 127 Km und 2.400 Hm zu bieten.  
 
Noch 700 Höhenmeter fehlen mir am letzten Tag bis zur 15.000 Hm Marke. Also anstatt Strand und Gelati gilt es nochmals ein paar Berge zu bezwingen um das Ziel zu erreichen. Am ersten Anstieg nach Gradara merke ich, dass die Beine nach einer Woche schon etwas schwer sind. Die dann folgenden 10 % hoch nach Montegridolfo lassen den Schweiß schon in Strömen fließen.

Das Castello Mondaino und das Castello Montefiore Conca bilden den kulturellen Abschluss unserer Trainingswoche. Beide Orte erinnern an alte Ritterfilme aus den 60er Jahren.

 
 
Auf der gefährlichen Abfahrt von Montefiore Conca, versuche ich das S3 an die Grenzen zu bringen. Da die Straße sehr schlecht ist, springt das Rad wie ein wildgewordener Stier. Ich versuche immer später zu bremsen. Plötzlich verliert das Hinterrad schlagartig die Haftung und das Rad geht quer. Ich löse für einen Wimpernschlag die Bremse und das S3 stabilisiert sich sofort, sodass  ich die Kurve gerade noch bekomme.  Der Grenzbereich der Continental GP TT Reifen ist auf trockener Straße sehr schmal.  Auf Grund der Schläge verliere dann auch noch meinen Tacho.  
 
 
Am letzten Tag kamen so nochmals gut 1.000 Hm auf mein Konto. Damit habe ich in der Trainingswoche die 15.000 Höhenmetergrenze doch noch geschafft.  
   

Fazit des Trainingslagers:
Das Cervelo R5 ist wesentlich bequemer als das S3, welches jedoch in der Ebene besser „rollt“. Die 25 Millimeter Reifen sind um ein vielfaches besser zu fahren als die harten Continental TT Reifen mit 23 Millimeter. Diese sind bei Nässe noch mehr mit Vorsicht zu genießen. Die Mavic R-SYS Felgen bremsen besser als die Carbonfelgen von Lightweight, wobei die Bremsperformance bei Mehrfachbremsungen und der damit vorhanden Wärme zunimmt. Der Unterscheid bei Nässe ist noch etwas ausgeprägter. Für die flachen Brevets werden ich deshalb das S3 einsetzen, für die Bergbrevets wie den 1000er in Österreich wohl eher das R5. Bei der Brevetwoche in der Schweiz werde ich nochmals beide Räder einsetzen.  

 
 
 
Seite 1   Die ersten RTFs
Seite 2   Trainingslager Italien
 
Alle Beiträge:
Teil 1:   Die Vorbereitung
Teil 2:   Die ersten RTFS und das Trainingslager Italien
Teil 3:   Die ersten Marathons und Brevets von Mai bis Juli
Teil 4:   Das Finale – der Radmarathoncup 2014




 

     
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  Zahlen, Daten und Fakten des Trainingslagers  
 

996,9              Kilometer
15.387            Höhenmeter
43:50              Stunden im Sattel

 
   
     
     
     
     
     
 

   
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