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Cervelo
 
Von 0 auf 1000 Kilometer

Teil 2: Die ersten RTF´s und das Trainingslager
von März bis April
 
   
Normalerweise startet die RTF Saison wie in jedem Jahr am zweiten Märzwochenende in Schifferstadt. Doch in diesem Jahr bin schon am Tag vorher in Neuwied am Start. Ich bin schon ganz heiß darauf, mein neues CERVELO S 3 zu testen, das ich am Freitagabend um 20 Uhr abholen konnte. Der Parkplatz in Neuwied ist schon fast voll als ich um 9:30 Uhr am Start eintreffe. Als ich Punkt 10 Uhr losfahren will, ruft mich ein Fotograf zu sich, der Bilder für die örtliche Zeitung macht. Er meint lapidar, dass er noch ein blaues Trikot für das Bild braucht. Am ersten Kreisverkehr fahre ich dann auch gleich auf drei weitere Rennradfahrer auf, die ein flottes Tempo fahren und beschließe erst einmal am Hinterrad zu lutschen.  
   
   
Bei Isenburg, unterhalb der gleichnamigen Festung biegen wir dann rechts ab.  Malerisch zieht sich die Strecke dann auch bald am Flüsschen Sayn entlang immer leicht bergauf. Leider ist die Straße noch feucht und damit etwas Vorsicht angebracht.  Ab und zu gehe ich auch einmal nach vorne in den Wind und so erreichen wir mit einem Schnitt von weit über 30km/h die Verpflegungsstelle kurz vor Selters. Von nun an geht es wieder die gleiche Strecke bergab. Die Gruppe rollte perfekt und wir rollen mit 34 bis 40 km/h durch die leicht geschwungenen Kurven.
Dort verabschiede ich mich von meinen Mitfahrern, die Jungs sind schon 63 Km von Remagen angefahren. Ich fahre nun das Tal wieder hoch bis Selters, die 71 Kilometer lohnen sich ansonsten nicht für mich. Alle, die von nun an meinem Hinterrad lutschen, lassen früher oder später abreißen.
 
   
   
Nach 3:15 Stunden bin ich wieder zurück in Neuwied. Die erste Testfahrt mit meinem neuen Cervelo S 3 verlief damit höchst erfolgreich - mein Schnitt lag bei 32,6 km/h.  
   

   
Am nächsten Tag hieß es dann auf nach Schifferstadt zur Pfälzer Saisoneröffnung. Als mich Stefan um Punkt 7:00 Uhr abholt, ist es noch eiskalt. Das Thermometer zeigt 0 Grad an und wir frieren erbärmlich. Als ich schon meinte, dass mein Zehen abgestorben sind, erreichen wir endlich Schifferstadt. Thomas, auch ein Super Randonneur aus dem letzten Jahr, begleitet uns von nun an. Zusammen mit einem weiteren durchtrainierten RTF Fahrer lassen wir die Räder laufen und fahren von nun an auch wieder einen Schnitt von weit über 30 km/h.  
   
   
Die letzten Kilometer fahren wir sogar in einer 8er Gruppe, was besonders für mich nach diesem Wochenende entspannter ist. Am Nachmittag mache ich dann noch eine MTB-Tour mit Mandy den Rhein entlang zur Regernation. Somit ist das erst Radwochenende mit 265 Km ganz erfolgreich gelaufen. Der zweite der pfälzischen „Frühjahrsklassiker“ ist die RTF in Lustadt. Als um Punkt 8 Uhr bei mir die Pedale klicken sind es nur 10 Grad und es weht ein kalter Südwestwind. Das wird heute ein anderes Kaliber als noch vor einer Woche.  
 
Es sind erwartungsgemäß in Lustadt auch wesentlich weniger Teilnehmer am Start. Kurz vor dem Ort Lingenfeld fährt ein weiter Starter auf mich auf, an den ich mich dann hänge. Wir wechseln uns in der Führungsarbeit ab und wundern uns in Neupotz, dass wir die Kontrolle in Leimersheim nicht gefunden haben. Ein Anruf beim RV Lustadt bestätigt uns jedoch, dass wir auf der richtigen Strecke sind. Als wir einen Kilometer zurückfahren sehen wir dann, dass die Kontrollstelle gerade aufgebaut wird. Gestärkt durch eine halbe Banane geht es von nun an gegen den teilweise heftigen Wind über den Rheinradweg nach Wörth und dann weiter nach Lauterbourg, das schon in Frankreich liegt.  
 
 
Die zweite Kontrolle erfreut uns dann mit Cola und einigen Snickers - der Wind zog doch schon viele Körner aus den Beinen. Von hier aus verläuft die Strecke durch den Bienwald, wo heute noch Wildkatzen leben. Der Wald hält den Gegenwind etwas ab und so drückt mein Begleiter mit 35 km/h an der Spitze durch das Unterholz. Meine Beine werden langsam schwach, ich bekomme, wie es im Radfahrerkreisen treffend heißt langsam „links und rechts einen Platten“.  
 
In Steinfeld, der Heimat des ehemaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck kollidiere ich fast noch mit zwei Rennradfahren, die auf dem Radweg die Straße kreuzen. Da jetzt einige kleine Steigungen kommen, zieht der Kollege unaufhaltsam weg. Vielleicht war mein zweistündiges Lauftraining am Vortag doch zu viel, um mit solchen Cracks mithalten zu können. Der Rückenwind schiebt zum Glück heftig an als zwei weitere Teilnehmer zu mir aufschließen. In Rohrbach gibt es vom RV Lustadt leckere selbstgebackene Müsliriegel, die mir einige Lebensgeister zurückbringen. Bis nach Offenbach rollt es dann mit bis zu 50 km/h recht gut als mir an der folgenden Steigung komplett der Saft ausgeht. Ich kämpfe mich nun alleine bis ins Ziel und bin dann doch nicht ganz unzufrieden, bei den widrigen Verhältnissen einen Schnitt von 30,7 km7h geschafft zu haben. Da ich für diese RTF mein gutes altes Cervelo R3 dabei hatte, bemerkte ich, dass es auf den Geraden bei über 30 km/h nicht so schnell lief wie mit dem S3. Die Beschleunigung und die Seitenwindempfindlichkeit  war mit den leichten Mavic R-SYS Laufrädern absolut top.      
 
Da nun auch noch die Sonne herauskommt, mache ich zusammen mit Mandy am Nachmittag noch eine kleine Regenerationstour von 53 Km über den Rheinradweg nach Nierstein. Dort hatten wir vor einer Woche ein kleines Lokal entdeckt, in dem es leckeren Käsekuchen gibt. Mit 169 Km Rad und zwei Stunden Lauftraining bin auch ganz zufrieden. Um 20 Uhr schlafe ich schon  noch vor dem „Tatort“ friedlich ein.    
 
 
Es ist der 30. März und der 9. Weinstraßen Marathon steht vor der Tür. Ich bin gespannt, ob meine Vorbereitung mit nur zweimal Lauftraining pro Woche ausreicht. Zusammen mit Dirk und Frank von der TSG Grünstadt stehe ich bei strahlendem Sonnenschein um 10 Uhr in Bockenheim am Start. Ich habe schlecht geschlafen und dazu noch Bauchschmerzen, irgendetwas hat mit der Pasta am Vorabend nicht gestimmt - am liebsten würde ich nicht laufen. Als Ziel habe ich mir trotzdem vorgenommen eine 3:10 – 3:15 h zu laufen. Mit der Mannschaft, also den drei schnellsten Läufer eines Teams wollen unter die ersten drei der gleichnamigen Wertung kommen – einfach wird es nicht. Alle müssen ihr bestes geben, komme was wolle.  
 
 
Der erste Kilometer durch Bockenheim läuft es bei mir noch relativ gut mit einer Kilometerzeit von 4:14 Minuten. Doch schon kurz danach stelle ich fest, dass heute nichts geht. In Kleinkarlbach ist die Streckenteilung, die meisten Läufer biegen auf die Halbmarathonstrecke ab. Kein Wunder, der Marathon weißt fast 500 Höhenmeter auf und ist natürlich alles andere als einfach. Bei Kilometer 11 überlege ich, ob ich aufhöre, ich quäle mich nur noch über die Strecke. Meine Fahrradbegleitung Mandy treibt mich immer an und versorgt mich ständig mit Cola und Schmerztabletten. Meine Beine sind heute wie tot, keine Power – nichts geht. Trotzdem gilt es durchzuhalten, so gesehen eine optimale, wenn auch harte Vorbereitung auf den 1.000 Km Brevet in Österreich.

Am Wendepunkt in Bad Dürkheim bin ich nach 1:37 h, was auf Grund meiner üblen Verfassung noch recht passabel ist. Doch der harte Teil der Strecke kommt erst noch. Das Wetter ist heute am letzten Sonntag im März viel zu heiß, es sind weit über 20 Grad im Schatten.

Ich schleppe mich über die Steigungen der Weinstraße, von genießen kann schon lange nicht mehr die Rede sein. Im Kopf errechne ich meine Zielzeit und hoffe dabei, noch bei 3:20 bis 3:25 h zu finishen  - es sollten dann 3:23 h werden.  Der letzte Anstieg in Asselheim verlangt meinem Körper dann noch alles ab. Auf den letzten drei Kilometern kann ich dann noch einige Läufer überholen, fast alle sind stehend K.O.! Im Ziel bin ich über meine Leistung stinksauer und lasse mir die Medaille nicht umhängen.

Doch das Elend hat noch ein Happyend. Zusammen mit Dirk und Frank von der TSG werden wir Zweiter in der Mannschaftswertung mit lediglich gut 30 Sekunden Vorsprung vor der drittplatzierten Mannschaft aus Kaiserslautern. Meine Laufsaison ist damit beendet, ab nun heißt es Vollgas geben auf den Rennrad für die kommenden Herausforderungen!                 

 
 
 
Eine Woche nach dem Marathon geht es auf dem Rennrad weiter mit der Vorbereitung für die langen Strecken. Die RTF in Dudenhofen steht Anfang April vor der Tür und um kurz vor 7:00 Uhr fahre ich schon los. Es ist teilweise noch kalt in den Senken und leichter Morgennebel liegt über der Rheinebene. In Schifferstadt treffen ich Thomas und gemeinsam rollen wir durch den Wald zur Radrennbahn nach Dudenhofen.  
 
In Schwegenheim lockert sich schlagartig mein Sattel uns ich muss eine kleine Notreparatur vornehmen und die Schraube festziehen. Richtung Pfälzerwald haben wir nur Gegenwind und so sind wir froh an der Verpflegungsstation etwas Essbares zu erhalten. Da ich noch kein Flaschenhalter montiert habe, und schon über 60 „trockene“ Kilometer in den Beinen habe, trinke ich 5 Becher Tee. Von nun an wird die Strecke bergiger und entlang der alten Weinstraße vernichten wir Höhenmeter um Höhenmeter. Noch spüre ich den Marathonlauf vom letzten Wochenende, die Spritzigkeit fehlt noch etwas.   
 
In Klingenmünster biegen wir rechts ab in den Wald. Die Verpflegung in Silz ist mir sehr willkommen, denn der härteste Aufstieg der RTF Dudenhofen sollte bald kommen.  Von der Abzweigung vor Dernbach sind es fast 250 Höhenmeter auf 7 Kilometern. Eine anschließende rasante Abfahrt bringt uns hinunter ins Modenbachthal und nach Weyer, wo sich die letzte Verpflegungsstation befindet.  
 
Hier entledige ich mich meiner Beinlinge, denn die Temperaturen sind fast schon sommerlich. In rasanter Schussfahrt geht es nun hinunter in die Rheinebene und nach Dudenhofen. Nach über 5 Stunden Fahrt stehen dann 157 Kilometer und  1.080 Höhenmeter auf der Uhr. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug „nur“ 29,9 km/h. Zusammen mit der Tour am Samstag und dem „lockeren“ Ausfahren mit über 300 Höhenmetern am Sonntagnachmittag habe ich am ersten Aprilwochenende über 300 Kilometer in den Beinen.   

Mitte April fand dann die letzte Vorbereitungs-RTF statt, bevor die Rennrad-Marathon und Brevet Saison mit distanzen von über 200 Km im Mai losgeht. Um 7 Uhr fahre ich die 10,5 Km zum Start nach Göllheim, wo mir ein älterer Herr des Veranstalters sogleich voller Freude mittteilt, dass in Göllheim ein neuer Stoppomat aufgestellt wird.

 
 
Doch ich will los, denn die Strecke ist heute noch weit. Seit Biedesheim fahre ich mit einem weiteren Rennradfahrer zusammen, der mir erzählt, dass er vor vier Wochen erst mit dem Rauchen aufgehört hat und er seit dieser Zeit trainiert. Der Junge hält auch am Berg locker mit mir mit, was mich doch sehr erstaunt.   
 
Kurz hinter der ersten Verpflegung treffe ich einen weiteren Rennradfahrer, der mich anspricht und meint mich zu kennen. Wie sich herausstellt war der er auch 2012 bei der DLRF dabei und konnte sich noch an meinen damals durch einen Unfall gebrochenen Rahmen erinnern. Von nun an fahren wir die Strecke zusammen. Der Neueinsteiger muss dann auch auf der langen Geraden bei Marnheim abreißen lassen. Das Tempo mit weit über 40 km/h ist zu schnell für ihn. Locker und immer mit leichtem Rückenwind führt der Verlauf der RTF durch die Rheinebene. An der dritten Verpflegung bietet man uns sogar frisch gegrillte Würstchen an, doch wir lehnen ab und begnügen uns mit einer Banane. Hinter Freinsheim wartet der erste und einzige Steilanstieg mit 14 % auf uns. Der Schnitt fällt immer mehr und wir glauben nicht mehr die 30 km/h bis ins Ziel halten zu können. Der Wind ist bei sonnigen 17 Grad heute doch sehr unangenehm und schon eher als kalt zu bezeichnen. Der Weg zum Eiswoog, den wir zum zweiten mal untern die Räder nehmen zieht sich doch ganz schön in die Länge und die danach folgende Steigung geht nur noch mit einer Steigungsrate von 800 Hm pro Stunde.  
 
Unsere Rettung ist die letzte Verpflegung, die mit der ersten identisch ist. Es sind noch 14 Km bis ins Ziel und der Wind steht gut. Obwohl wir nochmals gewaltig am Horn ziehen und mit 45 km/h fast fliegen, steht ein Schnitt von nur 29,85 km/h auf dem Tacho. Nach der Verabschiedung von meinem Mitfahrer habe ich noch gut 10 Km vor mir bis nach Hause. Also trete ich nochmals voll in die Pedale.
Total erschöpft rolle ich um 13:30 Uhr in die Garage und habe es dann doch noch geschafft einen Schnitt von über 30 km/h  zu treten.
 
 
Jetzt heißt es regenerieren und dann ab ins Trainingslager nach Italien.
Weiter zu Seite 2: Trainingslager Italien
   
Teil 1:   Die Vorbereitung
Teil 2:   Die ersten RTFS und das Trainingslager Italien
Teil 3:   Die ersten Marathons und Brevets von Mai bis Juli
Teil 4:   Das Finale – der Radmarathoncup 2014
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 




 

     
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  Zahlen, Daten, Fakten der RTF Saison März und April 2014.  
    RTF km Schnitt  
  08.03.    Neuwied 106 32,6  
  09.03. Schifferstadt 115 30,1  
  16.03. Lustadt 116 30,7  
  06.04. Dudenhofen 157 29,9  
  13.04. Göllheim 172 30,1  
 

 

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