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Von 0 auf 1000 Kilometer

Teil 3: Die ersten Marathons und Brevets von Mai bis Juli  
   
Am Tag der Arbeit, also am 1. Mai, stand der Rennradmarathon in Ochtendung auf dem Plan. Da ich mich in meinem jugendlichen Leichtsinn auch für diese Serie angemeldet hatte, hieß es nun bei mindestens 6 Rennradmarathons starten und natürlich auch finishen. Der Wecker klingelt bereits um 3:45 Uhr und so quäle ich mich lustlos aus dem Bett. Vor dem Haus ist alles nass, es hat die Nacht über geregnet. Auf dem Park&Ride Parkplatz Erbes-Büdesheim an der A63 lade ich Rudi ein und schon kurz nach 6 Uhr sind wir im regnerischen Ochtendung.  
   
   
Überraschend ist viel los am Start und eine halbe Stunde später rollen wir durch den Start-und Zielbogen. Sofort stellen sich ersten Hügel und Wellen Richtung Mayen unserer Fahrt in den Weg. Auf den ersten 15 Km haben wir schon 300 Hm in den Beinen, was sich natürlich auf die Durchschnittsgeschwindigkeit nachhaltig auswirkt. Nach dem Kloster Maria Laach kommt die Sonne hervor und wir genießen kurz darauf die erste Verpflegung bei Rhodius in Brohl.  
   
   
Danach folgt ein langer Anstieg mit über 400 Höhenmeter. Danach geht es leicht bergab bis zum Schloss Bürresheim, es rollt hier mit knapp 40km/h richtig gut. Hinter Mayen hat Rudi den ersten Plattfuß. Meine Patronen funktionieren nicht und er pumpt deshalb fleißig und gedultig den Reifen hart auf.  
   

   
Über kleine Nebenstraßen und eine schnelle Abfahrt mit fast 70 km/h rasen wir hinunter zur Mosel. Jetzt geht es zunächst noch moderat hoch in den Hunsrück.  
   
   
Beim Kloster Engelsport steht ein älterer Rennradfahrer an der Straße und winkt uns anzuhalten. Er ist total entkräftet und kann nicht mehr weiterfahren. An der nächsten Verpflegung, an der es warmes Essen und allerlei Getränke gibt, informieren wir den Veranstalter, der ihn abholen lässt.

Doch vor der Abfahrt wieder hinunter zur Mosel sind noch einige giftige Gegenanstiege zu bewältigen. An der Mosel wird es dunkel am Himmel und es beginnt zu regnen. Als der Regen einsetzt hat Rudi einen zweiten Platten. Unter einem Baum flicken wir wieder den Reifen. Der letzte Anstieg durch ein enges Tal bringt uns zur letzten Verpflegungsstelle. Dort erhält Rudi zur Sicherheit und kostenlos einen neuen Schlauch. Von hier sind es noch 17 km leicht wellig bis zum Ziel in Ochtendung. Nach über 8 h reiner Fahrzeit, 218 Km und 2.722 Hm ist damit der erste Marathon der Supercupserie absolviert.

Als Fazit muss ich sagen, dass der Rennradmarathon Ochtendung top organisiert, die Verpflegung reichlich ist, die Leute immer freundlich sind und die Streckenauswahl perfekt ist. Den 1. Mai muss man sich merken, da geht es in Zukunft nach Ochtendung!

 
 
 
Die Brevetwoche in der Schweiz vom 12. bis 17.5.2014:
Montag, der 200er Brevet (228 Km, 2.064 Hm, Fahrzeit 8:54h, Schnitt 25,6 km/h)

Am Vorabend des ersten Brevets regnet es in Strömen. Also nicht die besten Aussichten um in einer Woche drei knallharte Brevets in der Schweiz zu fahren. Zusammen mit Kerstin, Thomas und Jürgen stehen wir am darauffolgenden Morgen bei natürlich leichtem Regen und kalten Temperaturen am Start.
 
 
Start und Ziel der Brevets über 200, 300 und 400 Kilometer ist das Hotel Grauholz bei Bern. Knapp 50 Rennradfahrer stehen in wetterfester Kleidung kurz vor 8:00 Uhr und hören den Anweisungen des Veranstalters Adi Zimmermann zu. Leider verstehen wir nur Bahnhof, denn die Ansprache zum Ablauf hält er in reinstem schweizerdeutsch.  
 
Einige Teilnehmer ziehen sofort los, als ginge es darum, die "Tour de Suisse" zu gewinnen. Wir lassen es jedoch am Anfang recht locker angehen. Zunächst führt die Strecke über welliges Terrain in Richtung Thuner See, den wir im Uhrzeigersinn umrunden. Der Himmel klart dabei etwas auf und im Hintergrund erkennen wir die Eispanzer der 4.000er. Das Ostufer führt uns zunächst durch Felstunnels und auf der gegenüberliegenden Seite auch gleich nach Leissigen, wo sich der erste Kontrollpunkt befindet.

Der Rückweg führt entlang des Westufers und danach den gleichen Weg zurück nach Ittigen. In Ittigen stehe ich an einer roten Ampel als ich plötzlich vehement beschleunige. Ein Autofahrer hat mich übersehen und mit seinem rechten Außenspiegel am linken Ellenbogen erwischt. Ich gehe über den Lenker und kann mit einem Ausfallschritt gerade so einen Sturz verhindern.

Als der Autofahrer nach der Ampel anhält sind plötzlich innerhalb weniger Minuten drei Polizeiautos da und nehmen die Sache auf. Als die anderenVerkehrsteilnehmer vorbeifahren und mit großen Augen das Polizeiaufgebot sehen, fühle ich mich fast schon wie ein Schwerverbrecher. Nachdem die Polizei sich vergewissert hat, dass mir und meinem Rennrad nichts passiert ist und der Autofahrer sich mehrmals bei mir entschuldigt hat, geht die Fahrt weiter. Nach der Kontrolle in Ittigen bei Start und Ziel geht es auf die zweite Schleife, die etwas hügeliger werden sollte.
 
 
Es sind über 400 Höhenmeter von Oberdiessbach bis hinauf nach Jassbach zur Kontrollstelle an einem Fahrradladen. Hier zieht sich unsere kleine Gruppe schon weit auseinander. Von hier geht es mit hohem Tempo durch das Emmental, das durch den gleichnamigen Käse weltberühmt wurde.

Apropos Käse - an der Käserei in Affoltern finden wir im Gegensatz zu vielen anderen Teilnehmern sofort die Kontrolle. Das letzte Stück ins Ziel stellt dann keine weitere Schwierigkeit mehr da und nach knapp 9 Stunden Fahrzeit sind wir wieder am Hotel Grauholz in Ittigen. Wie wir dort erfahren ist der Profirennfahrer Fabian Cancellara auch die Strecke mitgefahren. Der mehrfache Weltmeister und Klassikergewinner war mit einem 40er Schnitt doch etwas flotter unterwegs als wir.
 
 
 
Mittwoch, der 300er Brevet (327 Km, 3.182 Hm, Fahrzeit 13:26h, Schnitt 24,3 km/h)

Der Start zum 300 Km Brevet findet schon um 6:00 Uhr am Morgen statt und es sollte ein langer und harter und vor allem nasser Tag werden. Es nieselt leicht und alles ist patschnass. Wie am Vortag geht es steil hoch nach Jassbach und danach steil bergab nach Steffisburg am Thuner See. Die Abfahrt ist glitschig und kurvenreich und verlangt unsere vollste Konzentration. Heftiger Platzregen prasselt auf uns nieder und macht das Fahren auch wegen der Kälte zu einer Zitterpartie. Meine Brille beschlägt und ich fahre den anderen nur noch im Blindflug hinterher. Der lustige dunkelhäutige Teilnehmer, der uns schon beim 200er Brevet aufgefallen ist wird von einem Schweizer Fernsehteam begleitet, das eine Reportage über ihn dreht. Er und das Fernsehteam werden wir am heutigen Tag noch mehrmals treffen.

 
 
Bei Temperaturen von gerade einmal 5 Grad geht es wellig Richtung Freiburg in der Schweiz. Heftige Schauer, kurze sonnige Abschnitte und Wind wechseln sich regelmäßig ab. Beim Überholen am Berg von Bacary Egger, so der Name des dunkelhäutigen Kollegen, ruft er mir zu, "Du bist eine Maschine - deutsche Wertarbeit"! Mit seinen bestimmt 100 Kg ist dies nicht sein Terrain.

Als wir hungrig an einer Bäckerei anhalten und uns darin mit heißem Kaffee und Baguettes versorgen kommt unser Fernsehstar kurz nach uns auch herein. Sofort ist die kleine gemütliche Bäckerei überfüllt mit Kameramann und Tontechniker. Doch wir brechen bald wieder auf, denn es sind noch über 200 Kilometer bis ins Ziel. Nach Bulle geht es über eine Hochebene immer weiter in Richtung Genfer See. Inmitten der Abfahrt erwischt uns voll ein Hagelschauer, das uns zwingt, uns an einer Tankstelle unterzustellen. Wenige Augenblicke später ist der Spuk jedoch vorbei und die Sonne lacht uns über dem See zu.
 
 
In Schwegenheim lockert sich schlagartig mein Sattel uns ich muss eine kleine Notreparatur vornehmen und die Schraube festziehen. Richtung Pfälzerwald haben wir nur Gegenwind und so sind wir froh an der Verpflegungsstation etwas Essbares zu erhalten. Da ich noch kein Flaschenhalter montiert habe, und schon über 60 „trockene“ Kilometer in den Beinen habe, trinke ich 5 Becher Tee. Von nun an wird die Strecke bergiger und entlang der alten Weinstraße vernichten wir Höhenmeter um Höhenmeter. Noch spüre ich den Marathonlauf vom letzten Wochenende, die Spritzigkeit fehlt noch etwas.   
 
In Klingenmünster biegen wir rechts ab in den Wald. Die Verpflegung in Silz ist mir sehr willkommen, denn der härteste Aufstieg der RTF Dudenhofen sollte bald kommen.  Von der Abzweigung vor Dernbach sind es fast 250 Höhenmeter auf 7 Kilometern. Eine anschließende rasante Abfahrt bringt uns hinunter ins Modenbachthal und nach Weyer, wo sich die letzte Verpflegungsstation befindet.  
 
Die Gegend erinnert mit ihren Weinbergen und den Steilhängen sehr an die Mosel. Nach der stressigen Durchquerung von Lausanne erfreut uns das Buffet am Kontrollpunkt in Tolochenaz bei Kilometer 180.  
 
Die Rückfahrt über Neuchatel und Biel kostet dann nochmals richtig Körner. Als es dann auch noch dunkel wird und eisige Kälte sowie Nässe hinzukommt, sind alle etwas angeschlagen und froh nach über 13 Stunden Fahrzeit wieder im Ziel zu sein.  
 
Freitag/Samstag, der 400er Brevet (447 Km, 4.173 Hm, Fahrzeit 18:44h, Schnitt 23,9 km/h)

Am Freitagmittag um 15 Uhr startet der dritte Brevet innerhalb von 5 Tagen. Kerstin verzichtet auf einen Start und bei mir sind die Beine auch schon wesentlich schwerer als an den vorherigen Tagen. Das Wetter spielt zum Glück mit und die Sonne lacht über den Schweizer Bergen. Die Strecke ist identisch mit der 300er Route, jedoch ist anschließend noch eine Schleife um den Thuner See zu fahren.
 
 
Die Abfahrt von Jassbach macht nun richtig Spaß. Ich kriege bei den 10 % Gefälle über 82 km/h auf den Tacho. Ab Riggisberg haben wir dann Rückenwind bis an den Genfer See. Um Punkt 22:00 Uhr schießen wir durch die engen Serpentinen hinunter nach Vevey. Das letzte Dämmerlicht verwandelt sie Szenerie in ein fast gespenstiges Licht, umrahmt von den schneebedeckten Bergen.  
   

Nach der Durchquerung von Lausanne treffen wir an der spärlich beleuchteten Kontrollstelle ein. Joachim, ein Teilnehmer aus Stuttgart schließt sich uns an, weil Jugendliche sein Navigationsgerät gestohlen haben, als er kurz sein Rad abstellte. Zusammen mit einer größeren Gruppe verlassen wir den Vorort von Lausanne und was uns dann erwartet, wünscht man keinem Radfahrer. Wir haben heftigsten Gegenwind genau von vorne.

 
   
Auf den Geraden schaffen wir nur noch 15 km/h. Ein Alptraum beginnt, die Muskeln werden langsam müde und schlaff. Erst knapp 80 Kilometer weiter bei Neucatel lässt der Orkan nach. Als wir den Kontrollpunkt in Biel erreichen sind es nur noch 4 Grad. Wir frieren erbärmlich und wünschen und nichts mehr als etwas heißes zum Trinken. Doch die Geschäfte haben alle noch geschlossen. Nach einem heißen Kaffee am Kontrollpunkt in Ittigen geht es auf zur letzten Etappe um den Thuner See. Wir sind alle total übermüdet und angeschlagen. Dann nach 18:44 Stunden haben wir es dann geschafft. Der 400er Brevet ist absolviert und nach einer heißen Dusche im Hotel geht es direkt zurück in die Heimat.  
   
Weitere Infos und Fotos gibt es hier.  
   
Zahlen Daten Fakten der Brevetwoche Schweiz 2014  
   
Kilometer gesamt 1.002
Höhenmeter gesamt 9.419
Fahrzeit in Stunden 41:04
Temperaturen in Grad 4 bis 22

 
   
Nach der harten Brevetwoche in der Schweiz steht es am 29.05. wieder eine RTF in der Pfalz auf dem Plan. 2010 fuhren Radkumpel Stefan und ich schon einmal bei widrigsten Bedingungen mit. Auf den 164 Kilometern schafften wir damals einen Schnitt von 26,6 km/h. Diesen galt es nun bei 1.330 Höhenmetern zu überbieten!  
 
Rennradkollege Rudi, der mich auch beim Marathon in Ochtendung begleitete war auch mit von der Partie. Um 7:45 Uhr klickten die Pedale und es ging erstmal flach durch die Rheinebene nach Erpolzheim zur ersten Kontrolle. Unterwegs trafen wir zwei weitere RTF´ler, mit denen wir auf den ersten 20 Kilometern einen Schnitt von knapp 34 km/h traten. Dieses Tempo, so war mir klar, werde ich jedoch nicht durchhalten können.  
   
Nach Bad Dürkheim wurde die Strecke nun hügeliger – es ging durch den sonnendurchfluteten Pfälzerwald. Nach Hochspeyer zweigte die Strecke scharf links ab und wir schrauben uns hoch Richtung Johanniskreuz um dann bald wieder talwärts nach Westen abzubiegen. Immer hoch und runter und immer steiler wird die Strecke bis zum Kontrollpunkt hinter Linden.  
   
Dort treffe ich einen Randonneur, der sich auch für den 1.000er in Österreich angemeldet hat und aus einem Nachbarort stammt. Nach kurzen Smalltalk führt die Strecke nach Waldfischbach-Burgalben und wir nehmen den finalen Anstieg zum 500 Meter hoch gelegenen Johanniskreuz, dem beliebten Motorradtreffpunkt unter die Räder. Unser Schnitt beträgt noch immer 28 km/h trotz der Steigungen.  
   
   
Dort treffe ich unverhofft Jürgen, der auch an der Brevetwoche in der Schweiz teilnahm. Jürgen fuhr am Morgen in Heidelberg mit dem Rad los und will heute eine 240 Kilometertour als Vorbereitung auf seinen 600er nächstes Wochenende in Freiburg machen. Zusammen mit drei weiteren Rennradfahrern fliegen wir förmlich das Elmsteiner Tal hinunter nach Lambrecht. Das Ablösen im Wind klappt ganz passabel und die Geschwindigkeit fällt kaum unter 40 km/h.  
   
Mir fällt ein Hinterradlutscher auf, der immer nur hinten im Windschatten von uns fährt. Der Held hat ein Trikot von Paris-Brest-Paris 2011 an und genießt die harte Arbeit der anderen. Ich fordere ihn lautstark auf auch mal vorne im Wind zu arbeiten. Er ruft mir zu, dass er schon 64 Jahre alt ist. Ich schicke ihn nach vorne – Alter schützt vor Arbeit nicht. Doch an der Spitze wird das Tempo durch ihn immer langsamer, so dass die anderen ihn überholen.  
   
   
Ab Neustadt haben wir fast nur Gegenwind. Rudi geht in den Wind und drückt über 30 km/h, alle anderen hängen gezeichnet hintendran. Nach über 5 Stunden sind wir dann wieder zurück in Böhl-Iggelheim. Der Schnitt lag bei über 30 km/h. Jetzt heißt es regenerieren, denn am Sonntag ist Marathon in Bexbach im Saarland und dabei geht es in Falkenstein 25 % berghoch!  
   
Es ist drei Tage später und Sonntag. Pünktlich um 3:50 Uhr klingelt mein Wecker und ich quäle mich aus dem Bett. Meine Lebenspartnerin dreht sich nochmal um und hält mich nun für total bescheuert. Ich will als Vorbereitung nochmal einen Marathon locker fahren um mich und auch das CERVELO S3 für den 600 Km Brevet am Niederrhein an Pfingsten abzustimmen. In einer dreiviertel Stunde schneller Autofahrt bin ich in Bexbach im Saarland. Bei der Anmeldung erkennt mich der Chef der Veranstaltung Norbert Ruffing gleich. Ich traf ihn letztes Jahr beim Rennradmarathon in Losheim und er schwärmte mir damals von seiner Veranstaltung in Bexbach vor. Nun stehe ich um 6:00 Uhr am Startpunkt und lausche seinen Worten. Etwa 30 Rennradfahrer stehen quasi mit gewetzten Messern zwischen den Zähnen bereit um loszulegen.  
   
Die ersten drei Kilometer fährt Norbert mit dem Auto voraus und macht so die Strecke durch Bexbach frei. Danach geht es gleich mächtig zur Sache. Obwohl ich mir eine lockere Fahrt verordnet habe und lediglich einen 25er Schnitt fahren will, halte ich mich am Ende des Feldes, das mit über 40km/h loslegt. Wenn ich jetzt schon abreißen lasse, halten die anderen mich bestimmt für ein Weichei.  
   
   
Nach 30 km kommt die die erste Verpflegung in Sicht und ich freue mich schon auf ein zweites Frühstück - doch das Feld knallt einfach rast weiter. Nur vier Fahrer halten an und Essen und Trinken etwas. Bis hierher haben wir einen Schnitt von knapp 35km/h auf dem Tacho. Ich bin nun mit zwei älteren Saarländern und Andrea der Frau von Norbert Ruffing unterwegs, die ein zügiges aber nicht übermäßiges Tempo fahren.  
   
Die erste lange Steigung ist die Auffahrt zum Schneeweiderhof auf 490 Meter. Bei der Abfahrt nach Essweiler bremst Rollsplitt den Geschwindigkeitsrausch ein wenig. Nach der Verpflegung in Essweiler geht es wellig weiter bis ins Alzenztal bei Schweißweiler. Hier gilt es nochmals sich zu stärken, denn der Hammer kommt jetzt gleich bei Kilometer 94.  
   
   
Falkenstein, unter Insidern ruft der Name schon Schweißperlen hervor, bevor sie auch nur einen Meter hinaufgefahren sind. Drei von uns vieren kennen die Wand mit 25 %, die sich vor uns auftürmt. Hier heißt es locker reinfahren und dann irgendwie hinauf. Mir kommt in der Kehre und der steilste Stelle das Vorderrad hoch und muss blitzschnell reagieren um mich nicht nach hinten zu überschlagen.  
   
   
Ein Kollege ist bei der Hälfte total fertig und macht auf Höhe der gleichnamigen Burg eine kurze Pause. Zwar treffen wir ihn nochmal bei der Verpflegung in Gerbach, doch Falkenstein hat ihm im wahrsten Sinne des Wortes den Zahn gezogen. Er ist platt und an den folgenden Steigungen fällt er immer weiter zurück. Immer wieder geht es in Wellen und Steigungen weiter Richtung Lauterecken. Irgendwoher müssen die angekündigten 3.000 Höhenmeter auch herkommen. Erst in Essweiler, das wir ein zweitesmal ansteuern ist die Bergfahrerei endlich vorbei. Danach kommt die letzte nennenswerte Steigung, danach erwarten uns nur noch kleine Wellen. Jetzt schlägt die Stunde meines CERVELO S3. Ich gehe an die Spitze und trete was die Beine hergeben - das Tempo fällt bei leichtem Rückenwind nicht mehr unter 40 km/h. Das S3 ist ein Tempobolzer für flache Strecken, das Rad geht wie ein heißes Messer durch die Butter.  
   
   

An der letzten Verpflegung genehmige ich mir ein paar Becher Cola. Nach 210 km ist es dann endlich vollbracht. Mit einem 27,6er Schnitt bin ich ganz zufrieden. Einen großen Teller Nudeln verschlinge ich noch vor Ort und bin somit fit für die Heimfahrt.

 
   
In den Nachrichten wurde vermeldet, dass es das heißeste Pfingsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden sollte. Da ich sehr hitzeempfindlich bin, ahnte ich schon im Vorfeld, dass es für mich knüppeldick beim 600 Km Brevet am Niederrhein kommen wird.  
   
   
Zusammen mit Kerstin und Thomas, die auch bei der Schweizer Brevetwoche mit am Start waren, lauschen wir den Worten des Veranstalters Michael Thiel an Pfingstsamstag. Von einer Haushaltsleiter herab schwört er die Randonneure auf die Strecke ein. Vom klassischen Stahlrad mit Übergepäck bis hin zum ultraleichten Carbonrenner stehen alle Arten von Straßenrädern bereit.  
   
   
Ab 8 Uhr werden die Fahrer und wenige Fahrerinnen in 3 Startblocks losgelassen. Kerstin, Thomas und ich sind in Startblock zwei und rollen mit ca. 20 anderen Randonneuren in die morgendliche, noch frische Luft. Erst geht es kurz nach Holland und dann wieder zurück nach Deutschland. Das Feld fährt immer flott mit 35 – 40 km/h, wir halten uns kräftesparend im hinteren Drittel. Erst als die Streckenführung etwas komplizierter wird, fällt es in mehrere Teile auseinander. Es geht nun über kleine Sträßchen und betonierte Radwege wieder Richtung holländische Grenze. Als Thomas und ich kurz anhalten um die Streckenführung zu checken, rasen die anderen weiter. Ich muss danach für 5 Kilometer weit über 40 km/h drücken um wieder den Anschluss zu bekommen.  
   
Nach Kerkrade in Holland machen wir Pause an einer Tankstelle und versorgen uns mit eiskalten Getränken und einigen Snacks. Es ist nun nicht mehr weit bis zum ersten erwähnenswerten Anstieg hoch zum Dreiländereck Holland/Belgien/Deutschland auf 527 Meter. Ich bin als Dritter unserer Gruppe oben und fahre fast am Kontrollpunkt vorbei. Unter dem riesigen Ausschichtturm machen wir noch schnell ein Erinnerungsfoto und fahren flott durch die Serpentinen hinunter nach Belgien. Die Landschaft ist sehr wellig und die Hitze wird langsam unerträglich. Über kleine Nebensträßchen nähern wir uns stetig der Wesertalsperre unserem nächsten Ziel.  
   
   
Hier gilt es die Jahreszahl der großen Tafel zu notieren. Das Bauwerk gilt als das wichtigste Trinkwasserreservoir Belgiens. Der anschließende Weg durch den Wald führt immer stetig in die Höhe bis es nach der Grenze in Deutschland auf einen traumhaften Radweg, einen ehemaligen Bahndamm geht. Wir sind hier schon in der Eifel und schon bald in Simonskall bei der nächsten Kontrolle.  
 
Wir essen in einer Gaststätte leckeren Kuchen und trinken Kaffee. Jetzt geht es für mehrere Kilometer steil bergauf. Danach genießen wir die lange Abfahrt in die Ebene nach Eschweiler. Da die Sonne immer noch erbarmungslos vom Himmel knallt, suchen wir uns in Heinsberg noch ein italienisches Eiskaffee und genießen Waffeln und Apfelstrudel. Es sind noch über 80 Kilometer bis nach Geldern, wo uns Veranstalter Michael mit seiner Frau Moni leckere Nudeln und Getränke serviert. Gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die Pastaparty. Wir schieben die Räder durch das Wohnzimmer in den Garten und genießen die kalorienhaltigen Speisen.  
   
Ich fühle mich zusehends immer schlechter, mein Kopf und mein Körper fangen regelrecht an zu glühen. Als Kerstin mich darauf anspricht und mir an den Kopf fasst stellt sie fest, dass ich Fieber habe. Langsam fahren wir zurück zu Start und Ziel wo das Auto steht. Thomas bringt Kerstin in ihre Pension, sie will sich eine Stunde lang ausruhen. Ich rolle meine Isomatte hinter dem Auto aus und lege mich darauf. Als ich in den Sternehimmel blicke, beginnt sich alles um mich herum zu drehen und mein Plus rast im roten Bereich – wie soll ich in diesem Zustand noch 300 Kilometer schaffen?  
   

Um kurz nach 1:00 Uhr brechen wir wieder auf. Doch zuvor dusche ich unter einer kühlen Flasche Mineralwasser, die Thomas über mich schüttet. Ich trinke noch eine kleine Flasche Cola und nehme eine Schmerztablette, damit sich das Fieber senkt.

 
   
   
Zwei Randonneure, die neben uns parken und auch gerade auf die letzten 300 Kilometer wollen, schließen sich uns an. Zu fünft sind wir schnell in Holland und fahren über abgelegene Straßen Richtung Meer. Bei jeder unserer Pausen verschwinde ich in den Büschen. Ich will hier gar nicht beschreiben was mir und wo es mir aus den Körperöffnungen herausläuft. Bei einer kleinen Pause in der Nähe von Apeldoorn lege ich mich direkt vom Rad in den Wald und schlummere ein.  
   
   
Der letzte Kontrollpunkt ist eine ungemütliche Autobahnraststätte mit einer unfreundlichen Kassiererin. Wir sitzen zwischen osteuropäischen LKW´s und kauen lustlos auf Brötchen und Sandwiches herum. Langsam habe ich die Schnauze von vom Dasein als Randonneur. Jetzt sind es noch gut 150 Kilometer bis ins Ziel nach Twisteden. Zum Glück ist es heute nicht so heiß wie gestern und nach einer Stunde fängt es sogar leicht an zu regnen. Wir fahren auf den letzten 100 Kilometern zuerst am Rhein und dann an der Maas entlang - Holland zeigt sich nun von seiner besten Seite.  
   
Dann endlich, kurz nach 15 Uhr sind wir im Ziel in Twisteden. Nach einer reinen Fahrzeit von 24:29 Stunden, was eine Gesamtzeit von gut 31 Stunden bedeutet, haben wir es geschafft. Mein zweiter 600 Kilometer Brevet, der echte 622 Kilometer lang war, ist damit vorbei. Der Durchschnitt von 26,5 km/h ist in Anbetracht der Radwege in Holland und meiner Verfassung auch nicht übel. Ich habe meine Zeit vom Vorjahr um 6 Stunden unterboten und bin damit auch 2014 wieder Superrandonneur.  
   
Nach Rücksprache mit meinen Arzt in den folgenden Tagen rät er mit ab, beim 1000 Kilometer Brevet an den Start zugehen. Mein Karpaltunnelsyndrom an der rechten Hand ist durch den 600er auch nicht besser geworden, im Gegenteil, sogar der rechte Arm schmerzt komplett und der Hitzschlag ging doch ganz schön an die Substanz. Ich ändere deshalb meine Ziele und konzentriere mich für 2014 auf die Supercupserie. Fünf Marathons brauche ich noch, und die sind teilweise auch ganz schön anspruchsvoll. Um wieder fit zu werden trinke ich nun täglich "wohlschmeckende" Elektrolytgetränke!  
   
Eine Woche nach meiner 600 Kilometer Odyssee fahre ich zusammen mit Rudi nach Lupburg in der Oberpfalz, um am dortigen Jura Radmarathon teilzunehmen. Rudi hat seinen neues Titanrennrad dabei, ein echte Augenweide. Das beschauliche bayrische Dorf empfängt uns mit fast schon professioneller Aufmachung für uns Rennradfahrer. Nach der Anmeldung genießen wir die Atmosphäre und sitzen zusammen mit einigen Radfahrern bzw. Randonneuren auf dem Sportgelände. Eine Randonneuse aus München kommt dann noch hinzu, deren Rennrad wahrscheinlich genauso alt ist wie sie selbst. Die vielen Roststellen und die Ausstattung mit pinkfarbenen Täschchen erstaunt uns doch sehr.  
   
Als sie loslegt und uns ihre Radmarathons von Mailand-San Remo bis zur Flandern-Rundfahrt aufzählt, sind wir baff. Den Ultrabrevet Paris-Brest-Paris fährt sie auch schon seit 2003, zuletzt in 84 Stunden. Ich halte dagegen, und erwähne. dass ich vor zwei Jahren Paris-Roubaix gefahren bin, worauf sie entgegnet, dass sie dort schon zwölfmal am Start war. Jetzt bin ich besser still um nicht als Greenhorn aufzufallen.  
   
Nach einer entspannten Nacht mit nur 4 anderen Radfahrern in der neuen Sporthalle von Lupburg, stehen wir um fünf Uhr auf und eine Stunde später geht es auf die Strecke. Bei nur 11 Grad ist es noch sehr frisch und die ersten kleinen Anstiege lassen die Muskeln langsam auftauen. Nach 5 Kilometern überholen wir die angesprochene Randonneuse, die sich einen Anstieg buchstäblich hochquält. Mit ihrem uralten Helm und ihren pinkfarbenen Turnschuhen vom Discounter ist sie eine doch sehr eigenwillige Erscheinung.  
   
   
Langsam werden wir warm und es rollt immer besser. Das Profil bis zur ersten Verpflegung beinhaltet nur einen heftigen Anstieg. An der Kontrollstelle ist die Hölle los. Das Angebot an Getränken und Speisen ist unüberschaubar und reichlich. Danach finden sich immer wieder größere Gruppen, die regelrecht durch die Flusstäler jagen. Ca. 12 Rennradfahrer hängen sich bei Rudi und mir in den Windschatten und genießen bei 37 km/h die Geschwindigkeit. Als der erste Berg kommt, zerfällt die Gruppe und wir bleiben nur noch zu viert am höchsten Punkt übrig. Die Strecke wird nun immer welliger, doch der angenehme Rückenwind trägt uns förmlich vorwärts. Bei Kilometer 100 haben wir einen Schnitt von 30,4 km/h auf dem Tacho und bis dorthin mehr als zufrieden.  
   
   

Doch die Höhenmeter sollten noch kommen. Die Damen bei der Verpflegungsstelle Altmannsberg, die nur für die Marathonfahrer eingerichtet ist, warnen uns schon vor, sie sagen uns, dass nun der härteste Teil der Strecke kommen würde.

 
   
   

Und sie haben recht – nach Altmannsberg sieht das Höhenprofil aus wie ein Sägeblatt. Zusammen mit zwei anderen Marathonfahrern quälen wir uns nun Anstieg um Anstieg, Welle um Welle hoch, der Gegenwind pfeift uns zusätzlich ins Gesicht.

 
   
   
Es geht kaum einmal einen Meter kerzengerade, jetzt spüre ich den 600er vom letzten Wochenende immer heftiger in den Beinen, doch da muss ich durch.  
   
   
Die Steigungen weisen immer um die 8 – 10 Prozent auf und nagen gewaltig an der Substanz. Zum Glück sind die Temperaturen mit gut 20 Grad heute erträglich. Bis zur nächsten Verpflegung legen wir so über 600 Höhenmeter zurück, was sich natürlich den Schnitt gewaltig auswirkt. Nach einer letzten Stärkung geht es noch 13 Kilometer bis ins Ziel in Lupburg. Alle Finisher müssen dort über eine Rampe fahren und werden von einem Moderator angefeuert. Der Tacho zeigt 209 Kilometer und einen Schnitt von 28,7 km/h an, bei 2.190 Höhenmetern nicht schlecht für das dritte harte Wochenende in Folge.  
   
   
Jetzt geht es an Fronleichnam für drei Tage mit dem MTB an den Bodensee und am nächsten Sonntag zum dritten Supercupmarathon ins Saarland. Nach über 300 Kilometern mit dem MTB um den Bodensee steht am 22.06. mein dritter Supercup Marathon auf dem Programm. Langsam artet die Sache in echtem Freizeitstress aus. Das heißt, Samstag um 17:30 Uhr Räder ausladen und das R5 für den Sonntag einladen, danach Klamotten waschen und Essen. Schnell schlafen und um 3:45 Uhr bereit für den Rennradmarathon in Riegelsberg machen.  
   

Noch müde fahre ich um kurz nach 6 Uhr an der Köllertalhalle bei gerade einmal 10 Grad los. Am ersten Anstieg bemerke ich, dass ich nicht rund treten kann. Bin ich zu müde oder habe ich das Fahren auf dem Rennrad verlernt? In den Wiegetritt zu gehen ist unmöglich, große Gänge mit Kraft drücken gehen einigermaßen.

 
   
Nach 31 Kilometern ist die erste Verpflegungsstelle in Tholey. Bis hierhin sind es schon über 400 Höhenmeter. Mein Schnitt liegt bei knapp 25 km/h und ich bin total frustriert – wie soll ich die 200 Kilometer mit den vielen Höhenmetern schaffen bei dem rumgeeiere. An meinem Rad kann ich zunächst nichts Außergewöhnliches feststellen. Im Hunsrück werden die Straßen immer steiler und es ist ein Kampf mit dem Rad und den Steigungen. Wenigstens ist das Wetter optimal und es herrscht fast kein Verkehr.  
   
   
An der zweiten Verpflegung in Züsch schaue ich mir nochmals mein Rad etwas genauer an. Jetzt stelle ich mit Entsetzen fest, dass die Kurbeln nicht waagrecht zueinander stehen sondern etwas versetzt sind. Jetzt heißt es also Augen zu und durch, es sind ja nur noch gut 120 Kilometer.  
 
Ich treffe hier einen Rennradfahrer aus dem Saarland, mit dem ich beim Bexbach Marathon schon die letzten 50 Kilometer zusammen fuhr. Er und seine zwei Kumpel begleiten mich fortan auf der Strecke. Da er sehr auffällige Radschuhe in neongrün trägt und auch noch Ähnlichkeit mit Andre Greipel hat, fiel er mir gleich wieder auf. Bis nach Kell am See liegen die meisten der Höhenmeter hinter uns. Von hier sind es nur noch wenige Anstiege bzw. Wellen hinunter nach Riegelsberg. Unterwegs fahren wir noch auf einen Supercup-Fahrer aus Bietigheim auf, der uns zuerst optimalen Windschatten bietet und sich dann vorbildlich mit uns im Wind ablöst.  
   
Nach fast genau 201 Kilometern und über 2.500 Höhenmetern ist dann der 3. Supercup Marathon für mich vorbei. Jetzt fehlen mir noch drei weitere Veranstaltungen für die Auszeichnung Supercup 2014.  
   
Nach zwei heftigen Monaten ist nun etwas Regeneration angesagt. Der nächste Supercupmarathon in zwei Wochen also Anfang Juli im Schwarzwald wird mit knapp 4.000 Höhenmetern bestimmt kein Zuckerschlecken!  
   
 
Statistik Mai/Juni 2014:  
Statistik
   
   
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Teil 4:   Das Finale – der Radmarathoncup 2014
 
Alle Beiträge:
Teil 1:   Die Vorbereitung
Teil 2:   Die ersten RTFS und das Trainingslager Italien
Teil 3:   Die ersten Marathons und Brevets von Mai bis Juli
Teil 4:   Das Finale – der Radmarathoncup 2014
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 




 

     
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